Kinderbuch der Woche: Vermeintlich fremd

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse.

Bilderbuch

Durch flächige Illustration in starken Farben und kräftigem Strich zieht das Buch die Blicke auf sich. Dunkles Rot und sandiges Gelb, von einer Diagonale getrennt, teilen sich den Titel. Schwarz wirft ein unheimliches Wesen seinen Schatten: „Zorilla“ zieht sich in glänzenden Buchstaben über den Titel. Wir begegnen ihm wieder auf einer in grelles Grün getauchten Straße, wo ihm die Bewohner – Affen, Hunde und andere Tiere – ängstlich hinterherschauen. Im Hafenviertel beäugen die Tiere neugierig bis misstrauisch die kräftige, dunkle Gestalt im schwarzen Mantel, die ihnen unheimlich ist und über die viel geredet wird.

Zorilla redet mit niemandem. Im Schutze der Dunkelheit kauft er sonderbare Dinge ein, aus seinem Haus kommen unheimliche Geräusche. Als ein paar Mutige sich heranschleichen wollen, werden sie von hellen Blitzen und glühender Hitze vertrieben. Alle haben Angst, stellen aber am nächsten Morgen fest, dass Zorilla verschwunden ist.

„Was ist geschehen?“ fragen sie sich, als sie in Zorillas Haus eine riesige Wanne, einen Schmelzofen und andere seltsame Dinge finden. „Hätten sie nur einmal den Zorilla gefragt“, heißt es in der Mitte des Buches, in der nur der Schatten Zorillas über die Seiten ragt.

Dann erzählt Jutta Bücker, „was auch geschah“: Ein schwarzer Marder tanzt allein und voller Fernweh in seinem Zimmer, baut sich schließlich aus all dem geschmolzenen Glas eine riesige Flasche, so groß, dass er sich hineinsetzen und dahin schwimmen kann, wo es offensichtlich einen anderen oder eine andere seiner Art gibt.

Die wunderschönen, emotionalen Bilder zeigen im ersten Teil die Angst, das Schattendunkel des Zorilla und die furchterregenden Fratzen der anderen Figuren, die ihn zu verfolgen scheinen. Im zweiten Teil sind die Bilder voller Heiterkeit und Leichtigkeit, voller Sehnsucht nach Sonne, Wärme und voller Freude, als Zorilla sich schließlich wie eine Flaschenpost ins Meer, in die Welt wirft. Das sollte man sich mit Kindern unbedingt zu Gemüte führen und vor Augen halten, findet Gabriela Wenke

 

 

 

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