Acht Impulse zum Thema „Entschleunigung“

Alles wird heute immer schneller. Stimmt das wirklich? Im Bildungssystem Tätige diskutieren mal hektisch und dann wieder unvergleichlich lahm, ob das Tempo beim Lernen eher viel zu hoch oder viel zu niedrig ist.

Denn: Genau so schnell wie jetzt – das ist ja langweilig!

Im Folgenden kommen die Vertreterinnen und Vertreter der wichtigsten Positionen mal kurz zu Wort:

Tanja: „Wir leben in einer Zeit, in der sich niemand mehr richtig langweilen kann“, sagt Tanja und ergänzt gestelzt: „Ich will den Kindern diese Fähigkeit, deren Fehlen ja zweifelsohne überall zu Recht beklagt wird, wieder zugänglich machen.“

„Aha. Und wie verschaffst du Kindern dieses wertvolle Erlebnis, Tanja?“

„Ganz einfach. Ich mache die gleichen drei, vier Angebote, die ich sowieso seit Jahren draufhabe. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie zum Gähnen langweilig die sind! Zum Beispiel das Gummibärchenexperiment…“

Schnarch!

 

Lydia: „Unsere Lydia entwickelt sich ganz schön schnell“, berichten Jürgen und Christa, glückselig lächelnd. „In der Krippe hat sie alle Kompetenzen immer als erste erreicht. Und die Erzieherinnen im Kindergarten hatten für sie eine Extra-Packung Prospekthüllen stehen, um die täglichen Entwicklungsschritte ins Portfolio zu heften. Die Lehrerin in der 1. Klasse war hellauf begeistert, und das Überspringen zweier Klassen war dann nur noch Formsache. Sag doch auch mal was dazu, Lydielein, zeig mal, was du alles schon kannst!“

„Kein Bock, Alter, vergiss es!“

„Ist sie nicht schnell? Erst sieben – und die Pubertät schon fast absolviert!“

 

Renate: Die Evaluationskommission schüttelt sich vor Schreck. „Also, die Füttersituation hat uns leider gar nicht zugesagt. Und dann die Mittagssituation im Sedierungs-Raum! Vom Angebot im Hier-nicht-Tobe-Raum gar nicht zu reden“, fasst die Erste Evaluatorin das Grauen in Worte.

„Das heißt, äh…“, Leiterin Renate räuspert sich, „das mit dem Kleine-Montessori-Forscher-Zertifikat würd eher nüscht?“

„Sieht kritisch aus“, bestätigt die Evaluatorin. „Aber vielleicht wär das ja was für Sie: das Retropädagogik-Zertifikat von Radio Nordseewelle – mit den besten Hits der fünfziger, sechziger, siebziger Jahre!“

 

Hilde: „Mir ist es wichtig, dass Pädagogik nachhaltigen Erfolg hat“, doziert Hilde. „Diese ganzen Bildungsprogramme mit ihren tausend Bildungszielen – das geht den Kindern doch da rein und da raus.“

„Und Ihre Pädagogik schafft das besser, Tante Hilde?“

„Absolut“, strahlt die erfahrene Pädagogin. „Ich vermittle seit Jahrzehnten ausschließlich die Jahreszeitenpädagogik! Und glauben Sie mir – ich wüsste kein Kind aus meiner Kita, das nicht heute noch die vier Jahreszeiten kennt.“

 

Adolf: AfD-Adolf, Oberstudienrat a.D ., trifft eine Fee, die ihm einen Wunsch gewähren will. Adolf zögert nicht lange: „Ich will, dass alles so ist wie früher – mit klaren Regeln, keinen Fremden, pünktlich Mittag und netten Frauen, die sich um einen kümmern…“

„Gewährt“, säuselt die Fee silberhell und erhebt ihren Zauberstab: Glitzerregen!

Adolf sieht um sich und fragt erschrocken: „Wo bin ich?“

„Im Pflegeheim ‚Sorgenfrei ‘! Gitti schiebt dich gerade zum Mittagessen, ist doch schon 10.30 Uhr! Huch husch, keine Trödelei!“

 

Vanessa: „Achtsamkeit – das ist gerade voll mein Thema“, schwärmt Vanessa. „Kinder sollen bei mir lernen: Gerade die kleinen, unscheinbaren Momente sind so wichtig, weil man normalerweise hektisch auf die nächste Attraktion wartet, den nächsten Genuss, die nächste Ablenkung. Ich sage dir: In unserer schnelllebigen Zeit braucht es nichts mehr als die Wiederentdeckung des Wertes lustvollen Wartens.“

„Sehe ich auch so, Vanessa.“ Kollegin Klara nickt. „Aber sollten wir nicht trotzdem mal anfangen, die Blumenkohlsuppe aufzutun? Die Kinder sitzen ja schon fünf Minuten am Tisch…“

 

Thorsten: „Meinem Mann ist es wichtig, dass jeder Schüler in seinem ganz individuellen Tempo lernen kann“, berichtet Frau Dr. Heisterkamp ihrer Bekannten beim Plausch in der Fußgängerzone.

„Und was heißt das konkret?“ rückfragt die Bekannte.

„Das heißt, dass mein Thorsten alle Schüler, die nicht in seinem individuellen Tempo mitkommen, sitzenbleiben lässt“, informiert die Studienratsgemahlin.

 

Else: „Dieses Jahr zum Muttertag schenken wir Ihnen kein selbstgebasteltes Herz und auch keine Deko-Kleider­bügel“, eröffnet Else den Elternabend. „Dafür schenken wir Ihnen das Schönste, was es überhaupt gibt!“

Interessiert blicken die Eltern von ihren Displays auf.

„Und das ist Zeit! Kostbare Zeit, die Sie mit dem wertvollsten Menschen verbringen dürfen, den Sie haben!“

„Ach, Gottchen“, flötet Ildikos Mutter, „ich bin sooo gerührt! Äh, was heißt denn das genau?“

„Na, außerplanmäßig drei Schließtage. Ab morgen!“

Was für Heldinnen

im Umgang mit Helden Liebe Heldinnen, hier eine kleine Unterweisung für den Umgang mit Helden – gegliedert in Lektion 1 bis 8. 1 Kein Lob ohne Nachschub Alles am männlichen Held wird gelobt und dann wird nachgeschoben „für einen Helden“. Er könne gut fliegen für einen Helden, er wäre ganz schön stark für einen Helden,…

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Achtung, alle mal achtgeben:

wir achten auf Achtsamkeit!

Einsamkeit kann gut tun, und Zweisamkeit ist noch schöner, besonders am lauschigen Ufer der Dreisam. Danach kam nichts mehr, bis vor einigen Jahren die vielleicht herrlichste -samkeit überhaupt ausgerufen wurde, nämlich die Sechs-? Nein! Sieben-? Nein! Selt-? Die gab es schon. Neu ist aber: Achtsamkeit. Tadaa!!!

Achtsamkeit ist Trend. Sie passt so gut in unsere Zeit wie Vollholzmöbel, dieses dänische Glücksgefühl „Hygge“ mit den Kerzen, grüne Smoothies und lange, bewegende Gespräche im Vier­generationenhaus. Also macht jeder mit, allen voran die kleine Kita am Rande der Stadt, und erst nach zwei Jahren fragt das Team irritiert: „Was is’n das eigentlich, Achtsamkeit?“

Höchste Zeit für diesen Text, einen Blick aus blitzgescheiten, sympathisch nickelbebrillten Augen und das Geständnis: „Ich weiß es auch nicht.“ Gefolgt vom pädagogisch korrekten „Aber ich werde es dir trotzdem erklären“.

Achtsamkeit ist Atmung. Eine weit verbreitete Achtsamkeitsübung für Erwachsene ist es, bewusst zu atmen. Eine wirksame Achtsamkeitsübung mit Kindern ist es, mit ihnen gemeinsam zu atmen. Vorteil der Übungen: Atmen muss man sowieso. Also kann man versuchen, das mal bewusst wahrzunehmen. Nachteil der Übungen: Bewusst Atmen ist nach dem zweiten, spätestens dem dritten tiefen Atemzug irgendwie langweilig. Trotzdem muss man weiter­atmen – und steigert seine Achtsamkeit unachtsam.

Achtsamkeit ermöglicht, sich an kleinen Dingen erfreuen zu können, die man normalerweise übersieht oder sogar blöd findet, wenn man sich nicht fest vornimmt, sie zu beachten. Gut, dass es im pädagogischen Alltag viele dieser kleinen Dinge gibt, oft sogar in Kombination: Wenn man auf einem kleinen Stühlchen im kleinen Raum sitzt, um kleine Kinder zu betreuen, und dafür nur ein sehr kleines Gehalt bekommt, dann hat man sie beisammen – all die kleinen Dinge, über die man sich auch manchmal freuen kann.

Achtsamkeit bedeutet, die Umgebung ganz bewusst wahrzunehmen – mit allen Sinnen. Die Welt hält so viele Klänge, Bilder und Düfte bereit, die wir im hektischen Alltag allzu oft übersehen, weil unsere Augen, Ohren und Nasen nicht achtsam genug sind.

Wer achtsam ist, entdeckt plötzlich überall unverwechselbare Reize – mitten im Kitaalltag: Das neue Tattoo auf der entblößten oberen Pobackenhälfte von Hausmeister Ronny, 54. Den Klang von 18 aufgeregt herumkreischenden Vorschülern in der Turnhalle. Den Duft beim abendlichen Leeren des Windeleimers.

Achtsamkeit heißt, nur still dazusitzen, zu lauschen und zu schauen, was passiert. Das entspricht den beiden klassischen Kernbeschäftigungen des Pädagogen: Beobachtung. Und Gartendienst. Achtsamkeit gibt es auch als Affirmation: „Gib acht bei allem, was du tust.“ So steht es in einem Achtsamkeitsbuch. Früher sagte man schroff: „Träum nicht!“ Oder: „Schau nach links, schau nach rechts…“ Ist man achtsam, wird wahnsinnig viel Oxytocin ausgeschüttet. Ist man nicht achtsam, schüttet man den Früchtetee beim Frühstück aus und bekleckert die Tischdecke.

Achtsamkeit vermittelt man weiter, indem man sie anderen vorlebt – den Kindern zum Beispiel. Es darf aber nicht stressig und laut dabei sein. Leider sind Kinder oft laut und stressig. Um ihnen Achtsamkeit vorleben zu können, sollte man die Anzahl der Kinder reduzieren und diejenigen auswählen, die leise sind und nie Stress machen.

Achtsamkeit bedeutet auch, freundlich zu sein. Man kann Kindern das nahe legen, indem man sie bittet, immer „bitte“ und „danke“ zueinander und zu den Erwachsenen zu sagen. Und indem man sich dafür bedankt, dass sie dieser Bitte nachkommen. Vorteilhaft ist: Das trainierte man all die Jahre schon, in denen es noch keine Achtsamkeit gab. Nachteilig ist: Der Satz „Wie heißt das Achtsamkeits-Zauberwort“ klingt ziemlich kompliziert.

Achtsamkeitsexperten schlagen vor, Kinder kleine Steine sammeln zu lassen, die Steine zu befühlen und darüber zu sprechen, wie sie sich angefühlt haben. Besser als Zementbröckchen von der nächsten Baustelle fühlen sich glatte Kiesel an, die man bei Amazon ordern kann. Man kann sie im Kreis auslegen und mit sanfter Stimme sagen: „Jeder nimmt nur einen Kiesel. Jetzt streichelt jeder über seinen Kiesel und sagt dazu, was er fü – Der Kiesel wird nicht geworfen, Marvin. MARVIN! MARVIIIN! Clarissa, dass du… So, jetzt reichts! Gebt die Kiesel zurück! Wenn ihr nicht achtsam sein könnt, hat das hier alles keinen Zweck.“

Achtsamkeit beinhaltet, auf bewusstere Weise zu essen. Jeden Bissen soll man zweihundertmal kauen, bevor man den feingemahlenen Speisebrei den Schlund hinabwandern lässt – langsam und sehr, sehr achtsam. Vorteilhaft beim Essen ist: Der oft belächelte und kritisierte Kostehappen wird endlich als wertvolle Übung verstanden. Nachteilig für die Kinder: Bewusst gegessene zerkochte Möhrchen schmecken leider noch schlechter als hastig hinuntergeschlungene.

Achtsamkeit heißt, auf die Signale des Körpers zu hören. In dieser schnelllebigen Zeit vergessen wir das oft. Achtsam sein heißt, zu spüren: Mein Körper braucht jetzt Ruhe. Und eure Körper, liebe Kinder, brauchen das jetzt auch. Also: Husch husch in den Achtsamkeitsraum, auf die Achtsamkeitsmatte und mucksmäuschenstill auf die Stimme des eigenen Körpers hören. Nicht flüstern!

Ich mache jetzt ganz achtsam Pause…

Achtsamkeit ist wichtig in dieser Zeit voller Leistungsdruck. Sie hilft Kindern, wieder zu sich zu kommen. Denn achtsame Kinder können abends besser einschlafen und sind am Morgen wacher. Tagsüber sind sie bei der Sache, können ihre Emotionen besser regulieren und sich viel besser auf den Lernstoff konzentrieren. Achtsame Schüler haben bessere Noten. In unserer leistungsorientierten Zeit, in der alle immer perfekt funktionieren müssen, hilft Achtsamkeit, immer perfekt zu funktionieren.

Achtsamkeit ist bestimmt eine gute Idee. Aber in der Praxis heißt Achtsamkeit oft: Malt das Mandala aus, esst langsamer und gründlicher, ruht jetzt, seid dankbar, nicht so gierig, höflicher, leiser. Dann ist Achtsamkeit genau das, was wir in Zeiten wie diesen brauchen: ein neues Deckmäntelchen für uralt-schlechte Pädagogik.

Oder?

Mit Fingerchen und flacher, flacher Hand

 

Nicht nur aus dem Morgenkreis kennt man Fingerspiele. Wohl fast jeder von uns weiß davon ziemlich viele. Auch manch alter Kinderreim bleibt uns unvergessen. Er nervte auswärts und daheim vorm Waschen, Schlafen, Essen. Stimmt der Inhalt immer noch? Autor Fink: „Mitnichten! Krempelt mal die Ärmel hoch und lasst uns neue dichten!“

 

 Die Geschichte vom Fachkräftemangel

 

Fünf Damen sind in die Fachschul’ gegangen,
sie wollten den Titel „Erzieherin“ erlangen.
(Die ganze Hand präsentieren)

Die erste erstarrte: „Powischen? Krass!“
Und fragte, vor Schreck plötzlich leichenblass:
„Gibt’s eigentlich Ausnahmeregeln
für Frauen mit künstlichen Nägeln?“
(Mit dem Daumen wackeln)

Die zweite schimpfte: „Dieses Bildungs-Blabla!
Das ist alles nicht mehr, wie’s früher mal war!
Verschont mich mit Dokumentieren!
Ich mach lieber was mit Tieren.“
(Mit dem Zeigefinger drohen)

Die dritte war zwar die längste,
doch leider auch die bängste.
Sie fing sofort an zu weinen:
„Die machen mich fertig, die Kleinen!“
(Alle zehn Finger vor die Augen halten)

Die vierte war gut im Verspäten
und sprach gern von „Universitäten“,
„empirisch“ und „nicht übertragbar“
und dass heut ihr letzter Tag war.
(Den Ringfinger bewegen und dann verschwinden lassen)

Die fünfte war fabelhaft,
hat niemals ein Kind angeblafft,
stets einsatzbereit und voller Kraft,
aber dann: Weg wegen Schwangerschaft.
(Alle Finger weg)

 

Himpelchen und Pimpelchen ganz oben

 

Himpelchen war ein Trägervertreter,
Pimpelchen der Untergebene.
(Einen Daumen vor dem anderen buckeln lassen)

Sie durften dort oben lange beraten,
mit all den Ministerialbürokraten.
(Daumen ganz wichtig herumwackeln lassen!)

Und nach fünfundfünfzig Wochen
sind sie in Klausur gekrochen.
(Daumen in den Fäusten versenken)

Sitzen da in guter Ruh.
Sei mal still und hör schön zu!
(Schnarchgeräusche imitieren, bis der Ruf ertönt:„Was, schon Präsentation der Zwischenergebnisse? Ist denn eine Powerpoint vorbereitet, Herr Dr. Pimpelchen?“)

Himpelchen und Pimpelchen
stiegen auf die Führungsebene.
(Mit zwei Händen das Gefällt mir-Zeichen bilden)

 

Die fünf Lehrer

 

Fünf Lehrer, die klagten im Lehrerzimmer:
„Die Kinder werden immer schlimmer!“
Der erste erkannte messerscharf:
„Zu viele Kinder mit Förderbedarf!“

„Ich bin doch…“, murrte ein zweiter
„kein Schulsozialarbeiter!“

Der dritte Lehrer beklagte,
wie sehr heut die Kita versagte.
Der vierte schwärmte, wie gerne er
anno dunnemals Lehrer gewesen wär:
„Da war man noch Autorität,
und galt was von früh bis spät.“

Der fünfte schlussfolgerte kühler:
„Besser nicht – da warn wir ja die Schüler!“
(Während des Spiels die Finger lethargisch bewegen)

 

Das Bildungshäuschen

 

In Tante Uschis neuem Bildungshaus
hängen coole Bildungsposter aus.
Doch im normalen Tagesablauf
kocht man eiskalten Kaffee auf.

 

Die fünf Muttis

 

Dort auf dem Elternabend,
da ist der Teufel los.
Da streiten sich fünf Mütter
um die Portfolios.
Der ersten fehlt’s an Fotos,
der zweiten an Niveau.
Die dritte findet, die Kinder
schau’n nicht wirklich froh.
Die vierte beklagt die Kosten
fürs Dokumentiermaterial.
Und Vanessa Schulz ihre Mutti
is der janze Quatsch piepejal.

 

Rabenschwarze Pädagogik

 

Wenn mein Kind nicht essen will,
schwinge ich die Keulen.
Zwar nur die moralischen –
trotzdem wird es heulen.

Wenn mein Kind nicht schlafen will,
lass ich’s halt mit zuen
Augen liegen und nenne das
„freiwillig ausruhen“.

Wenn mein Kind nicht machen will,
was ich ihm befehle,
sag ich, dass ihm Koop’ra-
tionsbereitschaft fehle.

Wenn mein Kind nicht warten kann,
in den Garderoben
bastle ich ein großes Schild:
„Hier woll’n wir nicht toben!“

Wenn mein Kind, ein Junge, spielt
mit der schönen Puppe,
zieh ich’s auf und lach es aus
vor der ganzen Gruppe.

Wenn mein Team mich wieder nervt,
werde ich zum Kranken.
Fehl ich, dann gibt’s richtig Stress.
Werd’n sie sich bedanken!

Wenn der Job mir nichts mehr gibt,
geh ich in den Garten.
Werd’ als Hofaufsicht auf den
Renteneintritt warten.

 

Vorsicht, Fake-Pädagogik!

Überall werden wir betrogen und belogen – sehen wir nur in unseren pädagogischen Spam-Mail-Container: „Halo ich bin Señor Cifuentes de Sola. Ish habe erfahren dass sie haben einzigartige Kind mit incredibile Intellegencia. Ish ihnen anbieten zu bringen diese Chico in meine Kindergarten conceptioniert nach Ansatz der vereehrte Señora Montezorio! Du nur mussen zahlen cliccekleine Gebuhre von 250000000 Mio Dollar auf la mia Conto Segreto! Wenn du nicht mitmache, dann…“

Nein, das wollen wir gar nicht zu Ende lesen. Wir leiden schon genug unter all den Schreckensnachrichten über Fake-Pädagogiken, denen immer mehr gutgläubige Erziehende auf den Leim gehen. Lesen Sie sich nur mal die Polizeiberichte in ihrem pädagogischen Käseblatt durch:

„Einer besonders infamen Masche sind offenbar zahlreiche Kindereinrichtungen auf den Leim gegangen. So gaben sich Mitarbeiter eines ‚Hauses der Forschen Kleinen ‘ als Naturwissenschaftler aus und ließen die Kinder sinnlose, entwürdigende Vulkanexperimente durchführen. Später kam heraus, dass die Spitzbuben es auf die Geldreserven des Bildungsministeriums abgesehen hatten und offenbar schon jahrelang ein Leben in Saus und Braus…“ Schnell weiterblättern!

„Guten Tag, Sie haben einen Satz Eipetts für ihr Haus gewonnen!“ Wer so begrüßt wird, noch dazu von angeblichen Vertretern der deutschen Bildungswirtschaft, sollte Bedacht walten lassen. Nicht so das Team der Kita „Villa Bunterkunt“ im niedersächsischen Dangast. Hellhörig wurden die Frauen auch nicht, als ihnen die angeblichen Pädagogen das Blaue vom Himmel versprachen: voll digitalisierte Bildungsangebote, von Lernpsychologen entwickelte Apps für die lieben Kleinen. Natürlich entpuppten diese Angebote sich nach kurzer Zeit als ultra-öde Lernspiele im Zahlenraum von Eins bis Zwei, aber da waren die Herren längst weitergezogen.

„Ich bin immer noch schockiert“, empört sich die kurz vor der Rente stehende Lehrerin Amalie über eine „Luxus-Fortbildungsreise ins Pädagogen-Glück“, die sich als schnöde Abzocke entpuppte. „Besuchen Sie eine der weltweit größten Bildungsveranstaltungen und erleben Sie hochkarätige Experten in unseren prachtvollen Hallen“, stand in dem Reiseprospekt. Die „Luxusreise“ führte Amalie und ihr Kollegium in eine hässliche deutsche Großstadt, an deren Rand zugige Hallen aufgebaut waren, voller Stände mit quietschbunten Nippes. „Erst als der Referent bei der von uns gebuchten Fortbildung plötzlich verlangte, statt einer Vorstellungsrunde geradezu entwürdigende Bewegungen zu Rolfs Schulweg-Hitparade zu machen, wurde mir der Betrug klar.“

„Endlich genau wissen, was Kinder brauchen“, war den Erzieherinnen Hanne und Isabel versprochen worden. Das Konzept klang super: Easy in der Ecke sitzen, den Kindern zuschauen, ab und zu Kreuzchen machen und vielleicht auch mal ein Foto schießen…“, hatten die Herren von einem „sozialwissenschaftlichen Institut“ erklärt. „Ich hätte stutzig werden müssen, als dann Tonnen von diesen Bögen ins Haus flatterten“, sagt Isabel selbstkritisch und berichtet von einem verwirrenden Einschätz-Verfahren, das sie nächtelang mit dem Ausfüllen und Sortieren von Listen beschäftigt. „Die Kinder beobachten? Keine Zeit. Ich sehe sie ja höchstens mal durch die Lochung in den Einschätzskalen-Zusammenfassungsbögen“, beschwert sie sich, bevor sie wieder in dem Wust unangekreuzter Skalen versinkt.

„Für mich klang das wie ein Zauberwort“, erinnert Waltraut sich an den Tag, an dem ein Herr von einem sogenannten Landesbildungsministerium bei ihr vorsprach. Das angeblich kostenfreie Inklusions-Konzept ermögliche es ihr, versprach der Mann, die OECD-Ansprüche an das deutsche Bildungssystem auf eigene Faust umsetzen zu können. „Ich ganz allein? Da hätte ich stutzig werden müssen“, seufzt Waltraud. „Stattdessen habe ich auf eigene Rechnung Material beschafft, Überstunden ohne Ende gemacht, und als ich mich beschwerte, salbaderte der Kerl von ‚nachzujustierendem Personalbedarf ‘ und ‚gebundenen Händen ‘. Irgendwann tauchte er gar nicht mehr auf.

„Landesbildungsminister kann sich heutzutage jeder nennen“, warnen Fachleute. „Diese nicht geschützte Bezeichnung ruft natürlich jede Menge Scharlatane auf den Plan.“ Sie raten, sich Nachweise über pädagogische Ausbildungen zeigen zu lassen und sich weder von Sätzen wie „Ich habe selbst Kinder“ oder vorgezeigten Parteibüchern angeblich bildungssachkundiger Organisationen wie CDU oder SPD beeindrucken zu lassen.

Doch es gibt auch Hoffnung. Pädagogik-Hauptkommissar Fröbelstein stellte letzte Woche ein umfangreiches Paket von Prüf-Software vor, mit deren Hilfe es möglich ist, gefälschte Pädagogiken zu entlarven. Sehen Sie selbst: „Dieser angebliche Reggio-Kindergarten gleicht bis ins Detail dem italienischen Originalkonzept, und weder Kinder noch Eltern oder neue Kolleginnen könnten erkennen, dass es sich um eine raffinierte Fälschung handelt – vom Remida-Anbau bis zum Fördern der 100 Sprachen des Kindes.“

Sekundenschnell entlarvt der „Concept-Detector“ durch lautes Piepen dem menschlichen Auge nicht wahrnehmbare Fehler wie die Verwendung halbtransparenter Remida-Materialien außerhalb des Leuchttischs. „Das würde Loris Malassori und Maria Monteguzzi sofort über­zeugen“, findet Fröbelstein. Da piept das Gerät schon wieder…

 

Foto: Masur/wikimedia

Kauf dir die glückende Kindheit!

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Unser Leben gleicht einer Reise, sagte irgendein Schlaumeier, und deswegen stimmt das wohl. Also kommt es auf die eine entscheidende Frage an: Habe ich beim richtigen Reiseveranstalter gebucht?

Schauen wir mal rein in den Kindheits-Reisekatalog:

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Glanz der Oberschicht: Genießen Sie eine unbeschwerte Luxus-Kindheit mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten. Starten Sie Ihre Lebensreise in der Privatklinik von Prof. Eusebius nach der persönlichen Entbindung durch unseren Chefarzt, der Sie mit goldener Nabelschnurschere und einem Glas frischer Nobelmuttermilch willkommen heißt. Erleben Sie danach ungestörte Ruhe in unserem Kindergarten „Elite Kids“, wo Ihnen in einem ansprechenden, frei wählbaren Animationsprogramm viele Möglichkeiten der individuellen Fortentwicklung geboten werden. Nutzen Sie als Spielfläche einen der größten englischen Rasen Deutschlands, den unser Mähroboter für Sie besonders kurz hält. Lassen Sie sich rund um die Uhr von unserem Nanny-Team jeden Wunsch von den Augen ablesen – und von kurzen Auftritten unseres für Sie eingeflogenen Elternpaares „Wolfeckart und Sigrid“ überraschen. Genießen Sie es, von Kontakten mit der einheimischen Bevölkerung während der Kindergarten- und Schulzeit weitgehend verschont zu bleiben. Verbessern Sie Ihr Golf-Handicap und begeben Sie sich zum Abschluss der Kindheitsreise auf Tour zu den Eliteschulen Harvard, Eton und Salem. Viel Vergnügen!

Feedback der Kunden

  • Eine herrliche, angenehm wertige Kindheit! Unbedingt empfehlenswert, aber natürlich nicht für jedermann. Gut, dass der hohe Preis unpassende Kunden abschreckt.
  • Von wegen „frei wählbares Animationsprogramm“! Dieser plötzlich aufgetauchte Herr Vati drohte mir an, bei Nichtteilnahme am Geigenkurs die Reise umzubuchen – zur Tour „Problemkind im Internat“. Nie wieder!

Zu Gast im Nicht-Einwanderungsland

Daheim und doch in der Fremde – unter diesem Motto steht die faszinierende Deutschlandreise. Lassen Sie sich hineingebären in eine authentische Parallelgesellschaft, die, unberührt vom wirtschaftlichen Trubel und unangenehmer gesellschaftlicher Teilhabe Ihres Gastlandes, ihren eigenen Traditionen huldigt.

Erleben Sie den Charme historischer Schulbauten, die trotz Zerfalls eindrucksvolle Zeugen der Vergangenheit sind. Wandern Sie auf bequemen Bildungswegen, weitgehend frei von unangenehm-anstrengenden Aufstiegsmöglichkeiten. Erleben Sie Einheimische, die Sie als lieben Gast behandeln, gerade weil sie Sie als Mitbürger nur ungern akzeptieren würden. Wahren Sie als Nutzer unserer Gästekarte, der „befristeten Aufenthaltsgenehmigung“, die Chance auf kostenlose Überraschungs-Rückführung, die Ihr Reiseteam unter allen Mitreisenden verlost.

Feedback der Kunden

  • Angenehm chillige Atmosphäre. Man ist mittendrin und doch unter sich – toll! Habe vor Begeisterung die Reise gleich für die nächsten 45 Jahre gebucht: Auf ausgetretenen Pfaden im Niedriglohnsektor – da fühlt man sich schon speziell wertvoll.
  • Lustig fanden meine Frau und ich dieses Einbürgerungs-Quiz, dessen Fragen sogar den einheimischen Quizmaster überforderten. Schade, dass wir nicht den Hauptgewinn, diese megascharfen „Deutschen Pässe“, einstreichen konnten!

Auf SUV-Tour durch Bullerbü

Genießen Sie die schönsten Lebensjahre in einer sympathischen, authentischen Mittelschichtsfamilie mit qualitätsgeprüften Verhaltensweisen. Erfahren Sie die Annehmlichkeiten einer Rundum-Betreuung: Ihre für Sie persönlich reservierte, stets einsatzbereite „Mama“ verwöhnt Sie mit biologisch hochwertigen Speisen. Ein sympathisch-knuffiger „Papa“ übernimmt alle Transporte im gehobenen Mittelklassewagen, sorgt für die finanzielle Absicherung Ihrer Tour und übergibt Ihnen – ein besonderes Plus – eine liebevoll gestaltete Langzeit-Dokumentation aller Höhepunkte vom ersten Schaukelbesuch bis zur grandiosen Abi-Feier.

Für lehrreiche Vormittage haben wir keine Mühen gescheut, Ihnen je einen Platz in Ihren Bedürfnissen entsprechenden Bildungseinrichtungen zu reservieren. Und nachmittags können auf Wunsch Geige-, Querflöte-, Fußball- oder Mandarin-Kurse und Kontakte zu passenden Altersgenossen gebucht werden.

Feedback der Kunden

  • Größtes Plus: Das Reiseleiterpärchen „Mama & Papa“ war während der ersten zwölf Jahre ständig präsent und bemühte sich, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Größtes Minus: Das Reiseleiterpärchen war auch in den nächsten sechs Jahren ständig präsent.
  • Technik miserabel: Der in unserer Unterkunft angebrachte Fernseher hatte nur zwei Programme – Eins festival und BR Alpha. Die angepriesene DVD-Bibliothek enthielt nur drei angestaubte Filme: Saltkrokan, Langstrumpf 1 und Bullerbü. Schade!

Genießertage am Boden der Gesellschaft

Umgeben von majestätischen Plattenbauten begrüßt Sie Ihre HARTZVIER-Familie im vom Wohlstand unberührten Seitental des Kapitalismus. Hier fühlen Sie sich von Geburt an gut aufgehoben – in Ihrer urwüchsigen Familie, bestehend aus einer sächsisch-imposanten Mutter, vielen Mitreisenden und dem sagenumwobenen „Eckensteher Paule“, einem Vater, wie ihn schon Heinrich Zille in seinem Zeichenblock festhielt: immer mit einer Pulle Bier in der Hand. Diese beiden Reiseleiter sorgen in der zweckmäßig eingerichteten, angenehm schattigen Wohnstube für Ihr Wohl, unterstützt durch unser vielbeschäftigtes Jugendamt. Über Ihre Freizeitgestaltung entscheiden Sie selbst – von intensiven Fernseh- und Spielkonsolengenuss nebst lauwarmem Eistee bis zum „Gang vor die Tür“ mit spannenden Begegnungen: Neonazis, Obdachlose, arme Kinder. Fast alles ist möglich!

Als besonders Highlight werden Sie regelmäßig von speziell ausgebildeten Lehrern zu Problemgesprächen mit und ohne Betreuerteam eingeladen, in denen Sie Ihre Zukunftsvorstellungen vortragen und testen können, wie sie ankommen.

Den krönenden Abschluss der Fahrt bildet die Schatzsuche nach einem Ausbildungsplatz, nach deren erfolglosem Abbruch sich das Team des Jobcenters rührend um sie kümmert. Ein prägendes Erlebnis!

Feedback der Kunden

  • Die als kinderleicht angepriesene Wandertour zu diesem Abitur-Gipfel war der Mega-Flop! Weil unserer Gruppe aus unklaren Gründen Aufstiegsmöglichkeiten verwehrt blieben, erreichten nur zwei Leute den Gipfel – mit jahrelangen Umwegen!
  • Lief wie erwartet. Hab die Reise für meine Kinder gleich noch mal gebucht – und für die dermaleinstigen Enkel auch. Denn welche Alternative gäbe es für Leute wie uns?

Foto: Tom Bäcker (Auf der Sonnenseite des Lebens)

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  • Technik miserabel: Der in unserer Unterkunft angebrachte Fernseher hatte nur zwei Programme – Eins festival und BR Alpha. Die angepriesene DVD-Bibliothek enthielt nur drei angestaubte Filme: Saltkrokan, Langstrumpf 1 und Bullerbü. Schade!

Genießertage am Boden der Gesellschaft

Umgeben von majestätischen Plattenbauten begrüßt Sie Ihre HARTZVIER-Familie im vom Wohlstand unberührten Seitental des Kapitalismus. Hier fühlen Sie sich von Geburt an gut aufgehoben – in Ihrer urwüchsigen Familie, bestehend aus einer sächsisch-imposanten Mutter, vielen Mitreisenden und dem sagenumwobenen „Eckensteher Paule“, einem Vater, wie ihn schon Heinrich Zille in seinem Zeichenblock festhielt: immer mit einer Pulle Bier in der Hand. Diese beiden Reiseleiter sorgen in der zweckmäßig eingerichteten, angenehm schattigen Wohnstube für Ihr Wohl, unterstützt durch unser vielbeschäftigtes Jugendamt. Über Ihre Freizeitgestaltung entscheiden Sie selbst – von intensiven Fernseh- und Spielkonsolengenuss nebst lauwarmem Eistee bis zum „Gang vor die Tür“ mit spannenden Begegnungen: Neonazis, Obdachlose, arme Kinder. Fast alles ist möglich!

Als besonders Highlight werden Sie regelmäßig von speziell ausgebildeten Lehrern zu Problemgesprächen mit und ohne Betreuerteam eingeladen, in denen Sie Ihre Zukunftsvorstellungen vortragen und testen können, wie sie ankommen.

Den krönenden Abschluss der Fahrt bildet die Schatzsuche nach einem Ausbildungsplatz, nach deren erfolglosem Abbruch sich das Team des Jobcenters rührend um sie kümmert. Ein prägendes Erlebnis!

Feedback der Kunden

  • Die als kinderleicht angepriesene Wandertour zu diesem Abitur-Gipfel war der Mega-Flop! Weil unserer Gruppe aus unklaren Gründen Aufstiegsmöglichkeiten verwehrt blieben, erreichten nur zwei Leute den Gipfel – mit jahrelangen Umwegen!
  • Lief wie erwartet. Hab die Reise für meine Kinder gleich noch mal gebucht – und für die dermaleinstigen Enkel auch. Denn welche Alternative gäbe es für Leute wie uns?

 

Foto: Tom Bäcker (Auf der Sonnenseite des Lebens)

Welche Pädagogik lebst du?

Wie viel Mutti oder Vati steckt in deiner Art, auf Kinder einzugehen? Und auf Erwachsene? Michael Fink blättert im wamiki-Lexikon der heimlich gelebten pädagogischen Ansätze und definiert: Die Mutti- (und Vati-) Pädagogik Weiter lesen…

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Make Bildung Great Again

oder
Erziehung nach dem Machtantritt der AfD

Damit wir uns nach der Wahl von Kanzlerin Frauke Petry und dem Amtsantritt von Bildungsminister Höcke nicht allzu sehr umstellen müssen, informierte sich Micha Fink schon mal in AfD-Parteiprogrammen, Reden und Interviews, was die neuen Rechten in Bezug auf die Bildungspolitik eigentlich tun – und vor allem lassen – wollen.

 

Angst vorm Volkstod?

Alle finden Kinder wichtig, aber nur einer sagt, warum: „In unseren Kindern leben Familie, Volk und Nation fort“, heißt es in der „Magdeburger Erklärung“ der AfD. Das stellt klare Anforderungen an junge Paare: „Ich würde die Drei-Kinder-Familie zum politischen und gesellschaftlichen Leitbild machen“, erklärt Björn Höcke. Wie man dieses Ziel technisch umsetzt, steht in der „Magdeburger Erklärung“ – leider biologisch ungenau: „Jeder Mensch auf dieser Welt ist von Mann und Frau gezeugt.“
Schwamm drüber, ermöglichen uns die Forderungen doch eine neue Kultur des Anbaggerns: „Hast du Lust, dich mit mir gegen den Volkstod zu engagieren?“
„Bei mir oder bei dir?“

Ich will zu meiner Mutti!

Fröhlich krabbelt alsbald die erfolgreich erweiterte Nation durch unsere Stube – reif für die Krippe? Nein! „Erziehung ist zuvörderst Aufgabe der Eltern, nicht des Staates“, mahnt AfD- Landtagsabgeordneter André Wendt aus Sachsen. „Kitas sind immer nur die zweitbeste Lösung“, weiß Björn Höcke. Warum denn? „Staatliche Institutionen wie Krippen, Ganztagsschulen, Jugendämter und Familiengerichte greifen zu sehr in das Erziehungsrecht der Eltern ein“, steht im Leitantrag für das Grundsatzprogramm der AfD. Und dass „ein falsch verstandener Feminismus (…) einseitig Frauen im Erwerbsleben, nicht aber Frauen, die ‚nur‘ Mutter und Hausfrau sind, (…) schätzt“.
Weil das mindestens im Osten nicht immer mehrheitsfähig ist, wurde Ex-AfD-Ratsherr Richard Mol in Münster für seine Überzeugung abgekanzelt, „der Bau von Kindergärten“ sei „ein Angriff auf die Verfassung“. Schade, dass er nicht auch die Beobachtung von Kitas durch den Verfassungsschutz forderte.
Unnötig sind für viele Landesverbände auf jeden Fall Krippen, weil „die beste Frühförderung (…) in intakten Familien“ stattfindet. „Nur im Falle familiärer Vernachlässigung sollte der Staat mit organisierten Frühförderungsmaßnahmen eingreifen“, schlägt die AfD Berlin vor. Was gute Familien besser vermitteln können als obskure Krippen und Kindergärten, erklärt wiederum Björn Höcke: „Es werden dort Werte vermittelt, Gemeinschaftsorientierung“ und „eine positive Unterordnungsfähigkeit.“ Wer nicht auf Papa hört, muss in die Krippe.

Keine Duldung für Dildos!

Arbeiten Sie täglich daran, „das klassische Rollenverständnis von Mann und Frau (…) durch staatlich geförderte Umerziehungsprogramme in Kindergärten und Schulen systematisch“ zu korrigieren? Lassen Sie die Kinder unter dem Vorwand von Gesundheitserziehung etwa bei „Zwangsdoktorspielen“ mit „Gratiskondomen und Dildos“ „homosexuelle Praktiken nachstellen“? Fortan ist Schluss mit dem Unterricht in „frühkindliche(r) Masturbation mithilfe von Doktorspielen“, von dem die baden-württembergischen AfD-Frauen Carola Wolle und Christina Baum gehört haben, vermutlich von guten Bekannten. Erbittert kämpft der Leipziger Fraktionsvorsitzende Tobias Keller gegen den Kita-Koffer „Sexuelle Vielfalt“, dessen Inhalt – „Bücher und pädagogisches Begleitmaterial“ – er zwar nicht kennt, aber weiß, dass „bestimmt auch Dildos“ drinstecken. Verdanken sich solche Assoziationen zu Homosexualität vielleicht seinem Konsum von Informationskanälen wie Youporn? Das wäre bedenklich, fordert seine Partei doch in der „Magdeburger Erklärung“, dass der „Schulunterricht auch die Botschaft vermittelt, dass nicht Triebbefriedigung, sondern eine intakte Familie primäres Lebensziel sein sollte“.

Kindergarten – da war doch was?

Hat der Kindergarten nach von „Genderwahn“ und „Hypersexualisierung“ befreiten Bildungsplänen überhaupt noch was zu melden? Gut, dass die AfD Berlin sich an früher erinnert: „Wir fordern die Wiedereinführung der Vorschule, in der Kinder grundlegende Fähigkeiten einüben können und so optimal auf den Einstieg in das Schulsystem vorbereitet werden.“ Andere Konzepte lehnt die Partei ab – zum Beispiel die ja nun tatsächlich grün-versifften Waldkindergärten. Ein baden-württembergischer Landtagsabgeordneter stellt ihretwegen tatsächlich eine Kleine Anfrage im Landtag: „Können sich Kommunen (…) durch das Anbieten von absichtlich unattraktiven Kindergartenplätzen vor dem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz drücken (…) ?“ Entrüstet fährt er fort: „Die quasi Zwangseinweisung in eine bestimmte Art von Kindergarten (in dem Fall ein Waldkindergarten) greift zudem massiv in Wahlfreiheit und Erziehungsrecht der Eltern ein.“ Waldkita-Knast – schlimmer geht’s nimmer!

Nieder mit der Kompetenz!

Doch, es geht schlimmer, denn wir kommen zum Schulsystem. In den lange zurückliegenden Tagen unserer Kindheit gab es ein allgemein akzeptiertes, erfolgreiches Bildungssystem, „bis die ideologisch motivierten links-grün-roten Abrisstrupps mit ihrer obskuren Agenda daherkamen, die da lautete: Ideologie statt Verstand, Gemeinschaftsschule statt Gymnasium, Einheitsbrei statt Dreigliedrigkeit, Kuschelpädagogik statt Fachwissen“, klagt Jörg Meuthen. Deshalb schlägt die AfD vor, das Rad zurückzudrehen: „Statt Binnendifferenzierung müssen wir zum dreigliedrigen Schulsystem zurückkehren, um echte individuelle Förderung zu ermöglichen.“ Das Niveau wird dann natürlich steigen.
„Wir befürworten uneingeschränkt das Leistungsprinzip“, verlautbart die AfD und stellt klar: „Die Wissensvermittlung (Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Lernstrategien) muss zentrales Anliegen der Schule bleiben.“ Sie weiß auch, welche Prioritäten zu beachten sind: „Kompetenzen“ sollen „Bildungsinhalten (…) untergeordnet bleiben.“ Entfallen soll das Teufelszeug des fächerverbindenden Unterrichts. Die „klare Fächertrennung“ wird in Thüringen gefordert, statt unguter eingetragener Partnerschaften zwischen Erdkunde und Geschichte. Aus Verzweiflung über all die „Binnendifferenzierung“ an den rechten Rand gerutschte Lehrer tröstet die Partei in Rheinland-Pfalz folgendermaßen: „Außerdem wollen wir ein Ende der Lehrerüberbelastung durch ineffektive und vorbereitungsintensive Unterrichtsformen.“ Vormittags recht(s), nachmittags frei – der alte Traum vom (frontal unterrichtenden) Lehrer kehrt zurück!
„Wir fordern die Beibehaltung eines transparenten Notensystems anstatt der Verwässerung und Nivellierung von Leistungsunterschieden“, klingt es markig aus den Reihen der AfD. Das  bedeutet, „jedes Schuljahr Versetzungsentscheidungen treffen zu können“. Sitzenbleiben soll „nicht als ‚Schande‘ negativ, sondern als Notwendigkeit der Entwicklung persönlicher Reife im Sinne einer zweiten Chance positiv begriffen werden“. Das hat Qualität: Eine politische Forderung, die direkt vom sitzenbleibenden Schüler umgesetzt werden soll.

Drill statt chill     ‚normal‘

Aus Berlin-Spandau tönt es: „Wir postulieren: Der Lehrer ist der Schmied des Geistes der Jugend.“ Zwar ist die „Erziehung der Schüler (…) in erster Linie Aufgabe der Eltern.“ Doch „das entsprechende Verhalten der Schüler kann nur durchgesetzt werden, wenn den Lehrern die dazu geeigneten Maßnahmen zur Verfügung stehen und deren Durchsetzung nicht ständig hinterfragt wird. Schulverweigerung, Null‐Bock‐Mentalität, Disziplinlosigkeit, Mobbing und Gewalt in der Schule sind nicht zu tolerieren und unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten angemessen zu ahnden.“ Im Zweifelsfall schickt man unbelehrbare Schüler laut eines Positionspapiers aus Sachsen in „Kurse zur Verhaltenserziehung (‚Benimmkurse‘). Werden diese geschwänzt, wird sofort das Kindergeld gekürzt und Jugendarrest von einem Wochenende bis maximal vier Wochen angedroht und nach einer Warnung auch tatsächlich verhängt.“ Knackig – aber wer zahlt das? „An der Finanzierung dieser Kurse müssen sich die Eltern beteiligen, denn schließlich ist die Unterstützung bei der notwendigen Nacherziehung sozialer Kompetenzen, die die Eltern selbst bei ihren Kindern bisher nicht ausbilden konnten, eine ‚Dienstleistung‘ für das ganze Leben dieser jungen Menschen; sie kann daher in ihrem Wert kaum hoch genug veranschlagt werden. Arbeitslose oder Geringverdiener können sich in der Schule auf andere Weise nützlich machen.“ Das hört sich gut an! Falls es doch nicht klappt, hat Volker Olenicak aus der AfD-Fraktion Sachsen-Anhalt einen Tipp, mit dem er den Youtube-Film eines wüst prügelnden Lehrers kommentiert: „Sieht hart aus, aber ermöglicht in Zukunft sicher einen erträglichen Schulalltag.“ Sein Mitstreiter Hans-Thomas Tillschneider formuliert es eleganter: „Der Unterricht muss (…) mit Erziehung einhergehen, die wie jede Erziehung nicht weich und kalt sein darf, sondern hart und warm sein muss.“

Raus mit den Behinderten!

Gegen Integration – in der von ihr bevorzugten Form – hat auch die AfD nichts: „Die Forderung, behinderten Kindern Teilhabe am Bildungssystem zu garantieren, ist bereits umfassend und erfolgreich erfüllt. Die ideologisch motivierte Inklusion ‚um jeden Preis‘ verursacht erhebliche Kosten und behindert Schüler in ihrem Lernerfolg. Die AfD setzt sich deshalb für den Erhalt der Förder‐ und Sonderschulen ein.“ Coole Idee. Und warum inkludieren wir die Störenfriede nicht da, wo sie nicht stören? In Hildesheim ist man schon auf dem Weg: „Diese Zusammenlegung von Talentierten und Lernschwachen in einer Klasse lehnt die AfD ab.“
Was ist eigentlich mit der Integration von Kindern nichtdeutscher Herkunft? Gute Frage. Die  überraschend einfache Antwort lautet: Das interessiert die blauen Jungs wenig. „Auf dem Schulhof deutsch sprechen“ fordert Berlin und will dafür sorgen, dass die Teilnahme am Schwimmunterricht für muslimische Kinder verbindlich wird. Eigentlich inkonsequent – wenn deren Eltern das aus Angst vor „Hypersexualisierung“ vermeiden wollen.

Junges Volk ans Gewehr!

Auch für den Freizeitbereich haben die neurechten Freunde tolle Ideen, etwa in Sachsen: „Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind und jeder Jugendliche an jedem Wochentag unter fachlich qualifizierter Anleitung aktiv Sport treiben kann.“ Darüber, dass die Sportart zur deutschen Kultur passen muss, denkt die AfD Berlin-Spandau nach: „Das Betreiben der Sportarten, wie etwa Wassersport, Angelsport und auch die Ausübung der Jagd, ist durch den Bezirk zu fördern und zu schützen. Sie stellen einen besonderen Anteil an der Kultur unseres Stadtbezirks dar.“ Hm. Schießen lernen – AfD-Freunde treffen?

Kein Sein ohne Schwein

Was könnte man mit dem geschossenen Wildbret – zum Beispiel einer schönen Sau – anfangen? Den Kindern vorsetzen, die – wie die AfD fordert – in Offenbach oder Hamburg um unser essbarstes Stück Identität gebracht werden, nämlich das Schweinefleisch. Das tut nicht nur Kindern gut, wie AfD-Lady Christel Weißig aus Mecklenburg-Vorpommern in neu-altdeutscher Rechtschreibung vorschlägt: „Schweinefleisch essen gehört zu unsere Kultur und sollte bei Grenzübertritt im Rahmen der Intigration zum Pflicht-Essen gehören.“ Mahlzeit!

Fazit

Bewerten wir, was wir vorgefunden haben: Wirre Theorien von neurechten Spinnern? Nein, im Gegenteil! Fantasie, die den Spinner auszeichnet, fehlt nämlich. Und neu? Die AfD beglückt uns mit dem wohlvertrauten Bild aus dem Land unserer Kindertage: mit der guten Mutti daheim – im Westen. Und mit dem übergriffigen Pseudo-Sozialstaat – im Osten. Hüben wie drüben mit strengen Lehrern, straffen Noten, keinen oder unsichtbaren Migrantenkindern. Dafür mit Tabus, die über alles verhängt werden, was nicht ins einfältige Weltbild passt.

So gesehen, könnte man sagen: Als echter Mitreiter auf der Retro-Welle gibt uns die AfD die Welt der Kindheit zurück. Wie nennt man das noch mal, wenn etwas wieder hochkommt, das längst runtergeschluckt und verdaut war?

Richtig: Kotzen!

Ein Schultag zum Thema „Zeit“

Guten Morgen, 4d! Warum kommst du so spät, Marvin? Es ist Zeit für unseren Kreis. Das kann doch nicht sein, dass das mit den Stühlen immer noch so lange dauert…

Bitte kürze deinen Beitrag ab, Leah. Wir hören dich zwar gern reden, aber das kostet zu viel Zeit.

Yevgenji, da gehen wir mal drauf ein, wenn Zeit ist. Versprochen.

Kipple nicht, Jim! Es kostet Zeit, dich immer wieder zur Ordnung zu rufen!

So, jetzt ist’s höchste Zeit, zum Platz zurückzukehren und das Mäppchen auszupacken. Äh, geht’s noch langsamer, Anton?

Heute beschäftigen wir uns mit den Zeitformen. Hallo, ihr zwei! Es frisst unendlich viel Zeit, wenn ihr mich unterbrecht! Also noch mal: Die Zeitform des Perfekt nennt man auch die vollendete Gegenwart oder Vorgegenwart, im Unterschied zum Plusquamperfekt, das die Vorvergangeheit… Äh, schon halb? Na ja, dann machen wir an dieser Stelle mal ´nen Punkt. Es ist gleich Pause.

Verdammt, nicht mal Zeit, in Ruhe einen Kaffee zu trinken! Herta, die 4d liegt in Deutsch so weit zurück – ich weiß nicht, wie ich das aufholen soll. So, ich muss dann mal wieder…

Marvin, hast du dich auf dem Pausenhof verlaufen? Oder warum kommst du erst jetzt? Das kann sich ja nur um Jahre handeln, bis jeder von euch die Mathesachen auf dem Tisch…

Nein! Das akzeptiere ich nicht! Ihr hattet ausreichend Zeit für die Berichtigung. Also macht ihr sie nachher und habt eben keine Zeit, im Hort zu spielen. Das habt ihr euch selbst zuzuschreiben!

Leon, ich warte jetzt so lange, bis du den Mund hältst – und wenn die ganze Stunde dabei draufgeht. Also: Ein Bauer fährt um 8.35 Uhr zum Markt und braucht dafür genau 55 Minuten. Wann erreicht er…? Das muss schneller gehen! Ich will jetzt alle Finger oben sehen!

Kinderkinder, heute seid ihr aber besonders langsam. Die Stunde ist gleich rum, und wir sind immer noch bei Aufgabe 4. Ich weiß nicht, wie wir im Stoff voran kommen sollen, wenn ihr… So! Ab zur Pause, sonst ist die auch gleich rum! Und bitte etwas pünktlicher zurück sein als vorhin.

Leon und Lisa, ihr seid wohl schon in Gedanken auf dem Nachhauseweg?
20 Minuten müsst ihr noch durchhalten. Ich kann die Zeit auch dranhängen. Wer dann zu spät zu Basketball-AG kommt: Nicht mein Problem. Also, ich habe Zeit!

So, nun packt bitte eure Sachen ein. Vielleicht geht’s etwas zügiger? Ich würde jetzt nämlich gern gehen.

Herta, bis die 4d mal in Gang kommt, vergeht ’ne gefühlte Ewigkeit. Du, ich will noch die Bahn kriegen, ich muss flitzen… Verdammt, kann die nicht ein Mal pünktlich kommen?

Zuhause leg ich gleich mit den Vorbereitungen los, dann essen wir schnell diese Tortellini, das geht fix, dann sehe ich heute die Tagesschau in 100 Sekunden im Netz, und dann aber zack ins Bett, damit ich morgen früh etwas zeitiger rauskomme.

Manchmal frage ich mich, wie ich den Stress bis zur Rente durchhalten soll. Andererseits: Ist ja nicht mehr sooo lange hin. Und die Zeit vergeht schnell.

 

Unser Kitaleiter Trampe

Angefangen hat’s zwei Wochen nach dem Wechsel der Trägerschaft unserer Kita „Schneckenhaus“.   Stand plötzlich gegen halb 11 so’n vierschrötiger Kerl in ’nem schwarzen Mantel im Foyer, undefinierbares Alter, sonderbare blonde Haartolle. „Kann man helfen?“ fragte ich vorsichtig, und sein Gesicht hellte sich auf. „Trampe mein Name. Ihr neuer Leiter“, stellte der Kerl sich vor…

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