Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!
Bilderbuch
„Hallo Donald Trump“, sagt der Buchtitel. Reflexartig zucke ich zurück, weil die direkte Umsetzung politischer oder weltanschaulicher Überzeugungen im Bilderbuch leicht zum Traktat gerät. Aber der lockere Strich der Titelillustration ermutigt mich, weiterzuschauen. Tatsächlich ist die Geschichte über die Vor- und Nachteile von Mauern witzig, verständlich und weist über die Tagesaktualität hinaus auf verschiedene Funktionen von Mauern und auf historische Beispiele wie die Chinesische Mauer oder den Hadrianswall.
Sam lebt in Berlin, und seine Eltern erzählen ihm, wie befreiend es war, als die Mauer, die die Stadt teilte, geöffnet und niedergerissen wurde. Nun schreibt Sam Briefe an Donald Trump, weil der im Fernsehen von „unerwünschten Personen“ sprach, die er mit einer Mauer abwehren will. Sam findet, sein großer Bruder, mit dem er ein Zimmer teilen muss, ist so eine unerwünschte Person. Deshalb könnte Sam eine Mauer gebrauchen, mitten durchs Zimmer. Weder Bruder noch Eltern halten das für eine gute Idee.
Seine Überlegungen teilt Sam Donald Trump in den Briefen mit. Auf den Doppelseiten sind häuslichen Begebenheiten und Fantasien Sams jeweils Szenen gegenübergestellt, in denen Trump Sams Briefe erhält, die den Präsidenten augenscheinlich nicht interessieren.
Zu Hause sind jede Menge Überzeugungsarbeit der Eltern und Verhaltensänderungen des Bruders nötig, bis Sam erkennt, dass es Vorteile hat, wenn einem jemand zu Hilfe kommen oder einen in der Nacht trösten kann, ohne erst eine Mauer niederreißen zu müssen.
Die Geschichte wird vorlesenden Erwachsenen und Kindern viel Spaß machen, und das bisschen Belehrung über das Mauern-Bauen und -Einreißen flutscht unauffällig durch.
wamiki-Tipp: Sophie Siers/Anne Villeneuve: Hallo Donald Trump. Aus dem Englischen von Steffi Kress. Esslinger Verlag, Stuttgart 2019, 32 Seiten, 13,00 Euro, ab 5 Jahren