Mach endlich Schluss!

Niemand muss so oft Schluss machen wie die PädagogInnen. Während der Normalbürger höchstens alle paar Jährchen etwas absagt, müssen die PädagogInnen den lieben langen Tag junge Menschen auffordern, etwas zu beenden. Weil die Freispielzeit um oder die Diktatschreibezeit abgelaufen ist, weil ein Zwist zur Kabbelei entartet, weil das Gebrabbel in der letzten Reihe nervt und das eben gehörte Widerwort unverschämt ist. Unzählige Momente, in denen sie zum Schlussmach-Wort greifen. Hören wir mal, welche Wörter zur Verfügung stehen.

Unter Möchtegernen

Möchtest du beim Schlussmachen sanft und einen Hauch partizipativ rüberkommen? Dann wähle den höflichsten aller Modi, nämlich den Konjunktiv, also den Mode-Modus. Verkünde: „Wäre es ok, wenn ihr mal damit aufhört? Wir müssten so allmählich mal zum Schluss kommen. Im Grunde ist die Zeit längst um. Also, ich fände es richtig toll, wenn jetzt jeder mal anfängt, aufzuhören…“ Ernte Zustimmung bei den Kindern: „Ja, wäre im Grunde wirklich toll, wenn wir das täten. Aber wir machen lieber weiter…“

Vorsicht vor falschen ­Konjunktiv- Freunden! Die formulieren streng: „Du möchtest jetzt bitte sofort mit dem Gebrabbel aufhören.“ Vielleicht klappt es ja, und das Kind glaubt, dass es das möchte.

Bei Sonunmachenwirs

Wenn du Überrumplungseffekte liebst, bist du bei den „Sonunmachenwirs“ richtig. Die rufen betont ruhig, aber einen Tick zu laut in die beschäftigte Kindergruppe: „So, nun legen wir alle unser Spielzeug beiseite… (Pause, in der die Kinder verwirrt ihre Sachen ablegen) … und räumen alles auf sei-näään Platz… (abermals Pause, den Blick wachsam schweifen lassen) … und gehen jääätzt ganz ruhig zum Ääässensraum.“

Die Technik der Massenhypnose wurde garantiert in einem solchen Kindergarten erfunden.

Bei den Warlords und -ladys

Du liebst knappe Kommandos und unbedingten Gehorsam? Eine Vielzahl gesellschaftlich akzeptierter Floskeln steht zum Schlussmachen bereit: „Finito! Kein Mucks mehr! Punkt, aus, Ende! Es reicht!“ Oder auf gut Italienisch: „Basta!“

Apropos „Es reicht“: Nutze „Es“-Formulierungen, um dich mit einer unsichtbaren Macht zu verbünden. „Mir reicht´s jetzt“ klingt nach übellaunigen Erwachsenen. „Es ist genug!“ heißt hingegen: Das objektiv aufgestellte Maß ist voll, und ich muss jetzt den Befehl von oben durchsetzen.

Arbeite im Ernstfall mit Lautmalerei: Wie eine Militärblaskapelle klingt ein akzentuiert und am besten in ­Proll-Berlinerisch ausgesprochenes „Hör – uff!“

Unter Sprücheklopfern

Es behagt dir trotz des Erfolges nicht, das Militärische? Dann kleide deine Kommandos einfach in putzige Sprich- oder Reimwörter. Sage „Ende Gelände“, obwohl das eigentlich keinen Sinn ergibt. Behaupte, dass „die Laube“ oder „der Lack“ fertig seien. Sorge für ein bisschen Grusel mit „Aus die Maus!“ Reicht das nicht, dann werde deutlicher: „Klappe zu, Affe tot.“

Bei den Fertigen

Wenn du nicht gern viele Worte machst, dann nutze „Fertig“, das Universalwort für Schlussmachen. Sag es, und Schluss ist.

 

Foto: Eva Blanco Fotografia, photocase

Michael Fink ist Autor und Fortbildner.

Einen Kommentar schreiben

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem * markiert.