Was es nicht alles gibt! Man glaubt es kaum! Episoden aus dem Kinderleben in Krippe, Kita und Grundschule, erzählt von Praktikantinnen, Erzieherinnen, Leiterinnen, Fortbildnerinnen und Eltern. Aufgeschrieben von Erika Berthold.
In einer Oderbruch-Gemeinde kamen in den vergangenen Monaten viele Flüchtlingsfamilien aus Syrien, Tschetschenien und Afghanistan an. Für die Leute, die dort leben, war das der erste Kontakt mit Menschen aus ganz anderen Kulturkreisen, auch für die Erzieherinnen. In der Nähe ihrer Kita liegt ein „Asylbewerberheim“, und einige Kinder aus geflüchteten Familien wurden schon aufgenommen. Als erstes fragten sich die Erzieherinnen: „Wie sollen wir mit den Eltern dieser Kinder sprechen, damit sie uns verstehen?“ Um es den Eltern zu erleichtern, sprachen sie in gebrochenem Deutsch mit ihnen und duzten sie. Sie meinten das gut und kamen nicht auf die Idee, dass es abwertend wirken könnte. Außerdem berichteten sie: Im Supermarkt ihrer Kleinstadt sei Rindfleisch freitags ausverkauft. Alles weg!
Sofort entstanden die nächsten Fragen: „Was ist mit dem Kita-Mittagessen? Müssen wir den Speiseplan umstellen? Was ist, wenn die moslemischen Kinder aus Versehen doch Schweinefleisch essen?“ Pause. Alle sahen sich betreten an. Da sagte eine Erzieherin: „Wieso müssen wir eigentlich alles verändern? Die Leute kommen doch zu uns! Und wieso soll ich versuchen, sie in deren Sprache zu begrüßen? Sollen sie doch Deutsch lernen!“