Superhelden #wamiki 4/2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast Du einen Helden? Als wir mit der Arbeit an dieser wamiki-Ausgabe begannen, stellten wir uns diese Frage – und die Antwort war ein klares „Nö“.

Menschen, die wir gut finden, gibt’s natürlich schon einige, und manche bewundern wir sogar ein bisschen für ihre alltäglichen oder auch mal außergewöhnlichen Taten. Aber dann vom „Held“ oder der „Heldin“ zu sprechen, das kam uns reichlich albern vor. Es klingt nach staubigen ­Uralt-Kinderbüchern, nach Zeigefinger-Pädagogik, nach kleinen Menschen mit unerreichbaren Idealen. Wörter wie „Idol“ und „Vorbild“ machen es kaum besser.

Hattest Du Helden?

Uns sind dann doch noch Helden eingefallen – aus Kindertagen. Einige Hauptfiguren aus Büchern oder Filmen nahmen wir damals als eine Art „Helden“ wahr – vielleicht den oberschlauen Wicki, den gutaussehenden Winnetou oder Trupp-Chef Timur. Zumindest bei den Ostdeutschen unter uns gab es noch in Jugendjahren Helden wie Angela Davis oder Che Guevara.
Was die Frage aufwirft: Hat man sich Helden selbst ausgesucht? Oder wurden und werden sie uns verordnet beziehungsweise untergejubelt?

Brauchen wir keine Helden mehr? „We don’t need another hero“, sang einst Tina Turner, und später behauptete die Band „Wir sind Helden“ schon mit ihrem Namen, dass das Heldentum in eine demokratische Gesellschaft nicht mehr passt.

Nun versuchen hier und dort Populisten, die Sache mit der Demokratie zurückzudrehen. Kommen dann auch die Helden zurück? Braucht es in einer Zeit voller Maulhelden wieder „gute Helden“, die mit ihren Schiffen Flüchtlinge retten, erbittert für das Klima kämpfen und rechten Verschwörern Paroli bieten? Oder ist es zeitgemäßer, ab und zu mal selbst einen „heldenhaften Moment“ zu haben, in dem man sich sagt: „So, jetzt mache ich das. Weil ich weiß, es ist gut“?

Brauchen Kinder heute Helden? Und welche bieten wir ihnen an? Egal, wie wir zu Helden stehen – Kinderliteratur, Filme, die Spielzeugindustrie und Computerspielehersteller beackern das Heldenthema emsig, sodass Kinder heute ein großes Repertoire an Heldenfiguren zur Auswahl haben – manche kennen wir kaum. Ist Käpt’n Sharky ein ethisch vertretbarer Seeräuber?
Was kann „Prinzessin Lilifee“ an Werten vermitteln? Welche Folgen hat es, im Ballerspiel ein einsamer und erst im höheren Level sterbender Held zu sein? Wie viel uralte Kraftmeierei und – offen ausgesprochen – Menschenverachtung – steckt in den modernen Kinderzimmerhelden?

Heroische wie demütige Momente wünschen

Deine wamikis

Michael Kobbeloer fragt …

Warum sind Sie ein Superheld?

Warum hat man Sie noch zu keiner „Pädagogen-Superstar-Show“ eingeladen?

In welchen Momenten Ihres Lebens wurden Sie zum Superhelden?

Welche Probleme der Menschheit haben Sie für sich schon gelöst?

Angenommen, Sie müssten wählen: Würden Sie Ihre Ideale leben oder Superheld werden?

Ist es anstrengend, ein Superheld oder eine Superheldin zu sein?

Was fehlt Ihnen noch zum Superhelden?

Woran erkennt man einen Superhelden?

Wie sieht Ihre typische Superhelden-Handbewegung aus?

Sind Sie allein aufgrund Ihrer Ideale ein Superheld?

Wer ist der Superheld oder die Superheldin in Ihrer Einrichtung?

Welche Situation in ihrem Leben hatte eher Antihelden-Status?

Welchen Unterschied macht es, ob Sie der Superheld sind oder jemand anderes?

Sind Sie noch auf der Suche nach dem Helden oder der Heldin in sich?

Wenn Sie unterwegs sind – ist das dann eine Heldenreise?

Gibt es einen Superhelden, dem Sie Ihr Glück verdanken?

Hat ein Superheld Ideale?

Wie wird man Superheld?

Wie viele Leute, die sich für Superhelden halten, sind es wirklich?

Sind Pädagogen eher Helden oder Antihelden?

Kosmos

„Ich habe einmal die Welten beherrscht. Nicht nur eine, sondern viele. Ich beherrschte sie mit Spiegeln und Linsen. Ich beherrschte sie mit Licht, Schatten und Zeit. Manchmal beherrschte ich mit einem Augenzwinkern. Durch meine Kamera nahm ein ganzer Kosmos Form an, und jede Welt darin schien durch eine gewisse ungewohnte Logik zu funktionieren.“ Jan von Holleben

Jan von Holleben hat einen Kosmos von sechs Planeten mit wenig mehr als einer Schachtel Requisiten, einem Team williger Menschen, einigen Ausschnitten aus dem Garten und seiner Kamera konstruiert. Klick, Klick, Klick und seltsame Dinge passieren, direkt vor der Kamera, ohne digitale Manipulation: Geister blitzen durch das Berliner Stadtbild. Pflanzen werfen Schatten auf den Himmel. Viele Orte versammeln sich gleichzeitig am selben Ort. Die Monster imitieren die Blumen (oder ist es umgekehrt?). Jeder Planet ist ein optisches Rätsel. Die einzigen Hinweise sind visuell. Keine Antworten werden zur Verfügung gestellt. Dies ist ein Buch für unerschrockene Entdecker. 02.jpg

 

Fotos: Jan von Holleben

Anmerkung: Der Erfinder dieser Planeten vermeidet alle Hinweise auf Gott und auf den Kosmos. Sein Kosmos wird mit einem K geschrieben und ist etwas ganz Anderes.

 

Künstlerbuch: Sechs unterschiedlich große Softcover-Bücher in einer bedruckten und gefalteten Mappe

Planeta Symmatrius:
15 x 21 cm Beschnittene Seite; 30 x 21 cm offen,
48 Seiten; 30 Farbbilder
Planeta Visumbra:
27,5 x 18 cm Beschnittene Seite; 55 x 18 cm geöffnet,
16 Seiten; 7 doppelseitige Farbbilder
Planeta Microidi:
27,5 x 36 cm Beschnittene Seite; 55 x 36 cm geöffnet
28 Seiten; 13 doppelseitige Farbbilder
Planeta Florola:
21 x 28 cm Beschnittene Seite; 42 x 28 cm geöffnet
24 Seiten; 11 doppelseitige Farbbilder
Planeta Phanafulgeo:
23,5 x 31 cm Beschnittene Seite; 47 x 31 cm offen
16 Seiten; 7 doppelseitige Farbbilder
Planeta Isolametro:
27,5 x 18 cm Beschnittene Seite; 55 x 18 cm geöffnet
12 Seiten; 5 doppelseitige Farbbilder

„Kosmos“ von Jan von Holleben erschien Ende 2017 bei Little Steidl, Göttingen und kostet 80 Euro.

Den Helden spielen

Sich mit Poolnudeln oder Isolierrohren aus Schaumstoff bewaffnen und heldenhaft gegeneinander kämpfen

Orden herstellen – siehe 1€ Pädagogik: Blech – und jemanden, der es verdient, würdevoll damit dekorieren

Puppen oder Kuscheltiere mit Goldfarbe bepinseln und als Heldendenkmäler aufstellen

Eine Aufgabe übernehmen, vor der sich alle drücken, und sich danach selbst auf die Schulter klopfen

Etwas tun, das man immer eklig fand – mit ­Styropor quietschen, ein Teewurstbrot essen, ein ödes Computerspiel mitspielen, den muffigen Hund vom Nachbarn streicheln – und sich dabei ganz kühn vorkommen

Beim Schokolade-Aufteilen auf das eigene Stück verzichten

Die fast komplette Fußballbild-Sammlung feierlich ins Lagerfeuer werfen

Dem Bettler in der U-Bahn 5 Euro geben und sich großzügig finden

Sich ohne Licht durch die Kellergänge tasten

Über eigene peinliche Momente sprechen, obwohl Leute zuhören, die man nicht mag

Über Momente sprechen, auf die man stolz ist, obwohl Leute zuhören, die das total angeberisch finden

Mit dem größten Unsympathen aus der Nachbarschaft ein nettes Gespräch führen

Aus einem alten Stuhl einen Thron bauen, ihn in die Öffentlichkeit schleppen, sich selbst oder jemand anderen draufsetzen und verehren lassen

Leuten Heldenepen schreiben: Für Uschi, die den vollen Windeleimer bezwang

 

Und jetzt du!

Was für Heldinnen

im Umgang mit Helden Liebe Heldinnen, hier eine kleine Unterweisung für den Umgang mit Helden – gegliedert in Lektion 1 bis 8. 1 Kein Lob ohne Nachschub Alles am männlichen Held wird gelobt und dann wird nachgeschoben „für einen Helden“. Er könne gut fliegen für einen Helden, er wäre ganz schön stark für einen Helden,…

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Umfrage: Helden der Kindheit und Jugend

Wer war in deiner Kindheit oder Jugend dein Held oder deine Heldin? Schwärmst du immer noch für sie oder ihn?   Michael Kobbeloer (48) Die Helden und Heldinnen meiner Kindheit waren die Figuren von Astrid Lindgren: Michel oder Pipi Langstrumpf mit ihrer Lebendigkeit und ihrer „Die Welt aus den Angeln heben“– Philosophie. Besonders tief berührten…

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