Als Kinder aus der Düsseldorfer Kita „Vorstadtkrokodile“ sich mit ihrem „Wasser“-Projekt beschäftigen, kommen sie auf die Idee, eine Galionsfigur zu baen. Woraus? Aus Alltagsmaterialien und Abfall. Aus einem Korb entsteht im Freispiel ein kleines Schiff mit Mast und Segel, das zum Piratenspiel inspiriert. Erzieherinnen greifen das Thema im Gesprächskreis auf und erfahren, dass die Kinder…
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Früher, liebe Leserin und lieber Leser, war alles besser, stimmt’s? Da tollten die Kinder draußen herum, bis sie so dreckig waren, dass Mutti sie abends nicht mehr erkannte und sich so viele Exemplare aus der Horde griff, wie sie morgens aus dem Haus gelassen hatte. Fehlgriffe tauschte sie nach dem Duschen in der Nachbarschaft um….
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In den Dingen, den Alltagsgegenständen, steckt das Wissen der Welt, und die Gegenstände des täglichen Lebens sind spannender als viele Spielzeuge. Was fasziniert Ein- und Zweijährige? Eine Auswahlliste von Donate Elschenbroich (Text) und Momentaufnahmen in einer Kinderkrippe in Bologna (Beatrice Vitali). Dinge erweitern unsere Möglichkeiten, sind uns unerlässlich, kostbar oder auch lästig, vertraut und fremd…
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Über solche putzigen „Schmutzwörter“ regt sich heute niemand mehr auf. „Pups, Pups, Pups!“ jubeln die Kleinen, wenn in der Badewanne Blasen aufsteigen. „Pipi“ oder „Kacka“ zeigen an: Bald wird die Windel überflüssig. Ein Grund zur Freude. Das war nicht immer so. In meiner Kindheit waren „Pipi“ und „Kacka“ verpönt – wie alles „untenrum“. Verschämt hieß…
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Gleich wird’s schmutzig. Eine Schlammschlacht, die sich gewaschen hat, steht zwar nicht bevor, aber Du darfst dreckig lachen oder angeekelt die Nase rümpfen, denn: Der Wortklauber wühlt im Dreck. Was ist Schmutz oder Dreck? Eine echte Materie jedenfalls nicht. Wikipedia konstatiert nüchtern: Schmutz ist da, wo Sauberkeit abwesend ist. Oder: Das Wort bezeichnet jedes Material,…
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Seit geflüchtete Männer, Frauen und Kinder in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen, überschwemmen rassistische und flüchtlingsfeindliche Aussagen und Kommentare die Sozialen Netzwerke: Hate Speech – aggressiv und einschüchternd. Christina Dinar aus der Berliner Amadeu Antonio Stiftung beschreibt das Phänomen und erklärt, was man dagegen tun kann.
Was genau ist Hate Speech?
Hate Speech ist kein sprachwissenschaftlicher, sondern ein politischer Begriff, den man mit Hassrede übersetzen kann. Das Wort steht für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, also für die sprachliche Abwertung anderer Menschen aufgrund einer ihnen zugeschriebenen Gruppenzugehörigkeit.
Wie funktioniert Hate Speech?
Es wird eine Gruppe kreiert und abgewertet, um die eigene Gruppe aufzuwerten. Dahinter steckt ein Mechanismus der Ausgrenzung, der bewusst oder unbewusst eingesetzt wird. Kinder und Jugendliche nutzen ihn zum Beispiel, um Mobbingstrukturen zu bilden. Da heißt es von einem Jungen mit dunkler Hautfarbe: „Du stinkst.“ Denn: „Du bist schwarz.“ Dahinter steckt die Strategie des Ausschlusses und der Abwertung, wenn auch noch nicht so bewusst wie bei Erwachsenen. Deshalb ist es wichtig, dass pädagogische Fachkräfte darauf eingehen, bevor aus Cybermobbing Hate Speech wird.
Kennen Sie solche Fälle aus Ihrer Praxis?
Ja, häufig werde ich in Schulen eingeladen. Da ich von außen komme, muss ich erst mal gucken, was vorher gelaufen ist: Hat die whatsapp-Gruppe sich selbst gebildet? Ist das nur die Spitze des Eisbergs, weil in der Schule schon lange etwas gärt? Geht es eher um soziales Miteinander und gegenläufige Ausschlussprozesse?
Menschenfeindliche Haltungen finden sich bei Kindern und Jugendlichen jedoch nur dort, wo schon eine Vorprägung stattfand, zum Beispiel in rechtsextremen Familien. Kinder aus einem solchen Umfeld können es schaffen, Altersgefährten in ihren Bann zu ziehen und mitzunehmen: Weil ich weiß und blond bin, bin ich mehr wert als andere Menschen.
In ländlichen Regionen scheinen das keine Ausnahmen zu sein. In Kitas und Grundschulen dringt, was zu Hause aufgeschnappt wurde: „Wieso kriegen die Flüchtlinge alles und wir nichts?“ Viele Teams sind überfordert, angemessen darauf zu reagieren. Und sie haben es selten mit Eltern zu tun, die Neonazi-Kader sind, sondern mit dem „alltäglichen“ Rassismus ganz „normaler“ Leute. Also muss die Auseinandersetzung erstmal in den Teams geführt werden.
Genau. Wir haben die Fachstelle Gender und Rechtsextremismus, die sich damit beschäftigt und pädagogischen Fachkräften Handwerkszeug vermittelt, um mit diesen Themen umzugehen, Alternativen zu bieten und zu zeigen, wie Demokratie funktioniert. Schließlich ist es ja keine natürliche Gegebenheit, dass Kinder so denken wie ihre Eltern. Machen sie in ihrem Sozialisierungsumfeld die Erfahrung der Gleichwertigkeit, schützt das vor Vorurteilen, denn Kinder haben noch kein geschlossenes Weltbild.
Inzwischen werden auch auf dem Lande, wo man lange weitgehend unter sich blieb, Flüchtlingsunterkünfte eröffnet. Andersfarbige und anderssprachige Männer, Frauen und Kinder tauchen plötzlich auf, kommen in den Supermarkt, sind in der Schule und in der Kita anzutreffen – eine ganz neue Erfahrung.
Ja, aber in pädagogischen Einrichtungen jenseits ihres Elternhauses können Kinder und Jugendliche erleben, dass Vorurteile über die People of Colour der Realität nicht standhalten. Die klassische Zuschreibung „Du stinkst“ stimmt ebenso wenig wie Verniedlichungen und andere Rassismen.
Zurück ins Internet. Seit wann spielt Hate Speech dort eine so wahrnehmbare Rolle?
Sichtbar wurde Hate Speech in den Jahren von 2010 bis 2012 vor allem gegen Feministinnen, die sich mit dem Thema „Gender“ beschäftigen – Stichwort „Gamergate“: Zwei Gamerinnen wurden massiv angefeindet, als sie sich gegen Ungleichbehandlung, Geschlechterstereotype und Diskriminierung von Frauen im Gaming-Bereich äußerten. Danach breitete sich die Hassrede aus, ging von Twitter auf Facebook über und macht heute vor allem rechtspopulistische bis rechtsextreme Positionen sichtbar. Deren Vertreter nutzen die sozialen Netzwerke als raumgreifende Möglichkeit der Propaganda und Rekrutierung, versuchen, eine Gegenöffentlichkeit zu bilden, und dabei stellt sich heraus: Es ist leicht, mit Dreck zu schmeißen, aber aufwändig, dagegen vorzugehen und aufzuklären.
Hinzu kommt: Es gibt eine große Mitleserschaft, die sich als handlungsunfähig erlebt. In Praxis-Workshops höre ich: Am meisten bestürzt die Leute, dass rassistische Äußerungen gegen Flüchtlinge sich in ihren Facebook-Freundeskreisen finden. Da postet Hans-Peter, mit dem man früher die Schulbank drückte, plötzlich finstere Sprüche. Die Frage ist: Wie geht man damit um? Schmeißt man ihn raus, klärt man ihn auf und postet Fakten zurück? Oder lässt man unkommentiert stehen, was Hans-Peter von sich gab?
Wahrscheinlich handelt die Mehrheit genau so…
…und legitimiert Hans-Peters Äußerungen, lässt sie zumindest als sagbar erscheinen. Definitiv muss Hans-Peter ein Feedback bekommen: „Das ist Rassismus, was du da verbreitest.“
Im Kontext von Rechtsextremismus findet sich neuerdings die Strategie des Themen-Hopping. 15 Themen werden in einem Post angesprochen. Häufiges Fazit, das dem folgt: Die Welt ist schlecht, die Presse lügt, „die da oben“ sind gegen uns. Da empfiehlt es sich, einen Aspekt herauszugreifen, zum Beispiel die Behauptung, dass Flüchtlinge zu viel Geld kriegen, und zu posten, was eine Flüchtlingsfamilie tatsächlich bekommt, nämlich weniger als den Hartz4-Satz. Das setzt aber voraus, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sich Faktenwissen anzueignen und das aufzubringen, was wir zivilgesellschaftliches Engagement nennen.
# Zurück ins Grab!
Dabei kann man sich in endlose Debatten verstricken und kommt mit den Meldungen rechtsradikaler Inhalte bei Facebook kaum hinterher.
Facebook und die Initiative „Online Civil Courage“, der auch die Amadeu Antonio Stiftung angehört, sind im Gespräch über effektivere Maßnahmen. Ein Ziel ist zum Beispiel, die Melde- und Löschverfahren solcher Posts zu beschleunigen.
Gibt es neben Twitter und Facebook auch andere Medien, die Hate Speech transportieren?
Kinder im höheren Grundschulalter agieren häufig in geschlossenen whatsapp-Gruppen. In den Chats haben sie einen Raum, der sich elterlicher oder pädagogischer Einflussnahme entzieht und in dem sie sich ausleben können. Das ist zwar gut, aber es sollte schon Regeln geben oder einen Rahmen, in dem Schutz und Prävention möglich sind.
Apps eröffnen Kindern und Jugendlichen alle möglichen digitalen Welten. Neue Wissenshierarchien entstehen, denn Heranwachsende, die sich diese Welten schnell erschließen, sind im Vorteil. Da wären Angebote, die alle mitnehmen, auch die Langsamen, schon sinnvoll. Und Standards des reflektierten Umgangs mit den neuen Medien ebenso.
Auf Twitter und Facebook tummeln sich jüngere Kinder allerdings selten. Sie kennen diese Medien zwar, bringen sich aber noch nicht aktiv ein…
…obwohl man bei Facebook undTwitter anonymer agieren kann als am Handy. Die Mitglieder von whatsapp-Gruppen kennen einander meist gut. Und trotzdem wird gemobbt?
Meine Erfahrungen besagen das. Außerdem gibt es Schul-Chats, in denen Kinder aus verschiedenen Klassen kommunizieren, es gibt Netzwerke und dezentrale Gruppen, in denen man einander nicht unbedingt kennt. Da fragt sich auch, wie wir als Eltern damit umgehen. Mich beunruhigt es, gar nichts darüber zu wissen, was in den Chats abgeht. Außerdem bin ich als Mutter diejenige, die die Rechnung zahlt und letztlich die Verantwortung trägt. Also sage ich zu meinem Sohn: „Wenn dir was komisch vorkommt – rede mit mir darüber.“
Ich finde, dass pädagogische Fachkräfte jede Menge tun können, um sich in den Chats zumindest zu informieren, was läuft, was okay ist, was nicht, und die Auseinandersetzung darüber anzuregen. Hat man keinen Zugriff, ist das natürlich schwierig…
…und erst recht, wenn kein Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen – seien es Eltern, Lehrerinnen oder Sozialarbeiter – besteht. Warum sollten Kinder Menschen, denen sie nicht vertrauen, Zugang zu ihrem Feld der Freiheit gewähren? Außerdem sind viele Kinder und Jugendliche auf diesem Feld erheblich kompetenter als die meisten Erwachsenen.Tut sich jedoch etwas Ungewohntes auf – zum Beispiel die Flüchtlingsunterkunft am Dorfrand oder in der Nachbarschaft –, muss das von Erwachsenen aufgegriffen werden. Im wirklichen Leben und egal, ob sie zu einer whatsapp-Gruppe gehören oder nicht, denn die virtuelleWelt hängt mit der realenWelt zusammen. Bei Kindern gibt es da gute Anknüpfungspunkte. Die meisten haben ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl.
Ja, und Pädagogen müssen das unterstützen. Außerdem können sie aufklären.
In den Sozialen Netzwerken wird gegenwärtig oft mit Desinformation gearbeitet: Wir sehen ein Bild von einer völlig zugemüllten Wiese und lesen: So hinterlassen Geflüchtete ihre Plätze. Mit dem Bild werden also rassistische Stereotype verknüpft und Behauptungen aufgestellt. Forscht man dem Bild nach, stellt sich heraus, dass es von einem Festival in Roskilde stammt, dass 2011 stattfand. Oder es heißt: Die Schwester meiner Freundin arbeitet bei Lidl und hat gesehen, dass Geflüchtete ihre Tüten vollpackten und nichts bezahlen mussten. Um diese Behauptung zu legitimieren, wird eine Beziehung zu der Person erfunden, von der man die Information erhalten haben will.
# Geh sterben!
Wenn Unwissenheit und Verunsicherung herrschen, breiten sich rechtspopulistische Einstellungen aus: Misstrauen in die Demokratie und ihre Institutionen, Ressentiments gegenüber Fremden und dem Islam werden miteinander verknüpft und sind in Hass-Mails sichtbar wie die Spitze eines Eisbergs, der aus all diesen diskriminierenden Vorurteilen besteht. Werden sie legitimiert und findet keine kritische Prüfung der Informationen statt, verstärken sie sich. Dies ist ein Teil der Strategie der Rechtspopulisten, und dazu nutzen sie die sozialen Netzwerke, die ja eine Art Beziehungsnetzwerke sind und Vertrauen vorgaukeln, wenn zum Beispiel der Klassenkamerad von früher etwas postet. Hier wird sichtbar, was die Wissenschaft schon lange belegt – cirka 20 Prozent der Mitglieder unserer Gesellschaft vertreten rechtspopulistische Positionen.
Hinzu kommt: Die Positionen der Geflüchteten findet man in diesen Netzwerken nicht. Es wird lediglich über sie gesprochen. Zwar gibt es Initiativen, die sich für die Geflüchteten engagieren, und die Willkommenskultur sorgt für entsprechende Erzählungen, aber es ist schwieriger, positive Geschichten zu verbreiten, und es geht auch nicht so schnell. Einfache Lösungen für komplexe Probleme anzubieten – das kommt hingegen leichter an, wie man inzwischen europaweit sehen kann. Hate Speech ist ein Teil davon, aber einer, der sichtbar macht, vor welchen Problemen wir stehen.
Kann man dem juristisch begegnen?
Es gibt folgende Möglichkeiten: löschen, melden, anzeigen. Die Frage ist auch, welche Beziehung man zum Absender hat. Man kann nachfragen, wie der Absender zu seiner Äußerung kommt, kann die Äußerung öffentlich machen, kann ihn anzeigen. Es gibt viele Formen, sich zu wehren.
Ich finde, die Zivilgesellschaft muss das Problem aufgreifen, denn es geht uns alle an. Wenn wir die Sozialen Netzwerke als gesellschaftlichen Raum wahrnehmen, dürfen wir nicht weggucken, sondern müssen uns einbringen und positive Geschichten erzählen. Wir müssen uns fragen: In welcher Kommunikationskultur wollen wir leben? Um das deutlich zu machen, können wir Kommentare liken, die uns gefallen, so dass sie weiter oben gelistet werden, über den hässlichen Sprüchen. Mit einem Klick kann man Menschen unterstützen, die versuchen, sich zu engagieren.
Da wären wir bei der Frage: Was hat das alles mit mir selbst zu tun? Warum soll ich mich engagieren?
Manchen Leuten aus dem klassischen pädagogischen Bereich ist „all das mit dem Internet“ viel zu viel. Trotzdem können sie etwas tun. Sie können die Probleme in ihrer pädagogischen Praxis aufgreifen, mit Kindern und Jugendlichen an Beispielen arbeiten, einen Chatverlauf ausdrucken und die Situationen besprechen: „Was ist da eigentlich passiert? Wir schauen uns die Situation an, gucken nicht weg, sondern machen die Menschen hörbar, die diskriminiert werden oder sich gegen Diskriminierung aussprechen.“ In dem Moment sind alle betroffen und können sich positionieren, solidarisch und unterstützend.
Man kann auch selbst eine Chat-Gruppe aufmachen, als Alternative zu anderen Gruppen: „Hier bin ich, eure Lehrerin, und ich bin ansprechbar. Montags bis freitags erreicht ihr mich nach 15.00 Uhr.“ Das ist ein Beziehungsangebot.
Es gibt auch die harte Variante: Alle Handys einsacken, sich offline mit dem Problem beschäftigen und die klassischen Anti-Diskriminierungsstrategien nutzen: mit der Gruppe arbeiten, sich weniger auf die Täter fokussieren, die positiven Kräfte stärken und vereinbaren, wie man künftig mit dem Problem umgehen möchte.
Die dritte Variante: Ich gehe in die Chat-Gruppe und bin stille Mitleserin. Was ich online mitbekomme, spreche ich offline an: „Ich habe gesehen, dass du so düstere Bilder gepostet hast. Ist alles in Ordnung bei dir?“ Viele Kinder und Jugendliche nutzen Emoticons, um Gefühle darzustellen. Daran kann ich Gesprächsangebote knüpfen. Werden jedoch Grenzen überschritten, greife ich ein. Und das muss ich fairer Weise vorher ankündigen: „Ich freue mich, dass ich in eurer Chat-Gruppe bin, werde mich aber einmischen, wenn ich etwas lese, das gegen die abgemachten Gruppenregeln verstoßen könnte.“
Ich denke, so ein Angebot kann für alle Beteiligten als Übungsfeld sinnvoll sein, denn: Online kann uns wie im realen Leben alles Mögliche begegnen. Es ist gut, wenn wir darauf vorbereitet sind.
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Interview: Lena Grüber, Erika Berthold Fotos: photocase, Lena Grüber
Christina Dinar studierte Soziale Arbeit, Theologie, Kulturwissenschaften und Gender Studies in Berlin. In der Amadeu Antonio Stiftung beschäftigt sie sich im Projekt no-nazi.net mit pädagogischen Ansätzen der Präventionsarbeit gegen Rechtsradikalismus in den sozialen Netzwerken.
Netz gegen Nazis
Auf der Plattform werden rechtspopulistische Gesprächsstrategien analysiert und Hinweise dazu gegeben, wie man ihnen argumentativ begegnen kann. Darüber hinaus gibt es eine Liste von Beratungsnetzwerken gegen Rechtsextremismus. Beratungsteams vor Ort bieten häufig auch Fortbildungen und Workshops an.
Kontakt: www.netz-gegen-nazis.de
Netzwerk für Demokratie und Courage e. V.
Das Netzwerk bietet Argumentations- und Handlungstrainings gegen Rechts an, um die Auseinandersetzung mit menschenverachtenden Einstellungen zu fördern. Trainiert wird die Fähigkeit, solche Einstellungen zu erkennen und argumentativ zu widerlegen. Zielgruppe sind Mitglieder und Verantwortliche in Vereinen, Verbänden, Parteien, Gewerkschaften und Verwaltungen.
Kontakt: Tel.: 0351 481 00 64, E-Mail: turid@netzwerk-courage.de, Internet: www.netzwerk-courage.de
Projekt no-nazi.net
Das Projekt der Amadeu Antonio Stiftung widmet sich rassistischer Hetze im Internet und in Sozialen Medien. Es unterstützt Menschen, die sich für demokratische Werte, gegen hasserfüllte Ideologie und gegen Hetze einsetzen wollen.
Kontakt: Tel.: 030 240 886 24, E-Mail: nonazinet@amadeu-antonio-stiftung.de, Internet: www.no-nazi.net
ju:an – Praxisstelle antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit
Die in Berlin und Hannover ansässige Praxisstelle entwickelt Konzepte und Instrumente, um Antisemitismus und Rassismus zu bearbeiten, berät, schult und coacht Multiplikator_innen der Kinder- und Jugendarbeit bei der Umsetzung nachhaltiger antisemitismus- und rassismuskritischer Praxis.
Kontakt in Berlin: Tel.: 030 240 886 15, E-Mail: praxisstelle@amadeu-antonio-stiftung.de, Internet: www.projekt-ju-an.de
Kontakt in Hannover: Tel.: 0511 8973 4333, E-Mail: praxisstelle-hannover@amadeu-antonio-stiftung.de, Internet: www.projekt-ju-an.de
Fachstelle Gender und Rechtsextremismus
Die Fachstelle der Amadeu Antonio Stiftung bündelt Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis und bietet geschlechterreflektierende Beratung und Fortbildung für pädagogische und sozialpädagogische Fachkräfte in Kitas und Jugendzentren an. Unter anderem werden Fragen zu Geschlechterstereotypen, traditionellen Familienbildern und zum Umgang mit rechtsextremen Eltern behandelt.
Kontakt: Tel.: 030 240 886 12, E-Mail: heike.radvan@amadeu-antonio-stiftung.de, Internet: www.gender-und-rechtsextremismus.de
Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA)
Die Arbeitsstellen setzen sich für mehr Bildungsgerechtigkeit ein, fördern die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund und eine demokratische Kultur in Schule und Gesellschaft – unter anderem unterstützen sie die Sprachförderung mit Hilfe von Sprachpaten und das Handeln gegen Ressentiments.
Kontakt: Tel.: 030 240 45 100, E-Mail: andres.nader@bag-raa.de, Internet: www.bag-raa.de
Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
Das Projekt fördert ein Schulklima, das von gegenseitiger Achtung und der Anerkennung individueller Eigenheiten geprägt ist, dem verbindende Normen zugrunde liegen. Zu diesem Zweck werden Materialien erarbeitet, die Handlungsansätze, Themenfelder, Methoden und Arbeitsweisen enthalten. Bundesweit bietet das Projekt Fachtagungen, Qualifizierungsseminare und Vernetzungstreffen an.
Kontakt: Tel.: 030 2145 860, E-Mail: schule@aktioncourage.org, Internet: www.schule-aktioncourage.org
Über den Umgang mit Pädophilie und blinden Flecken Die Lotterie Die sexuelle Orientierung entwickelt sich unter dem Einfluss von biologischen und psychosozialen Faktoren in der Pubertät. Die sexuelle Orientierung geschieht und ist keine Frage der Wahl; sie ist wie eine Lotterie der Natur. Heterosexuelle haben, was die gesellschaftliche Akzeptanz angeht, das beste Los gezogen, auch…
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„Welche Fragen möchtest Du nicht unter den Teppich kehren?“, fragten wir angesichts einer Million von Kindern und Jugendlichen, die nach Schätzungen einer Studie der Weltgesundheitsorganisation von sexuellen Missbrauch hierzulande betroffen sind: Aus über 100 Zuschriften und Gesprächen filterten wir die folgenden Fragen heraus:
„Warum herrscht einerseits oft Schweigen und es irren betretene Blicke, wenn jemand erzählt: Ich bin als Kind missbraucht worden? Warum genügt andererseits oft ein noch unbewiesener Verdacht, um einen Menschen sozial zu töten?“
„Warum wird bereits das Anhören tabuisiert?
Warum nehmen wir nicht wirklich wahr, wenn Kindern sexuelle Gewalt angetan wird? Wollen oder /und können wir es nicht? Wenn ja, warum?“
„Eine Kultur des Hinschauens, was ist das konkret? Wie kann man lernen wahrzunehmen, wenn Kinder Opfer von sexueller Gewalt werden? Wo sind die qualifizierten Ausbildungsprogramme für Erzieherinnen, Lehrer, Mediziner, Eltern, Polizisten?“
„Gilt die Unschuldsvermutung für jede/n? Wann hört Aufklärung auf und wo fängt Denunziation an?“
„Verdienen Pädophile Solidarität und Hilfe für die Herausforderung, kein Täter zu werden? Kann man Veranlagung ächten?“
„Muss man tatsächlich, wie mehrere australische Fluggesellschaften das tun, grundsätzlich verbieten, dass Männer neben allein reisenden Kindern sitzen? Ist es fair, allen männlichen Erziehern in Kitas zu unterstellen, sie machten das ja nur, weil, ja weil…?“
„Wer hört den Opfern wirklich zu? Wann werden Verjährungsfristen aufgehoben?“
„Was schuldet die Gesellschaft den Opfern, die auch entschädigt werden müssen? Ist die Gesellschaft überhaupt reif, ihr Wegschauen aufzulösen?“
„Pädagogik ist ohne Vertrauen nicht möglich, aber Vertrauen kann missbraucht werden. Und selbst wenn es klare Regeln gibt, ist deren Übertretung nicht immer leicht erkennbar und der Umgang mit vermeintlich erkannten Übergriffen heikel – wegen der Schutzbedürftigkeit von vermuteten Opfern, aber auch wegen der im Rechtsstaat grundsätzlich eingeräumten Unschuldsvermutung zugunsten der vermeintlichen Täter. Wie reagieren wir professionell?“
„Welche Art von Beziehung zu Kindern und Jugendlichen ist in jeder Art professioneller Pädagogik die angemessene und grundlegende Voraussetzung?“
„Eine Diskussion über die Emotionen zwischen den Generationen, die in allen Erziehungssituationen eine Rolle spielen, ist überfällig. Wie wäre es, wenn wir mal die jüngeren Generationen fragen?“
„Kann die Differenzierung, das Zur-Kenntnis-Nehmen, das Nachdenken der Anfang vom Ende des Verdrängens sein, das Ende einer scheinheiligen, oberflächlichen Debatte, die keinem Opfer hilft, auch keinem zukünftigen Opfer?“
Fünf Organisationen – die Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen, die Bundeselternvertretung, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, das Institut für den Situationsansatz in der INA gGmbH und der Pestalozzi-Fröbel-Verband – verfassten im April 2016 eine Stellungnahme zum Vorhaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), mit der internationalen Studie „Early Learning Assessment“ Lernergebnisse in frühkindlichen Bildungsprozessen zu erfassen, zu vergleichen und zu bewerten. Dr. Christa Preissing erklärt, welche Gründe es gab, vor der Beteiligung Deutschlands an dem OECD-Vorhaben zu warnen.
Bild: Quint Buchholz
Dr. Christa Preissing: Mit den Stellungnahmen wollten wir Einfluss auf die Entscheidung der Ministerin Manuela Schwesig nehmen. Wir wollten verhindern, dass Deutschland sich an dieser Studie beteiligt. Das ist gelungen.
Welche Länder sich an der ersten Phase der Studie beteiligen, wissen wir noch nicht. Wenn die Ergebnisse veröffentlicht werden, rechnen wir damit, dass ein ähnlicher Prozess einsetzt wie nach der PISA-Studie. Auch an dieser Studie beteiligte sich Deutschland anfangs nicht. Nachdem die ersten Ergebnisse veröffentlicht wurden, trat Deutschland bei und beteiligte sich an den Folge-Phasen. Deshalb befürchten wir, dass mit „Kindergarten-PISA“ Ähnliches passieren wird.
Weshalb bezweifeln Sie den Sinn dieser Studie?
Dr. Christa Preissing: Ich habe grundsätzliche Bedenken, die Leistungen von Kindern zum Gegenstand internationaler Vergleichsstudien zu machen. Das hat mehrere Gründe.
Der Hauptgrund: Ich bin der Auffassung, dass man Kinder nicht miteinander vergleichen sollte, denn das setzt ja voraus, dass man eine Norm hat, an der die Kinder gemessen werden. Solch eine Norm enthält eine Vorstellung von Normalität, die ich grundsätzlich in Frage stelle, wenn wir davon ausgehen, dass jedes Kind unendlich viele Potenziale in sich trägt. Die pädagogischen Fachkräfte, aber auch die Familien haben die Aufgabe, Kinder zu stärken, damit sie möglichst viele dieser Potenziale entfalten können. Bei Messungen von Leistungen nach einer bestimmten Norm wird immer nur ein sehr reduzierter Ausschnitt in den Blick genommen. Das geht aus methodischen Gründen auch gar nicht anders. Man greift immer auf Kompetenzen zurück, die von außen definiert sind und Kindern mit ungewöhnlichen Potenzialen nicht gerecht werden. Solche Potenziale kommen gar nicht in den Blick. Aus methodischen Gründen wird zudem von oben herab definiert, was Kinder in einem gewissen Alter können oder welche Kompetenzen sie aufweisen sollen. Verräterisch ist für mich in diesem Zusammenhang der Begriff der „Vorläuferfähigkeiten“.
Was ist damit gemeint?
Dr. Christa Preissing: Damit sind Fähigkeiten gemeint, die Kinder in der Schule oder im Beruf brauchen. Es wird also immer von oben herab definiert, was Kinder in einem bestimmten Alter können sollten, damit sie in späteren Lebensphasen erfolgreich sind. Der Erfolg wird an den Leistungen in der Schule gemessen. Also nicht daran, wie viel kritisches Potenzial Kinder haben, welche eigenwilligen Vorstellungen oder Alternativen zu gängigen Regeln sie entwickeln, wie fantasievoll sie sind. Die Norm presst die Kinder in eine Form, die ihnen nicht gerecht wird. Und meinem Bild vom Kind – vom Menschen überhaupt– auch nicht.
Mein zweiter grundsätzlicher Einwand: Es handelt sich um eine internationale Vergleichsstudie. In solchen Studien dominieren immer nord-westlich gesetzte Normen. Von vornherein kann man prognostizieren, dass Kinder aus süd-östlichen Regionen dieser Welt schlechter abschneiden werden, denn soziokulturelle Komponenten werden nicht berücksichtigt. Es wird ein universales Bild vom Kind konstruiert – über Entwicklungspsychologie und Testapparate –, das Kindern, die nicht in nord-westlich geprägten Mittelschichtkulturen aufwachsen, in keiner Weise gerecht wird.
Diese Debatte um die sogenannte kompensatorische Erziehung führen wir im Westen der Republik schon seit den 1960er Jahren und fragen: Geht es darum, alle Kinder mittelständischen Normen anzupassen? Das war und ist eine fachpolitische Debatte. Inwiefern widerspricht die OECD-Studie auch fachpolitischen Positionen, die sich mittlerweile hierzulande herausbildeten und seitdem Gegenstand der hiesigen Bildungspläne und -programme sind?
Dr. Christa Preissing: In unserer Stellungnahme verweisen wir darauf, dass unser Bildungsverständnis – es variiert zwar regional, besitzt aber eine große Schnittmenge – besagt: Bildung ist mehr als die Ausprägung bestimmter kognitiver Fähigkeiten, umfasst die Entwicklung der Persönlichkeit und ihr Vermögen, soziale Gemeinschaften zu bilden und die Welt eigenverantwortlich umzugestalten.
Das Vorhaben, die Messung kindlicher Kompetenzen ins Zentrum einer Vergleichsstudie zu stellen, ignoriert dieses umfassende Bildungsverständnis. Zwar wird es nicht generell in Frage gestellt, aber es wird ausgeblendet, wenn es um die Auswahl der Messmethoden geht, die Literacy, frühe mathematische Grunderfahrungen und die Fähigkeiten der Kinder, sich selbst zu regulieren und sich in ein formales Bildungssystem einzupassen, erfassen sollen.
Es geht also letztlich um die Fähigkeit der Kinder, sich in die Systeme einzupassen, die in den jeweiligen Teilnehmerländern herrschen?
Dr. Christa Preissing: Ja. In unserer Stellungnahme kritisieren wir auch unser formales Bildungssystem Schule, denn wir sehen, dass die soziale Herkunft immer noch der Hauptvoraussagefaktor für den Bildungserfolg in der Schule ist. Die Schule ist eben nicht in der Lage, soziale Benachteiligung aufzugreifen und auszugleichen. Unser formales Bildungssystem setzt immer noch darauf, dass Eltern viel tun, um ihre Kinder in der Schule zu unterstützen. Mütter und Väter, die diese Möglichkeit nicht haben, weil sie keine hohen Bildungsabschlüsse und keine Partizipationsmöglichkeiten haben, sind dazu nicht in der Lage. Ihre Kinder werden deshalb immer schlechter abschneiden als andere Kinder. Deshalb finde ich es diskriminierend, solche Normen zu setzen.
Ist ein Untersuchungsansatz denkbar, der diese Art der Diskriminierung ausschließt?
Dr. Christa Preissing: In Berlin, aber auch andernorts haben wir den Weg eingeschlagen, nicht die Kompetenzen der Kinder zu messen, sondern die Qualität des pädagogischen Handelns derer, die Verantwortung dafür tragen, dass Kinder ihre Potenziale entfalten können. Man darf nicht verschleiern, wer diese Verantwortung trägt. Nämlich wir – als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft, die in der Lage sind, sich an der Definition von Normen zu beteiligen. Dafür haben wir Qualitätsansprüche und -kriterien entwickelt.
Was müsste dem Entwurf eines Forschungsdesigns vorausgehen, das solche Ansprüche erfüllt?
Dr. Christa Preissing: Eine Debatte, die Fragen der Inklusion und Partizipation beinhaltet, wurde in Ansätzen geführt – auch vor dem Start dieser OECD-Studie. 2015 gab es ein halbes Jahr lang die Möglichkeit, sich an der Entwicklung des Forschungsdesigns zu beteiligen, und Deutschland machte mit. Aber es war klar, dass das aus forschungsökonomischen Gesichtspunkten scheitern musste, denn in sechs Monaten lassen sich keine Forschungsmethoden entwickeln, die geeignet sind, Unvorhergesehenes bei Kindern einzubeziehen. Von vornherein war klar: Man wird auf Forschungsmethoden zurückgreifen, die bereits erprobt und validiert sind. Interessanterweise sind das Tests aus den späten 1960er bis 1970er Jahren, die in den USA, in Kanada und Großbritannien entwickelt wurden. Schon während meiner Studienzeit wurden sie kritisiert.
______________________
Kontakt
Dr. Christa Preissing ist Direktorin
des Berliner Kita-Instituts in der
Internationalen Akademie Berlin.
Wortlaut der Stellungnahme des Instituts für den Situationsansatz, der Bundeselternvertretung, des Pestalozzi-Fröbelverbands, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen vom 16. 4. 2016
„Die Welt darf nicht allein Experten überlassen werden. Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit brauchen eine Wahrnehmungserweiterung und ein Zusammenwirken. Wir brauchen Visionen eines zukunftsfähigen Lebens, die sich mit Sinnlichkeit, Lust und Leidenschaft des eigenen Handelns verbinden. Die Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit lösen Grenzen auf zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen künstlerischer und technischer Forschung, zwischen Machbarkeit und…
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In einem kleinen Nebenraum der Küche im Mopelladen, sitzt der fünfjährige Jurek und hat gerade aufgegessen. Es gab: „Kartoffeln, Eier, Salat und Soße. Die gehört zu den Eiern“, sagt er. Und: „War lecker.“ Jurek ist eins von den Küchenkindern – Kinder, die es in die Küche zieht wie andere in den Bauraum oder Garten. Vor…
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