Bilderrätsel

Welchen Begriff aus der Pädagogik haben wir im übertragenen Sinn collagiert? Die Buchstaben in den hellen Kästchen ergeben den Lösungsbegriff. Unter Ausschluss des Rechtsweges verlosen wir 10 x das Buch: „Mosaik aus Worten, Zeichen, Material“.

PS: In Heft 2/2021 suchten wir den Begriff: Die tiergestützte Pädagogik. Die Redaktion gratuliert allen Gewinnerinnen und Gewinnern.

Bild: Marie Parakenings

 

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Stichwort: Bilderrätsel.
Einsendeschluss ist der
1. August 2021.

Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und Innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg?

 

Bastelsageverbot

Laternen aus nachgemachten Käseschachteln, fein geschnibbelt aus Tonpapier: Braucht kein Mensch, mag kaum ein Kind herstellen, genau wie all die Muttertags-Herzchen aus per Serviettentechnik kaschiertem Styroporrohlingen aus dem Hobby-Shop. Zu Recht fordern PädagogInnen seit langem, Kinder zu Bauvorhaben und Gestaltungsprozessen zu inspirieren, statt sie nach schrittweisen Anleitungen unnützen Deko-Kram herstellen zu lassen. Diese sinnvolle Diskussion führte dazu, dass das Wort „Basteln“ für moderne PädagogInnen zum Unwort wurde.

Doch es passiert wieder einmal, was so oft passiert, wenn man das Tun der Menschen über neue Wörter verändern will: Es bleibt beim Alten, nur mit anderen Worten. Dass man nicht mehr Hilfsschüler sagt, sondern vom Sonder-, Förder- und Integrationsschüler zum Integrationskind gelangte, hat an der Ausgrenzung wenig geändert. So ist es auch bei unserem B-Wort: Keiner erzählt mehr davon, diese Käseschachtel-Laternen zu basteln. Sie entstehen stattdessen beim Bauen oder Gestalten im Kreativbereich, gleichen einander aber wie eh und je.

Gibt es noch jemand, der „Basteln“ sagt? Ja – fast alle Kinder. Wenn man sie fragt, ob sie Lust auf Basteln haben, sind sie begeistert, schleppen Material und Werkzeug herbei und freuen sich auf das, was wir Gestaltungsprozesse nennen. Sie haben mit der Wortwahl völlig recht: „Gestalten“ ist das, was der Erwachsene tut, der sein Werk vor Augen hat. Basteln bedeutet laut Lexikon: „sich mit kleinen Handwerksarbeiten aus Liebhaberei beschäftigen“ oder „etwas handwerklich herstellen, ohne in einer Zunft zu sein“. Wer bastelt, hat Lust auf das Tun, nicht auf das Ergebnis.

Hört auf, die Kinder Käseschachteln zu Laternen verarbeiten zu lassen. Aber lasst sie basteln – sie wissen, wie das wirklich geht!

Foto: REHvolution/ photocase.de

Leserin Nancy Laschek stellt Fragen

Wenn das Kita-Gelände keinen Zaun hätte: Wie viele Kinder würden dann bleiben?

Wenn es keinen Fachkräfte-Mangel gäbe: Wie viele Kolleg*innen (inklusive dir selbst) hätten dann noch ihren Job?

Wenn es keinen Mangel an Betreuungs-Plätzen gäbe: Wie viele Familien würden die Einrichtung wechseln?

Was fällt dir schwerer: Gehen oder gehen lassen?

Was kostet mehr Kraft: Gehen oder Bleiben?

Kriegen wir noch Gehalt oder schon Schmerzensgeld?

Beruf, Berufung oder doch nur Helfersyndrom?

Wenn du jetzt aussteigen würdest: Was würdest du vermissen? Das Kinderlachen? Das Machtgefühl? Die festen Arbeitszeiten? …?

Zu wie viel Prozent gefällt dir, was du tust?

An wie vielen Arbeitstagen in der Woche denkst du dir „Hätte ich nur Holzbearbeitung gelernt“?

Was haben dein jetziger Beruf und dein Traumberuf gemeinsam?

Es geht rund

Sachbuch

In Natur und Technik sind Kreisläufe ein Grundprinzip. Die mitunter komplexen Zusammenhänge und wiederkehrenden Strukturen wahrzunehmen und ihre Wandelbarkeit zu verstehen, ist nicht immer einfach. Umso verblüffender, mit welcher Leichtigkeit Johannes Vogt und Felicitas Horstschäfer diese Abläufe in ihrem Sachbuch bereits jungen Leserinnen und Lesern näherbringen. Der Clou ist dabei zweifellos die gestalterische Idee, die ebenso genial wie einfach erscheint: Hier werden Kreisläufe in einem Buch präsentiert, das aufgeklappt selbst kreisrund ist. Auf stabiler Pappe, die im Zusammenspiel mit dem Sonderformat zum Drehen und somit auch zum sinnlichen Erfassen einlädt, werden insgesamt neun verschiedene Kreisläufe vorgestellt – von Tages- und Jahreszeiten, Nahrungs- und Nährstoffkreisläufen über Fortpflanzung (am Beispiel Frosch) bis hin zu Mehrwegflaschen und Recyclingpapier.

Wozu hat der Apfel Kerne? Wer frisst wen? Wohin kommen all die Schnipsel? – Prägnante Fragen leiten die knappen, nah an der kindlichen Lebenswelt formulierten Erklärtexte zu den einzelnen Abschnitten ein. Deren visuelle Gestaltung wird durch den pointierten Einsatz von Schmuckfarben in den sonst blau-grau gehaltenen Bildern abgerundet. Ab 5 Jahren.

Nominiert für den Kinder-und Jugendliteraturpreis 2021

Die vollständige Liste aller 2021 nominierten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbücher gibt es unter: https://www.jugendliteratur.org

Manno!

Kinderbuch

 

In diesem Comicalbum präsentiert Anke Kuhl 18 pointierte Episoden ihrer erinnerten Kindheit in den 1970er Jahren. Aus kindlich-naiver Perspektive wird berichtet von großen und kleinen, witzigen, ernsten und mitunter auch traurigen Ereignissen eines ganz normalen Kinderlebens. Es geht dabei um den Zusammenhalt der Geschwister, aber auch um Streitigkeiten, um Haustiere, Leistenbrüche, Brillen und Strumpfhosen oder die Zuflucht bei Oma und Opa, wenn die Eltern streiten. Auch eklige, skurrile oder irrwitzige Kinderspiele finden ihren Platz wie Klobürstenkämpfe oder das schreckliche Quälspiel mit der Stinkvase.

Bildliches und sprachliches Erzählen sind mit den Möglichkeiten des Comics geschickt inszeniert. Die Panelanordnung wird spannungsreich durch die Übergänge aufgebrochen. Für viel Dynamik sorgen dabei Momentaufnahmen, Perspektivwechsel und Zooms, angereichert mit Speedlines und Soundwords. Die Ich-Erzählerin kommentiert in den teils offenen, teils geschlossenen Textkästen das generationsübergreifende Familienleben. Die Panels zeigen, dass es keine heile Welt sein muss, um Zusammenhalt zu generieren. Die Figuren wirken durch liebevolle Details wie Omas „Warzn af der Nosen“ oder Papas „Pilzfrisur“ besonders authentisch und sympathisch unperfekt. Die Farbkontraste in Buntstiftästhetik passen hingegen perfekt zu den fabelhaft vielseitigen Kindheitserlebnissen. Ab 8 Jahren.

Nominiert für den Kinder-und Jugendliteraturpreis 2021

Die vollständige Liste aller 2021 nominierten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbücher gibt es unter: https://www.jugendliteratur.org

Der Stein und das Meer

Bilderbuch

Alexandra Helmig erzählt von einem kleinen grünen Stein auf einem Felsen im Meer, nicht weit vom Ufer entfernt. Seit Jahrtausenden liegt er dort und beobachtet, was um ihn herum geschieht. Doch mit der Zeit wächst die Neugier, den Platz zu verlassen und selbst ins Meer einzutauchen. Der nächste große Sturm schwemmt ihn mit. Und wer dieses Bilderbuch betrachtet, darf ihn begleiten bis zum erstaunlichen Ende der poetischen Geschichte, in der ein Kind letztlich die entscheidende Wendung herbeiführt. Zwischen den Zeilen werden bedeutsame, nahezu philosophische Fragen aufgeworfen und Gedanken angeregt, die weit über die Handlung dieser kleinen Erzählung hinausweisen.

Die Bilder von Stefanie Harjes inspirieren diese Gedankenreise, indem sie durch ihre surrealen Elemente in den Zeichnungen, Collagen und Scherenschnitten das Realitätsenthobene, Wirklichkeitsentrückte hervorheben und eine eigene Wahrheit miterzählen. Diese Geschichte scheint nicht von dieser Welt zu sein. Aber in den grotesken kleinen Figuren spielt sie mit Bekanntem und Vertrautem. Das macht dieses Bilderbuch so reizvoll und wird die Lust am Fabulieren und Philosophieren wachhalten. Ab 7 Jahren.

Nominiert für den Kinder-und Jugendliteraturpreis 2021

Die vollständige Liste aller 2021 nominierten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbücher gibt es unter: https://www.jugendliteratur.org

Unsichtbar in der großen Stadt

Bilderbuch

Unerhört – ein Kind läuft ganz allein durch eine hektische, verwirrende Großstadt! Hochhäuser, Baustellen, Verkehr, Gedränge und Lärm stürmen auf es ein. Alles blinkt und blendet. Das Kind lässt sich nicht davon beirren. Es geht einfach seinen Weg, selbst als es plötzlich zu schneien beginnt, Parkbänke und Bäume unter dem dichten Weiß verschwinden und die vielen Autos das Schneetreiben in Matsch verwandeln. Im von Bernadette Ott behutsam übersetzten Text spricht der Ich-Erzähler dabei fortwährend ein rätselhaftes „Du“ an, ermutigt es, warnt vor gefährlichen Orten, verrät sichere Verstecke und Abkürzungen. Wer spricht hier mit wem?

Was für ein mutiger und genialer Einstieg in eine Bilderbuchgeschichte, die sich bis zu einem verblüffenden Ende atemberaubend steigert. Ästhetisch zieht der kanadische Bilderbuchkünstler Sydney Smith alle Register seines Könnens. Virtuos arbeitet er mit Licht und den Aggregatzuständen von Wasser, variiert gekonnt alle Schattierungen von Schwarz, Grau und Weiß, nur durchbrochen von wenigen Farbtupfern, und wechselt kleine Formate mit opulenten Doppelseiten ab. Dabei versteckt er so manch bildliche Fährte, die beim Immer-Wieder-Anschauen entdeckt werden kann. Das alles erzeugt eine geradezu filmische Spannung, bis am Ende nicht nur das Kind das sichere Zuhause erreicht. Ab 4 Jahren.

Nominiert für den Kinder-und Jugendliteraturpreis 2021

Die vollständige Liste aller 2021 nominierten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbücher gibt es unter: https://www.jugendliteratur.org

Einfach weg mit Einweg

Wer abhaut, muss draußen essen. Das ist kein hartes Los dank Streetfood, sondern klingt hip, ist aber kein ganz neuer Trend. Hier gibts den Artikel als PDF: 1Euro_#3_2021 Schon der Römer futterte mittags im Thermopolium stehend einen leckeren Teller Linsen mit ordentlich Garum – das war so eine Art Maggi auf Fisch-Eingeweide-Basis. Eigentlich stammt der…

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Alvin allein nach Haus

Hier werden Rechtsfragen aus der Pädagogik verhandelt. Diesmal geht es um juristische Finessen, die zu beachten sind, wenn Kinder sich selbstbestimmt aus der Kita entfernen. Hier gibts den Artikel als PDF: Rechthaber_#3_2021 Schrei! Zeter! Tob! Heul!   Donnerlittchen, was ist denn da im Kindergarten los? Gar nichts – die Kinder der „Vorschulmäuse“ spielen gerade friedlich…

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Fehl am Platz?

Warum sind wir, wie wir sind? Und warum stoßen wir damit nicht nur auf Gegenliebe? Erinnerungen an missliche Situationen, Erkenntnisse über Verhaltensweisen, Erfahrungen mit Lösungsmöglichkeiten und Umsetzungstipps – Aline Kramer-Pleßke, Supervisorin und Coach, möchte dazu beitragen, dass wir unsere Potenziale entdecken, unsere Ressourcen stärken, emotionale Entlastung finden und souveräner handeln können.

Hier gibts den Artikel als PDF: Supervisorin_#3_2021

Erinnerungen

Oft wollte ich einfach nur weg! Und es gab viele dieser prägenden Erlebnisse:

Im Kindergarten musste ich gefühlt stundenlang vor meinem Teller sitzen und sollte aufessen. Die anderen Kinder spielten schon, und ich war allein.

In der 1. Klasse sagte die Lehrerin immer wieder: „Aline, komm nach vorn an die Tafel und schreib eine Vier.“ Jedes Mal rief sie dann: „Falsch! Falsch! Falsch!“ Dabei war ich kreativ, dachte mir neue Formen für die blöde Vier aus und erfuhr irgendwann, dass ich Spiegelschrift geschrieben hatte. Das hätte meine Lehrerin mir gleich sagen sollen.

8. Klasse, Ferienarbeit im Krankenhaus: Ich träumte davon, auf der Kinderstation helfen zu dürfen, aber es wurde die Geriatrie. Der Chefarzt hieß genauso wie ich, und die Verantwortlichen dachten, ich sei seine Tochter. Mir war das unangenehm, ich hatte Angst und wollte dort nicht bleiben.

Als ich jung war, konnte ich solche Situationen nicht auflösen. Heute frage ich mich: Wer war damals wirklich fehl am Platz?

Auch als junge Erwachsene hatte ich diese Fluchtimpulse. Zumeist waren es Unklarheiten und konflikthafte Auseinandersetzungen, die mir Angst machten, oder Herausforderungen, denen ich vermeintlich nicht gewachsen war. Ich hatte den Eindruck, nicht in den Rahmen zu passen.

Während meiner Studienjahre traf ich auf mir wohlgesonnene Leute, die mich ermutigten zu reflektieren: Was passiert, was fühle ich, wie verhalte ich mich? Ich durfte ausprobieren, was zu mir passt. Selbstvertrauen und Selbstbestimmung wuchsen.

Erfahrungen

Aktuell spielt die Pandemie eine entscheidende Rolle. Sehr viele meiner sonst engagierten Supervisand*innen aus Kita und Schule fühlen sich fehl am Platz, sind entmutigt und denken darüber nach, den Beruf zu wechseln. Was für eine katastrophale Situation! Der Gefühlscocktail reicht von Ausgeliefertsein, Hilflosigkeit, Ohnmacht und Ärger über Wut bis zur Resignation. Die Geschäftsführer*innen kämpfen und versuchen mit ihren Kolleg*innen die sich immer wieder ändernden Beschlüsse und Vorgaben zu erklären und umzusetzen. Oft ungeschützt. Eine Erzieherin sagte, sie komme sich vor wie im Bällebad bei Ikea und ertrinke darin.

Ich appelliere an dieser Stelle dringend zu Handeln! Im Grunde musste vorgestern nachgebessert werden, um einen ganzen Berufszweig nicht den Bach runtergehen zu lassen. Ich vermute, ein solcher Schaden wird uns noch Jahre mühsamen Wiederaufbaus bescheren.

Zurück zum Thema: In mein Coaching kommen meist gut qualifizierte, leistungsbewusste Menschen, die interessante Positionen bekleiden. Fast alle haben das Gefühl, im Job „fehl am Platz“ zu sein. Das kann sehr unterschiedliche Gründe haben. Hauptthemen sind die berufliche Rolle, Kommunikation, Konflikte, Selbstverständnis, Haltung, Stressbewältigung und Resilienz. Oft gibt es einen Effekt, den ich den „BaggerVance“ nenne.

Kennen Sie den Film „Legende von Bagger Vance“? Die Geschichte spielt in den 1930er Jahren in Savannah, Georgia. Djuna, ein junger Kriegsveteran und ehemals brillanter Golfspieler wird zu einem Turnier herausgefordert. Allerdings ist er seit dem Krieg desillusioniert, traumatisiert, hat sich für das Vergessen entschieden, trinkt und spielt. Nun soll er ins Turnier. Wie aus dem Nichts taucht Bagger Vance auf, wird sein Caddy und sagt: „In jedem von uns steckt ein wahrer, authentischer Schwung. Etwas, womit wir geboren wurden, und das nur uns allein gehört. Etwas, das man nicht lehren oder lernen kann. Etwas, worauf man sich zurückbesinnen muss. Die Welt kann uns den Schwung nehmen und ihn unter all diesem Könnte, Müsste, Sollte begraben.“ Djuna hatte seinen authentischen Elan verloren. Bagger Vance unterstützt ihn mit guten Ratschlägen und weisen Tipps, seinen Schwung wiederzufinden.

Auch Frau X. hatte ihren authentischen Elan verloren, als sie zu mir ins Coaching kam. Sie war Mathematikerin und arbeitete im Controlling eines Unternehmens. Ihre berufliche Rolle war ihr fremd geworden, sie fühlte sich ausgelaugt und fehl am Platz. Gemeinsam erforschten wir ihre Bedürfnisse, Sehnsüchte, Leidenschaften. Wofür brannte sie?

Vor allem wollte sie etwas Sinnvolles tun. Über die Jahre hatte sie sich entwickelt, ihre Rolle passte nicht mehr zu ihr. Am Ende entschied sie sich, im Controlling nur noch in Teilzeit zu arbeiten. Sie suchte sich eine Stelle als Honorarkraft an einer Schule. Dort forschte sie mit Kindern und Jugendlichen zu mathematischen Themen. Diese sinnvolle und herausfordernde Tätigkeit gab ihr einen riesigen Aufschwung. Sie hatte den eigenen „Sound“ – so nannte sie es – gefunden und war auf dem für sie richtigen Platz gelandet.

Experiment

Fühlen Sie sich auch manchmal fehl am Platz? Stehen Sie an einer Wegkreuzung und sind sich nicht sicher, wohin Sie sich wenden sollen? Halten Sie an! Dafür brauchen Sie die innere Erlaubnis von sich selbst. Sie dürfen schwach sein, aus dem Leistungs- und Bewertungskarussell aussteigen. Nehmen Sie sich Zeit für sich, für die Suche nach dem eigenen „Sound“.

Unser Leben besteht aus mehreren Bereichen, zum ­Beispiel: die Familie, soziale Kontakte, Gesundheit, ­Finanzen, persönliche Weiterentwicklung, berufliche Tätigkeit, Energie, Partnerschaft. Je nach Lebenssituation ändert sich der Fokus und lässt sich individuell gewichten. Machen Sie eine Bestandsaufnahme. Dazu können Sie eine Collage anfertigen, ein Bild malen oder eine Liste schreiben. Nützliche Fragen sind:

Wie stabil sind die einzelnen Bereiche?

Wie zufrieden und erfüllt sind Sie?

Gibt es Bereiche, die in letzter Zeit zu wenig Beachtung fanden?

Wie flexibel sind Sie in den verschiedenen Bereichen? Welche Unterschiede nehmen Sie wahr?

Was wollen und können Sie zurzeit so lassen?

Welcher momentane Zustand geht für Sie nicht mehr?

Auf welche Bereiche wollen Sie sich in nächster Zeit besonders konzentrieren?

Wo wollen und können Sie Veränderungen aktiv hervorrufen?

In welcher Reihenfolge möchten Sie Entwicklungen vorantreiben?

Was genau wollen Sie verändern – an der Situation, an sich selbst?

Was könnten Sie investieren oder vielleicht sogar riskieren?

Wer ist auch davon betroffen?

Wer kann Sie unterstützen?

Wo bekommen Sie Informationen oder praktische Hilfe?

Welche Art der Lösung käme für Sie nicht in Frage?

Gibt es eigentlich Bereiche, in denen Sie besonders mutig oder ängstlich sind? Bedenken Sie: Wo die Angst ist, ist der Weg. Besinnen Sie sich auf Situationen, in denen Sie Probleme lösen konnten.

Vergessen Sie nicht: Sie schlagen Ihren Weg ganz bewusst ein. Sie gestalten selbst, sind selbst verantwortlich für Ihr Tun, Ihr Verhalten, Ihre Ziele und was in Ihrem Leben jetzt gerade wichtig ist.

 

Foto: cw-design / photocase

Abhauen im Spiel

Kinder hauen selten ab – außer im Spiel. Dort erkunden sie gerne, was es heißt, irgendwo festgehalten zu werden und sich mit List oder Kraft zu befreien. Vielleicht auch, welche Gründe es geben könnte, das Undenkbare zu tun: auszureißen.

Hier gibts den Artikel als PDF: Spielwiese_#3_2021

Spielt mit den Kindern Abhau-Spiele!

Geht gemeinsam ins Gefängnis…

… zumindest im Spiel oder in Gedanken: Baut mit Kindern Verließe, Kerker, Miniaturgefängnisse, um über Strafe, Gerechtigkeit und die Lust am Ausbrechen zu reden.

Spielt Zoo…

… um vielleicht auf ein Dilemma zu stoßen: Der Löwe will bestimmt abhauen, aber die Kinder im Zoo haben Angst davor und wollen ihn immer wieder besichtigen. Wer darf über wen bestimmen?

Sprecht über Kinderrechte…

… nämlich die Frage: Dürfen Große Kleinen vorschreiben, dass sie nicht abhauen dürfen? Was ist, wenn Abhauen die beste Lösung ist?

Lest Abhau-Geschichten…

… von Kindern, die aus Not oder Lust abhauen, zum Beispiel die fröhliche Pippi Langstrumpf mit Tommi und Annika, aber auch der schlecht behandelte Bosse in „Mio, mein Mio“. Wann wäre es gut,
selbst abzuhauen?

Spielt „Plumpsack“

Alle stehen im Kreis und sehen nach innen, einer geht rum und lässt den Plumpsack hinter ein Kind fallen. Jetzt heißt es für dieses Kind, mit dem Plumpsack-Werfer um die Wette den Kreis zu umrunden, und wer nicht als erster die Lücke wieder füllt, muss weiter Plumpsäcke verteilen. Fangspiele sind gut, weil man das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, spielerisch erkunden kann.

Spielt „Wenn der Kaiser durchs Land geht…

… mag er kein grün“. Also dürfen, wenn die Kaiserin das so möchte, alle Kinder gefangen werden, die nicht rechtzeitig abhauen. Gute Frage: Warum darf der Kaiser das entscheiden?

Ähnlich geht: „Herr Fischer, welche Fahne weht?“

Fesselt Kinder…

…die Lust auf Entfesselung haben. Entfesseln ist die einfachste Form des Escape-Room-Spiels: Wie kriege ich Knoten auf, wie trickse ich den Fessler aus?

Erzählt Abhau-Geschichten…

… aus der eigenen Erinnerung. Wahrscheinlich kennen alle Kinder das Gefühl, vor Wut die Familie oder die Freunde verlassen zu wollen. Gut, wenn man hört, dass Erwachsene es auch kennen – und erzählen, wie die Geschichte ausgegangen ist.

Haut zusammen ab…

… und zwar auf Experimentellen Reisen. Das geht zum Beispiel so: Erste Straße rechts gehen, zweite links, dritte wieder rechts. Die Idee dahinter: Wer ohne Ziel „abhaut“, erlebt die meisten unerwarteten Dinge.

Spielt „Wer hat Angst vorm…

… schwarzen Mann?“ Übrigens hat das uralte Spiel nichts mit Hautfarbe zu tun, denn die dunkle Gestalt ist der Tod, sagen HistorikerInnen. Trotzdem – und weil es lustiger wird – ersetzen wir beim Fangspiel, bei dem es darum geht, das Spielfeld ungefangen zu queren, den düsteren Herrn durch: die gelbe Frau, den gepunkteten Saurier, das rosa Krokodil.

Foto: Andrew Neel / unsplash

Was mit Schloss

Hier gibts den Artikel als PDF: Impulse_Schloss_#3_2021

Ein Schloss versperrt den Zugang.

Warum? Weil etwas geschützt, gesichert oder bewahrt werden soll.

Was gibt es eigentlich für Schlösser?

Das Fallriegelschloss, das Fahrradschloss, das Schließfachschloss, das Vorhängeschloss, das Magnetfachschloss, das Gürtelschloss, das Funkschloss, das Sicherheitsschloss, das Zylinderschloss, das Kofferschloss, das Türschloss, das Luftschloss, das Königsschloss, das Spukschloss…

Und seit wann gibt es Schlösser?

Das Fallriegelschloss ist das älteste, gefunden
750 Jahre vor Christus in Ägypten.

Das Schweriner Schloss wurde erst Mitte des
19. Jahrhunderts gebaut.

 

Was verschließt du?

Dein Tagebuch, den Keller, den Mund, deine Geheimnisse?

Male ein Schloss oder baue eins aus Papier. Wer wohnt darin? Wer ist darin hinter Schloss und Riegel gefangen?

Was Du Dir mit Schlössern ausgedacht und
fotografiert hast, schickst Du an:

juhu@wamiki.de

Fotos: Dagmar Arzenbacher