Reim-Spaß

Gedicht-Cartoons

 

„Kurt, der Bär, ist viel zu…!“ Ja, das sieht man doch – schwer. Schließlich steht er auf der Waage, in Boxershorts, mit Boxhandschuhen und hochhackig-roten Stiefeln. Jedes Kind, dem die Zeile vorgelesen wird, weiß den Reim: Bär – schwer. So geht das munter weiter mit lustigen Cartoons und viel Nonsens in Wort und Bild, erdacht von Peng. Der Mann heißt so und arbeitete bisher als Cartoonist für Erwachsene. Für Kinder kann er das auch: reimen und passende Bilder dazu erfinden.

Das Ganze ist ein großer Spaß und bringt kleine Poeten auf den Geschmack: mal simpel wie bei „Doris, das Huhn, hat nie etwas zu …!“, mal abgefahrener wie bei „Schnurli, die Katze, wärmt Giovanni die…“. Da ist das Bild eine –fast – notwendige Reim-Hilfe.

Ein Buch für Vorleser, die Spaß haben wollen, und Kinder, die schon ein bisschen sprechen können. Außerdem eignet es sich gut für Erstleser und -schreiber.

Das Kinderbuch der Woche: „Durch den Wald“

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Hinaus ins Leben!
Ein Bilderbuch

Auf dem Titel des Buches schauen sich der blaue Pudel und der rötliche Kater, der einen Käfig mit einem gelben Vogel trägt, ängstlich um. Sie gehen aufrecht, sind angezogen wie Menschen-Kinder und kommen aus einem Einfamilienhaus, in dem sie von der alten Frau Lieb – nomen est omen – verwöhnt und beschützt wurden. Frau Lieb hat Angst vor den Gefahren der Welt. Deshalb blieben sie und ihre drei Schützlinge immer zu Hause.
Doch eines Tages passiert ein Unglück. Frau Lieb wird mit dem Rettungswagen abgeholt und kommt ins Krankenhaus. Die Tiere entdecken, dass Frau Lieb ihre Kette vergessen hat – ein Talisman, ohne den sie gewiss nicht gesundwerden kann. Also überwinden sie ihre Furcht und folgen dem Krankenwagen. Tapfer durchqueren sie den dunklen Wald voller unheimlicher Geräusche. „Hier kommt nur weiter, wer wirklich etwas wagt“ wird ihr Wahlspruch.
Unterwegs treffen sie einen Riesenkeiler und eine Rotte furchteinflößender Wildschweine, die sich über die braven Haustiere amüsieren. Bei der Überquerung eines Bachs landet der Kater mit dem Vogel, der immer noch in seinem Käfig sitzt, im wilden Wasserlauf. Ihre Hilferufe hören die wilden Tiere und beschließen: „Los, Leute kommt, da helfen wir! Ein verwöhnter Kater ist auch nur ein Tier!“
Auf Zuspruch der Krähen gebraucht der Vogel endlich seine Flügel, verlässt den Käfig und kann den Haustieren schließlich den Weg zum Krankenhaus weisen. Frau Lieb freut sich über die drei und gibt sogar zu: „Es macht Spaß, das Leben, wenn man was wagt.“
Mit munteren Reimen, kräftigen Farben und scheinbar naiven Strichen schickt Nele Palmtag Pudel, Kater und Vogel ins abenteuerliche Leben. Vielen Details ergänzen den Text mit Bildinformationen: zum Beispiel das Medaillon-Foto eines „wilden“ Mannes, von dem die drei wohl stammen, denn als Babys schauen sie aus seinem Hut heraus. Kurz: Eine fröhlich gestaltete, humorvolle Ermutigungsgeschichte über den Aufbruch ins Leben.

Mein Buch

Das Sprachbildungsbuch für Kinder

 

Bilderbücher, die ihre Adressaten aus der Rezeptionshaltung heraus­locken und zur aktiven Gestaltung motivieren wollen, haben es auf dem Buchmarkt traditionell schwer. Sie werden oft in die Sach- und Spielbuchecke gedrängt. Einen ähnlich schweren Stand haben Bilderbücher, deren Illustrationen von Kindern und nicht von professionellen Illustratoren angefertigt werden; auch sie sind auf dem Markt nicht nachgefragt, wie zahlreiche Versuche belegen. Mit diesen beiden Hypotheken geht Mein Buch an den Start, ein Projekt, das in der grund_schule der künste an der Universität der Künste Berlin in Kooperation mit wamiki entwickelt wurde. Es geht um einen offenen, kreativen Umgang mit Sprache und Bildern, mit Buchstaben, Wörtern und Bildzeichen. Es geht um Zugänge zur Bildung durch eigene Erfahrungen mit dem Erzählen von Geschichten.

 

Was zunächst nach einem Lernlesebuch für die Grundschule klingt, ist tatsächlich etwas grundlegend Anderes. Das wird schon am Design deutlich: Man öffnet nicht ein Buch, sondern eine Pappschachtel, in der drei Hefte sowie zwei dicke Buntstifte liegen, ergänzt durch einen Stapel leerer Buchseiten.

Heft 1 bietet Ansätze von Geschichten, überwiegend in Bildern erzählt, die Kinder angefertigt haben. Diese Geschichtsanfänge können weitererzählt oder umgedeutet werden, durch eigene Zeichnungen auf freien Heftseiten oder durch Hineinzeichnen in vorhandene Bilder. Die narrativen Vorgaben wechseln dabei in ihren ästhetischen Grundformen, in ihren Stimmungen und in ihrer Sinnlichkeit, so dass hier Erzählen in seinen vielfältigen Kommunikationsformen erfahrbar wird.

Auch Heft 2 führt den offenen, spielerischen Ansatz der Annäherung an Sprache fort. Das Wort Anfang mit seinen einzelnen Buchstaben wird nun zum Spiel- und Experimentierfeld, sowohl für die Macher als auch für die Nutzer. In lockerer Anlehnung an die bildhaften ABC-Bücher kann man sich in die fantasievolle Buchstaben-Welt durch Wort und Bild einklinken.

 

Das dritte Heft verdeutlicht noch einmal die Grundidee der Autor*innen, bildnerische Äußerungen von Kindern als Basis und Motivation für eigene, individuelle Erzählübungen zu nutzen. Auf ästhetisch ausgesprochen reizvollen und anregenden Bildflächen, die Kinder mit Hilfe von Zeichenmaschinen hergestellt haben, kann nun eine eigene längere Geschichte mit einem dramaturgischen Verlauf gezeichnet und geschrieben werden, ohne pädagogischen Zeigefinger oder einengende Vorgaben.

Die Intention des Projektteams, dass sich Zugänge zur (fremden) Sprache über das Erzählen mit seinen bildhaften und sprachlichen Mustern und Regeln, aber auch mit den Möglichkeiten individueller Ausdeutungen ergeben, wird in den drei Heften mit ihren aufeinander abgestimmten Materialien überzeugend umgesetzt.

 

Man versteht die Konzeption dieses ‚Buchs ‘ noch klarer, wenn man sich den kulturpolitischen Hintergrund vergegenwärtigt. Das Autorenteam hat sich zum Ziel gesetzt, mit Mein Buch all den Kindern eine Chance auf Teilhabe an der deutschen Sprache und damit an Bildung zu geben, die durch Migration, Flucht und soziale Ausgrenzung erschwerte Lernbe­dingungen vorfinden. Die Pappbox wurde bereits an viele Kinder in Berlin über die grund_schule der künste kostenlos verteilt. Mein Buch könnte Kindern auch an jedem anderen Ort eine solche Chance bieten, auch oder gerade jenseits der klassischen Lernorte.

Text: Jens Thiele
Fotos: Elisa Bauer

Kosmos

„Ich habe einmal die Welten beherrscht. Nicht nur eine, sondern viele. Ich beherrschte sie mit Spiegeln und Linsen. Ich beherrschte sie mit Licht, Schatten und Zeit. Manchmal beherrschte ich mit einem Augenzwinkern. Durch meine Kamera nahm ein ganzer Kosmos Form an, und jede Welt darin schien durch eine gewisse ungewohnte Logik zu funktionieren.“ Jan von Holleben

Jan von Holleben hat einen Kosmos von sechs Planeten mit wenig mehr als einer Schachtel Requisiten, einem Team williger Menschen, einigen Ausschnitten aus dem Garten und seiner Kamera konstruiert. Klick, Klick, Klick und seltsame Dinge passieren, direkt vor der Kamera, ohne digitale Manipulation: Geister blitzen durch das Berliner Stadtbild. Pflanzen werfen Schatten auf den Himmel. Viele Orte versammeln sich gleichzeitig am selben Ort. Die Monster imitieren die Blumen (oder ist es umgekehrt?). Jeder Planet ist ein optisches Rätsel. Die einzigen Hinweise sind visuell. Keine Antworten werden zur Verfügung gestellt. Dies ist ein Buch für unerschrockene Entdecker. 02.jpg

 

Fotos: Jan von Holleben

Anmerkung: Der Erfinder dieser Planeten vermeidet alle Hinweise auf Gott und auf den Kosmos. Sein Kosmos wird mit einem K geschrieben und ist etwas ganz Anderes.

 

Künstlerbuch: Sechs unterschiedlich große Softcover-Bücher in einer bedruckten und gefalteten Mappe

Planeta Symmatrius:
15 x 21 cm Beschnittene Seite; 30 x 21 cm offen,
48 Seiten; 30 Farbbilder
Planeta Visumbra:
27,5 x 18 cm Beschnittene Seite; 55 x 18 cm geöffnet,
16 Seiten; 7 doppelseitige Farbbilder
Planeta Microidi:
27,5 x 36 cm Beschnittene Seite; 55 x 36 cm geöffnet
28 Seiten; 13 doppelseitige Farbbilder
Planeta Florola:
21 x 28 cm Beschnittene Seite; 42 x 28 cm geöffnet
24 Seiten; 11 doppelseitige Farbbilder
Planeta Phanafulgeo:
23,5 x 31 cm Beschnittene Seite; 47 x 31 cm offen
16 Seiten; 7 doppelseitige Farbbilder
Planeta Isolametro:
27,5 x 18 cm Beschnittene Seite; 55 x 18 cm geöffnet
12 Seiten; 5 doppelseitige Farbbilder

„Kosmos“ von Jan von Holleben erschien Ende 2017 bei Little Steidl, Göttingen und kostet 80 Euro.

Das Kinderbuch der Woche: „Ellington“

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Was man liebt, muss man freilassen

 

Die Klavierlehrerin Frau Treuherz heißt, wie sie aussieht: treuherzig. Eines Tages begegnet ihr ein weißer Erpel, der sie Hilfe suchend anschaut, denn ihn erwartet nach dem Verkauf beim Geflügelhändler nichts anderes als ein Bratofen. Sie weiß sofort, dass der Erpel Ellington heißen muss, nach dem Jazzmusiker Duke Ellington. Sein Blick und der Name, den sie ihm gab, lassen ihr keine andere Wahl: Sie muss ihn kaufen.
Ihre kindlichen Klavierschüler sind besonders entzückt, als sie merken, dass Ellington musikalisch ist und zu allen Stücken tanzt, die mit Federvieh zu tun haben. Als die aufmüpfigen Zwillingsmädchen ihm das Lied aus „Peter und der Wolf“ vorspielen, in dem der Wolf eine Ente verschluckt, wird Ellington wütend. Er versteht die Musik also.
Zwar ist Ellington froh über seine Rettung, doch ihm fehlt die Freiheit. Schließlich nimmt Frau Treuherz ihn an die Leine und geht mit ihm in den Park, wo er sich in eine kleine braune Ente verliebt. Natürlich will er zu ihr, aber Frau Treuherz will ihn nicht an eine Ente und den See im Park verlieren. Sie sperrt ihn wieder in die Wohnung ein, woraufhin Ellington erst randaliert und dann in schwärzeste Trauer fällt.
Der erwachsene Klavierschüler Herr Straubinger, ermuntert durch den Lebensgeist, den Ellington Frau Treuherz eingehaucht hat, verliebt sich ein bisschen in die Klavierlehrerin und bringt ihr ein Ständchen. Als er „Ich wollt ich wär ein Huhn“ singt, stimmt sie ein, tanzt mit ihm, und da mischt plötzlich auch Ellington wieder mit. Das rührt Frau Treuherz so, dass sie den Enterich freilassen kann. „Ellington lächelte, so gut ein Enterich eben lächeln kann“, und Herr Straubinger geht mit zum See, um nicht zu verpassen, wie Ellington mit seinem Ententanz das Herz der Angebeteten erobert.
Schlussbild: Herr Straubinger und Frau Treuherz sitzen in einem Tretboot, dem Ellington, die kleine braune Ente und einer Schar gelb-brauner Küken folgen. Happy End.
Die Geschichte darüber, dass man aus Liebe oder Bewunderung niemandem die Freiheit rauben darf, ist ein Klassiker. Dass es diesmal um eine treuherzige Klavierlehrerin und einen Erpel geht, lässt Erwachsene zwar schmunzeln, aber die Botschaft, von Marlies Bardeli poetisch vermittelt, kommt trotzdem an. Der von mir bewunderten belgischen Illustratorin Ingrid Godon gelingt es mit wenigen gut gesetzten Strichen und sanften Farben, Gefühle, Stimmungen und Charaktere der Menschen und Tiere hinreißend und komisch zu Papier zu bringen. Selten hat jemand eine Ente so überzeugend zum Leben erweckt und tanzen lassen wie Ingrid Godon den Ellington. Ein herausragend schönes Bilderbuch, an dem Kinder ab vier Jahren ihren Spaß haben werden. Selbst jüngere werden dem Treiben des musikalischen Enterichs vergnügt folgen.
Gabriela Wenke

Geboren & Willkommen

Das Geheimnis meiner Geburt

Fotos: Eva von Schirach

Ayca: „Ich wurde in 40 Körnern Reis gebadet.“

Aycas Vater kommt aus der Türkei. In seiner Familie werden alle Babys auf diese Art im Leben willkommengeheißen. Wurdest du auch mit einem Ritual in deiner Familie begrüßt?

Artikel 14, UN-KRK: Alle Kinder haben das Recht, zu glauben und zu denken, was sie möchten und richtig finden.

 

Henri: „An meinem Geburtstag esse ich immer Eis. Das muss einfach so sein.“

Vielleicht kommt Henris Liebe zu Eis daher, dass es am Tag seiner Geburt eiskalt war. Was tust du am liebsten an deinem Geburtstag?

Artikel 12, UN-KRK: Alle Kinder haben das Recht auf eine eigene Meinung und darauf, dass diese angehört und berücksichtigt wird.

Marie: „So sieht mein erstes Foto aus.“

Maries Eltern sind neugierig und sehr glücklich über ihr zweites Kind. Die Familie wächst und verändert sich. Wer gehört für dich zu deiner Familie unbedingt dazu?

Artikel 8 und Artikel 27, UN-KRK: Alle Kinder haben das Recht auf ein liebevolles Zuhause.

Arno: „Ich habe als Baby in einer kleinen, gemütlichen Kiste geschlafen.“

In Finnland werden viele finnische Neugeborene in einen Willkommens- Karton gebettet. Wo hast du an deinen ersten Tagen auf der Welt geschlafen?

Artikel 6 und Artikel 23, UN-KRK: Alle Kinder haben das Recht, sich bestmöglich zu entwickeln und bekommen die Hilfe, die sie ­brauchen.

Rolly: „Am Tag meiner Geburt hat mir mein Vater eine Blume mit ins Krankenhaus gebracht.“

Ähnlich wie Pflanzen, brauchen Kinder zum Großwerden viel Liebe und Pflege. Woran merkst du, dass du von deinen Eltern gut umsorgt wirst?

Artikel 19, UN-KRK: Alle Kinder haben das Recht auf ein Leben ohne Gewalt.

Lilli: „Ich wurde als Baby mit Öl massiert.“

Es ist wichtig zu wissen, was Babys gut tut. Nicht nur das Öl schützt die Haut. Auch die Berührung durch das Massieren und Streicheln stärkt die Abwehrkräfte. Was weißt du über die Pflege von Babys?

Artikel 28, UN-KRK: Alle Kinder haben das Recht, zu lernen und Bescheid zu wissen.

Linus: „Als ich bei meiner Mutter im Bauch war, hat sie am liebsten Lakritze, Fisch, Ei und saure Gurken gegessen.“

Die werdende Mutter ernährt das in ihr wachsende Baby mit. Oft ent­wickeln schwangere Frauen dabei ungewöhnliche Essensgelüste. Weißt du, auf was deine Mutter Heißhunger während der Schwangerschaft hatte?

Artikel 24 UN-KRK: Alle Kinder haben das Recht auf angemessene Gesundheitsvorsorge. Das ungeborene Kind im Bauch der Mutter natürlich auch.

Akhlima: „Diese süßen Schuhe haben mir unsere Nachbarn geschenkt.“

Zur Feier ihrer Geburt haben Akhlima und ihren Eltern von anderen Hausbewohnern viele Babysachen geschenkt bekommen. Wie haben die Erwachsenen und Kinder in deiner Umgebung gezeigt, dass sie sich über deine Geburt freuen?

Artikel 3, UN-KRK: Alle Menschen haben die Aufgabe, sich um das Wohl der Kinder zu kümmern.

Jonathan: „Meine Eltern lieben die Geschichte von der Möwe Jonathan.“

Als Jonathan auf die Welt kam und seine Eltern ihn das erste Mal sahen, war ihnen sofort klar, dass dieser Name zu ihm passt. Wie bist du zu deinem Namen gekommen?

Artikel 8 und Artikel 7, UN-KRK: Alle Kinder haben ein Recht auf Unverwechselbarkeit und einen eigenen Namen.

 

 

Das Kinderbuch der Woche: „Das Kleine“

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Ab heute 52 Mal.

Während in Frankfurt am Main die Buchmesse stattfindet, stellen wamiki und Gabriela Wenke das „Kinderbuch der Woche“ vor: Es ist ein herausragendes Bilderbuch aus dem österreichischen Verlag Jungbrunnen, der es immer wieder wagt, Bücher zu veröffentlichen, die nicht den Mainstream bedienen. Das „Buch der Woche“ heißt „ Das Kleine“, illustriert von der Argentinierin Isol, und manche Erwachsene mögen rätseln, für welches Alter es gedacht ist. Der Verlag sagt: ab 4 Jahren.
Immer, wenn Bilderbücher auch Erwachsene entzücken, weil Strichführung wie Text begeistern, taucht die Frage auf: Ob das Kindern gefällt? Seit Jahrzehnten antwortet Gabriela Wenke: Ja!

Natürlich muss so ein Buch nicht allen Kindern gefallen. Und nicht allen Erwachsenen. Ganz davon abgesehen, dass Erwachsene und Kinder nicht unbedingt das Gleiche berührt, denn: Jeder Mensch – wie alt oder jung er auch sei – hat seine eigene Lesart. Aber die Ankunft eines Kindes in einer Familie, in der man es so freudig und voller Neugier willkommen heißt wie in „Klein“, dieses Wunder berührt tatsächlich alle.
Überzeugen Sie sich – Sie finden unstenstehend die Rezension und übrigens auch in der aktuellen Ausgabe von wamiki (4/2018). Das Buch gibt es in Ihrer Buchhandlung. Oder man bestellt es dort für Sie.
Zurück zum „Buch der Woche“: Meist wird es sich um Neuerscheinungen handeln. Aber manchmal lohnt auch der Rückgriff auf vergangene Jahre, findet Gabriela Wenke, die das jeweilige Buch auswählt. Sie war Mitglied in zahlreichen Jurys und entscheidet nun allein. Das traut sie sich zu, weil sie viel Erfahrung mit Kinderliteratur hat. Urteilen Sie in den nächsten zwölf Monaten selbst, ob Sie – und die Kinder – mit Gabriela Wenkes Empfehlungen zufrieden sind.
Die wamikis und Gabriela Wenke sind gespannt auf Ihre Reaktionen und freuen sich, wenn Sie die Bücher mögen.

Und hier Gabrielas erstes Buch der Woche:

Vom Auf- und In- die-Welt-Kommen

Bilderbuch

Wenn eine Ausnahmekünstlerin wie ISOL ein Buch über die Ankunft eines Kindes in der Welt malt und schreibt, dann wird das kein Babybuch. Es erzählt vom Anfang eines Menschen und zeigt völlig kitschfrei, wie ein „Kleines“ vom Himmel fällt. Mama und Papa haben alle Hände voll zu tun, um es nicht fallenzulassen. Es schreit, und das ist gut so, damit alle merken: Es ist da. Alle staunen, als wäre es das erste seiner Art: so winzig, so perfekt, so geheimnisvoll, wie es da durch die Luft zu schwimmen scheint.

Von der ersten Zeit eines solchen „Kleinen“ wird so berichtet, dass kleine und große Leser sich zu erinnern scheinen, wie das war, in die Welt zu kommen. Mit sanfter Ironie und herzlichem Humor überlegt ISOL, ob das „Kleine“ am Anfang seiner Reise wusste, wohin es wollte: Wir sehen, wie es an einem Steuerrad im Bauch der Mutter sein Ziel avisiert.

Doch die Erinnerungen an das Vorher sind aufgehoben, als das „Kleine“ ankommt. Wir erfahren, wie es die Welt sieht und wie die Welt es sieht. Zum Beispiel hat es wunderbarerweise zwei Zipfel an den Seiten des Kopfes – wie Antennen, die Geräusche transportieren. Das ist ebenso aufregend wie das Trinken und Pinkeln, das Schauen und Rülpsen, das Kotzen und die Kackfee, vielleicht eine Schwester der Zahnfee.

Das eine „Kleine“ bleibt nicht allein – es gibt viele „Kleine“. Sie sind unterschiedlich, bringen andere zum Lächeln und weinen mit, wenn andere weinen. Man kann ihnen nichts vormachen. Sie bekommen unendlich viel mehr von ihrer Umgebung mit, als die „Großen“ merken.

Das Buch ist eine Liebeserklärung an das „Kleine“ und dadurch auch an die Menschen, die sich aufmerksam auf es einlassen und ihr „inneres Kind“ wiederentdecken. Dieses „Kleine“ in jedem Erwachsenen – dargestellt durch blaugestrichelte Figuren –, macht es den neuen „Kleinen“ leichter, sich in der Welt wohlzufühlen.

ISOL kann auch bittere Geschichten erzählen. Aber in diesem Buch, das man allen werdenden Eltern überreichen sollte, feiert sie auf feine und sensible Weise das Wunder, das jedes Kind ist, und ist überzeugt, dass die „Großen“ noch Erinnerungen an das Kleinsein haben. Kindern sagt das Buch: Auch du bist so ein Wunder, das auf diesem Planeten landete. Auch du wirst gebraucht und geliebt.

In einfacher Sprache, mit kurzen Sätzen erzählt ISOL von alltäglichen Beobachtungen. Krakellinien mit gedoppelten Umrissen geben den Bildern etwas zart Zittriges. Die wenigen Farben auf einem Packpapier-Hintergrund verleihen den Aussagen hohe Emotionalität.

Da das Titelbild das kühlste Bild von allen ist, sollte man das Buch unbedingt aufschlagen. Lässt man sich von den anrührenden Szenen führen, wird man feststellen: Das ist große, originelle Bilderbuchkunst.

Naturverhältnisse #wamiki 3/2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie ist Dein Verhältnis zur Natur?

In diesem wamiki-Heft laden wir Dich ein, über unsere Beziehungen zur Natur nachzudenken. Es ist interessant und führt weiter, sich dieser Beziehungen mit Fragen zu widmen, die sonst für zwischenmenschliche Relationen gedacht sind: Führst Du eine feste Beziehung mit der Natur? Oder bevorzugst Du gelegentliche Flirts mit umso mehr Herzklopfen? Vergötterst Du die Natur? Oder siehst Du auch ihre Schattenseiten? Willst Du ihr nach jahrelanger Ferne wieder näher kommen? Zurück zur Natur?

Was erwartest Du von Deiner Beziehung? Soll Dich die Natur im Innersten berühren, Dir beim Auftanken helfen und Dich mit ihrer Schönheit bezaubern? Oder hast Du eher das Gefühl, von der Natur gebraucht zu werden, weil sie ohne Deine Hilfe immer mehr in die Schieflage gerät? Glaubst Du, sie retten zu müssen – oder denkst Du, sie käme ohne Dich und all die anderen Menschen vielleicht viel besser klar?

Betrachtest Du Dich als einen Teil der Natur, sozusagen als ein Familien­mitglied? Oder siehst Du uns zivilisierte Wesen, die angesichts der Digitalisierung immer mehr in virtuelle Welten abtauchen, eher als verlorene Söhne und Töchter?

Welche Rolle spielen Kinder in Deiner Beziehung? Findest Du, dass man die Kleinen vor der Natur schützen muss, weil sie in all ihrer Rohheit und Unberechenbarkeit kreuzgefährlich werden kann? Oder denkst Du, dass sie die eigentliche Pädagogin, eben ein Naturtalent und uns stets überlegen ist – auch im Waldkindergarten?

Fragen, auf die es natürlich viele Antworten gibt. Wir stellen sie trotzdem – aufgrund unserer Pädagogen-Natur – und warten auf Deine Antwort.

Deine wamikis

 

Und hier gehts zur aktuellen Ausgabe unserer Fachzeitschrift wamiki

Die Wurzeln des guten Geschmacks


Warum beginnt eine neue Esskultur beim Anbau? Back to the roots: Wer für den guten Geschmack, für neue, intelligente Lebensmittel kämpft, schützt die biologische Vielfalt und kann damit eine Revolution auslösen. Ein neues Bündnis zwischen Köchen und Bauern ist der natürliche Weg zu nachhaltigen Anbaumethoden und damit zu einem sozialen und kulturellen Wandel: Den Geschmack zu kultivieren lehrt uns, besser und intelligenter zu leben. Carlo Petrini, Gründer von Slow Food und des Agrarnetzwerks Terra Madre, diskutiert mit dem Biologen Stefano Mancuso. Die zerstörerische industrielle Landwirtschaft ist gescheitert, da sind sich die beiden Gesprächspartner einig. Statt lebensfeindlicher Monokulturen, der immensen Vergeudung von Nahrungsmitteln und den immer neuen Künstlichkeiten der Star-Gastronomie geht es darum, die Grundlagen einer neuen Kultur des Essens zu schaffen. Und dabei buchstäblich auf dem Boden zu bleiben und bei den Pflanzen anzusetzen, die 96 Prozent der Biomasse des Planeten stellen und uns in vielem als Modell dienen können. Ein beispielnahes, wunderbar anregendes und zukunftsweisendes Gesprächsbuch zweier leidenschaftlicher Spezialisten zu einem Thema, das den Kern unseres Lebens berührt.

Die Intelligenz der Pflanzen


Ohne die Pflanzen, die uns mit Nahrung, Energie und Sauerstoff versorgen, könnten wir Menschen auf der Erde nicht einmal Wochen überleben. Merkwürdig eigentlich, dass sie trotzdem lange als Lebewesen niederer Ordnung galten, knapp oberhalb der unbelebten Welt. Erst seit kurzem erkennt die Forschung, was schon Darwin vermutete: dass Pflanzen trotz ihrer (scheinbaren) Unbeweglichkeit über stupende Fähigkeiten verfügen, ja über Intelligenz.
Denn außer den fünf Sinnen des Menschen besitzen sie noch mindestens 15 weitere, mit denen sie nicht nur elektromagnetische Felder erspüren und die Schwerkraft berechnen, sondern zahlreiche chemische Stoffe ihrer Umwelt analysieren können. Mit Duftstoffen warnen sie sich vor Fressfeinden oder locken Tiere an, die sie davon befreien; über die Wurzeln bilden sie riesige Netzwerke, in denen Informationen über den Zustand der Umwelt zirkulieren. Ohne Organe können sie so über eine Form von Schwarmintelligenz Strategien entwickeln, die ihr Überleben sichern. Von wegen »vegetieren«! Ein besseres Verständnis der Intelligenz der Pflanzen könnte uns lehren, auf Pestizide zu verzichten, ja bessere Computer und Netzwerke zu entwickeln, meint der renommierte Pflanzenforscher Stefano Mancuso, der uns in diesem Buch anschaulich und voller Leidenschaft eine unbekannte Welt eröffnet.

Ein Tier fragen?

Oder: Welche Frage würdest du gern einem Tier stellen?

SACHBUCH

Ist Natur für alle Menschen gleich wichtig? Das fragt u.a. Antje Damm und stellt zu dieser Frage das Foto dreier Kinder aus Indien. Ihr ist Natur jedenfalls so wichtig, dass sie mehr als 60 Fragen aufwirft, die die Grundlage für lange und tiefe Gespräche mit Kindern sein können: Haben Pflanzen Rechte? Wie wäre es, für immer in der Wildnis zu leben? Was können wir von der Natur lernen? Welche Frage würdest du gerne einem Tier stellen? Wie in ihren bisherigen Fragebüchern bebildert Antje Damm auch das Thema Natur mit vorwiegend eigenen Fotos und Illustrationen und schafft auf diese Weise einfache Zugänge zu oft philosophischen Fragen. Ab 4.

Bäume

Ob üppig im Regenwald wachsend, ob als einsamer Baumriese in der Savanne oder zu Hunderten in Reih und Glied in Wirtschaftswäldern angepflanzt – Bäume sind von unglaublicher Vielfalt und Vitalität. Und von großem Nutzen für uns Menschen: Holz macht nicht nur den Bau von Häusern möglich, sondern verwandelt sich auch in Schiffe, Musikinstrumente oder in das Papier für unsere Bücher. Doch nicht zuletzt sind Bäume für unser Ökosystem unverzichtbar! Piotr Socha, preisgekrönter Illustrator, hat auf augenzwinkernde Weise erstaunliches Wissen über das Wesen der Bäume in Bilder gebannt – und der Geschichte von Menschen und Bäumen ein farbenprächtiges Denkmal gesetzt. Ab 5.