Für ein besseres EGO – Hintergrund der Artikelserie

In einem Kooperationsprojekt der GEW beginnt wamiki mit dem Heft #1/2014 eine Serie von Portraits über Erzieherinnen, Kitaleiterinnen und Sozialpädagoginnen. Wir wollen die ganze Breite der Profession zeigen. Es geht um Konzepte und Methoden, um Bildungsaufgaben und Entwicklungen, um Haltungen und Kompetenzen. Es geht um die Menschen, die mit den Kindern arbeiten. Was hat sie in den Beruf geführt? Was ist ihnen wichtig? Was muss sich ändern?
Die Anforderungen an Erzieherinnen sind in den letzten Jahren ständig gestiegen. Erzieherinnen stellen sich den neuen Herausforderungen mit großem Engagement. Bei den Rahmenbedingungen und der Bezahlung hat sich hingegen kaum etwas getan. Wir brauchen eine bessere Fachkraft-Kind-Relation, Freistellung der Leitungskräfte und einen Ausbau der Fachberatung.

Beschäftigte in Einrichtungen des Sozial- und Erziehungsdienstes haben den berechtigten Anspruch auf eine Bezahlung, die den Anforderungen, der Qualität ihrer Arbeit und der Verantwortung entspricht. Der am 1. November 2009 in Kraft getretene Tarifvertrag für den Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen kann erstmals ab Januar 2015 neu verhandelt werden. In diesen Verhandlungen muss es darum gehen, die tarifvertraglichen Regelungen den veränderten Realitäten anzupassen. Die seit dem Jahr 1970 weitgehend unverändert geltenden Tätigkeitsmerkmale müssen dringend erneuert werden. Das Tarifrecht hat sich in den letzten Jahren immer weiter vom Jugendhilferecht und von der Praxis in den Einrichtungen entfernt. Diese Lücke muss geschlossen werden. Dazu gehört auch, neue berufliche Qualifikationen, zum Beispiel die Kindheitspädagog/in (BA), tariflich abzusichern.

Vor allem muss in den Tarifauseinandersetzungen erreicht werden, dass die Bezahlung in Sozial- und Erziehungsberufen deutlich angehoben wird. Sozialpädagogische Fachkräfte haben es längst verdient, besser bezahlt zu werden. Das Berufsfeld hat nur dann eine Entwicklungschance, wenn die Bezahlung deutlich angehoben wird. Es muss gelingen, den Erzieherberuf so attraktiv zu machen, dass er ein Zukunftsberuf bleibt und nicht in Gefahr gerät, im Wettbewerb um den besten Nachwuchs auf der Strecke zu bleiben. Gute Erziehung, Bildung und Betreuung muss sich auch für die Beschäftigen lohnen.

Die GEW setzt sich seit vielen Jahren mit großem Engagement und immer stärkerer Unterstützung der Betroffenen für bessere Rahmenbedingungen und mehr Geld ein. In einem Kooperationsprojekt der GEW beginnen wir in dieser Ausgabe eine Serie von Portraits über Erzieherinnen, Kitaleiterinnen und Sozialpädagoginnen. Wir wollen die ganze Breite der Profession zeigen. Es geht um Konzepte und Methoden, um Bildungsaufgaben und Entwicklungen, um Haltungen und Kompetenzen. Es geht um die Menschen, die mit den Kindern arbeiten. Was hat sie in den Beruf geführt? Was ist ihnen wichtig? Was muss sich ändern?

Vor allem wollen wir ihre Stärke zeigen. Stark sein, Interessen formulieren, für Verbesserungen eintreten. Das wird nötig sein, wenn es ab Januar 2015 darum geht, neue tariflich Konditionen für den Sozial- und Erziehungsdienst auszuhandeln. Die Tarifkampagne 2015 der GEW steht unter dem Motto „Für ein besseres EGO“. Weil es tarifpolitisch um eine neue, eine bessere „EntGeltOrdnung“ geht. Und weil es um die eigenen Interessen geht, um den Wert der Arbeit und um Anerkennung durch bessere Bezahlung.

Bernhard Eibeck, GEW

Weitere Informationen, Filme und die Theater-Revue „Neues vom EGO“ unter: www.gew.de/EGO.

Weitere Informationen und Forderungen der GEW

Eingruppierung deutlich anheben
Nach Angaben des statischen Bundesamtes beträgt das Durchschnittsgehalt aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 3.449,00 Euro (brutto/Vollzeit). Erzieherinnen kommen im Durchschnitt auf 2.811,61. Ist das gerecht? Die GEW fordert eine deutliche Anhebung der Gehälter durch eine Eingruppierung mindestens in Entgeltgruppe S 8, eine Verkürzung der Stufenlaufzeiten sowie weiter Aufstiegsmöglichkeiten bis zur Entgeltgruppe S 10.
In vielen Kitas, wie auch in Weimar, haben Erzieherinnen keine Vollzeitstellen. Je nachdem, wie viele Kinder anwesend sind, wird von der Stadt der Personalbedarf monatlich neu ermittelt. Somit kommt es jeden Monat zu Veränderungen in der Personalzuweisung. Die Kitaleitung muss jeden Monat mit ihren Kolleginnen festlegen, wer die Arbeitszeit reduziert bzw. aufstockt. Die Folge sind monatliche Schwankungen des Gehalts. Dieser Zustand ist für alle Beteiligten eine unerträgliche Zumutung und muss umgehend beseitigt werden. Erzieherinnen haben das Recht auf eine verlässliche Bezahlung.

Profis für Bildung
Tageseinrichtungen für Kinder sind der Elementarbereich des Bildungswesens. Seit eineinhalb Jahrzehnten gibt es in allen Bundesländern Bildungspläne. Ein wichtiges Element der systematischen Bildungsarbeit sind die „Bildungs- und Lerngeschichten“. Angeregt durch das Konzept und die Praxis der „Learning Stories“ aus Neuseeland hat das Deutsche Jugendinstitut (DJI) in den Jahren 2004 bis 2007 ein bundesweites Modellprojekt durchgeführt. Die GEW war daran mit einer eigenen Variante, dem „Bildungsbuch“ beteiligt. Erzieherinnen und Erzieher haben zahlreiche Fortbildungen besucht, ihre Konzeptionen und die Praxis angepasst und forcieren auf diese Weise die Begleitung des Bildungsprozesses der Kinder. Es ist höchste Zeit, dass sich ihre Kompetenz in der Bezahlung widerspiegelt. Mit einer Eingruppierung in Entgeltgruppe S 6 wird man der qualifizierten Bildungsarbeit nicht mehr gerecht. Die GEW fordert deshalb ein deutliche Aufwertung und höhere Eingruppierung in die Entgeltgruppen S 8 bis S 10..

Stufengleiche Höhergruppierung
An 4.000 Kindertageseinrichtungen konnten mit Geldern aus dem Programm „Offensive frühe Chancen“ des BMFSFJ zusätzliche Fachkräfte für Sprachförderung eingestellt werden. Das Programm begann im Jahr 2011 und endet im Jahr 2015. Die GEW hat sich dafür eingesetzt, diese Fachkräfte in einer herausgehobenen Entgeltgruppe einzugruppieren. Das BMFSFJ ist dem gefolgt und hat die Träger angewiesen, eine Eingruppierung in S 8 („Erzieherin mit schwieriger Tätigkeit“) vorzunehmen. Wenn sozialpädagogische Fachkräfte sich im Lauf ihres Berufslebens weiterqualifizieren und höherwertige Aufgaben übernehmen, haben sie Anspruch auf Eingruppierung in einer höheren Entgeltgruppe. Die GEW fordert, die Höhergruppierung „stufengleich“ vorzunehmen. D. h., dass man die bisher schon erreichte Stufe und die darin absolvierten Jahre in die neue Entgeltgruppe mitnimmt.

Eingruppierung der Leitungskräfte verbessern
Die Eingruppierung der Kita-Leitungen hängt nach derzeitigem Tarifrecht von der Platzzahl der Einrichtungen ab. Zwischen Oktober und Dezember werden die belegbaren und vergebenen Plätze gezählt und danach wird die Eingruppierung vorgenommen. Damit sind zahlreiche Probleme verbunden: Die Orientierung an der Platzzahl ist kein geeignetes Kriterium für die Qualität, den Umfang und die damit verbundene Verantwortung der Leitungsaufgabe. Zudem ist der Zeitpunkt nicht repräsentativ: Die ältesten Kinder sind gerade in die Schule gekommen, und oft sind noch nicht wieder alle belegbaren Plätze vergeben. Leitungen von Krippen werden systematisch benachteiligt, weil es sich in aller Regel um kleine Einrichtungen handelt.
Deshalb macht die GEW einen neuen Vorschlag, wie die Leitungseingruppierung definiert werden kann. Grundlage soll ein neues Berechnungsverfahren aus der in der Betriebserlaubnis angegebenen Platzzahl in Kombination mit der Fachkraft-Kind-Relation sein. Außerdem sollen konzeptionelle Besonderheiten berücksichtigt werden. Somit soll künftig die Zahl der Mitarbeiterinnen der Einrichtung die Messgröße für die Leitungseingruppierung werden.
Die GEW will aber nicht nur die Kriterien für die Eingruppierung verändern, sondern vor allem eine bessere Bezahlung erreichen. Deshalb fordert die GEW u. a., die beiden unteren Entgeltgruppen für die Leitungen kleiner Einrichtungen abzuschaffen.

Attraktivität des Berufs erhöhen
Der Anteil männlicher Erzieher liegt- seit Jahren nahezu unverändert – bei 3,7 Prozent. Am 1. März 2014 waren es 12.763 Erzieher gegenüber 342.213 Erzieherinnen. Nimmt man alle Berufsgruppen zusammen, die in Tageseinrichtungen für Kinder arbeiten, sind es 5,2 Prozent. Es ist zu beobachten, dass sich zwar zunehmen mehr Männer für den Beruf interessieren und auch eine Ausbildung absolvieren. Vor die Entscheidung gestellt, als Erzieher zu arbeiten oder weiter zu studieren, wählen viele dann die Hochschule. Ein wesentlicher Grund dafür sind die geringe Bezahlung und die schlechten Karriereaussichten. Wenn der Männeranteil erhöht werden soll – die Zielmarke ist, wie in vielen anderen europäischen Ländern, 20 Prozent – muss der Beruf finanziell an Attraktivität gewinnen.

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