Das Kinderbuch der Woche: Schwester werden

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Bilderbuch

Leni freut sich zwar, als der Bruder geboren wird, aber er ist enttäuschend klein. Sie fragt ihren – großen – Freund Schwein: „Wächst der noch, oder kann man den umtauschen?“ Das kluge Schwein weiß: „Der wächst, aber das dauert.“
In der Zwischenzeit haben Leni und Freund Schwein mit all den Spielsachen jede Menge Spaß. Grau sind in dieser bunten Welt nur die Sachen, die zum Baby gehören: Schnuller und Konsorten. Schwein hält Leni die Ohren zu, wenn der Kleine brüllt, und die Nase, wenn die Windeln gewechselt werden. Schwein tröstet sie, wenn alle Welt nur den Kleinen sehen will. Die Spiele von Leni werden immer wilder, fast verzweifelt, und schließlich landet sie mit verstauchtem Bein im Bett. Als sie da zur Ruhe kommt, bemerkt sie auf einmal, dass der kleine Bruder jauchzt und strampelt. Na, so was! „Das könnte ja doch etwas werden mit dir“, findet Leni nun.
Diese Geschichte setzt die vielfach preisgekrönte Helga Bansch in überzeugende Bilder um. Ganz eng mit dem aufrecht stehenden Schwein verbunden, schaut Leni ihm auf dem Titelbild misstrauisch über die Schulter. Das Baby kommt in dieser Eintracht nicht vor.
Wunderschöne rote Tulpen locken uns vom Vorsatzblatt in die Geschichte hinein. Leni führt offensichtlich ein buntes, fröhliches Leben mit all den fantastischen Spielsachen und dem übergroßen Freund Schwein – Beschützer, Berater und Spielgefährte. Ganz grau an den Rändern erahnt man die Eltern mit dem Baby und die Besucher, die alle nur zu ihm wollen. Einziger Trost im immer größeren Kummer ist das warme, weiche Schwein. Doch als Leni innehalten muss, bemerkt sie auf einmal, dass der Kleine auf sie reagiert. Schon schaut er nicht mehr grau aus, sondern strampelt babyrosa in seinem Bettchen.
Helga Bausch hat Leni viele Seiten mit Mimik, Gestik und Bewegung gewidmet, so dass das Mädchen und seine Gefühle uns immer näher kommen. Schließlich spiegelt sich ihre freundlich dem Baby zugewandte Miene sogar in den Reaktionen ihres sehr lebendigen Spielzeugs wider.
Eine anrührende „Große-Schwester-werden“-Geschichte von einer ganz besonderen Illustrationskünstlerin.

 

 

 

 

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