Mikas Himmel

Bilderbuch

Der dunkle Hund Mika, der uns auf dem Titelblatt so treuherzig anschaut, ist tot. Wir sehen Hund und Körbchen, eine Kreidezeichnung auf mattem Schwarz – wie auf einer alten Schultafel. Dieses Schwarz bekommt farbige Ecken, die von Doppelseite zu Doppelseite größer werden und dem Schwarz langsam den Umriss eines Hundes geben. In den farbigen Rändern tauchen mehr und mehr Erinnerungen an ein Hundeleben auf: erst nur Stöckchen, dann ein im Regen tanzender Hund, einmal gar mit Flügeln.

In knappen Sätzen kommt der kleine Bruder zu Wort, der fragt, wie es für Mika im Himmel denn sein wird und ob der Hund auf den Wolken laufen kann. Keine Ahnung.

Am nächsten Morgen hört der kleine Bruder Gebell, und dann hören es alle: Gebell aus dem strahlend blauen Himmel. Und auf den weißen Wölkchen spielt ein glücklicher Hund.

Lakonisch, dicht und sehr berührend wird der kleine Bruder mit dem unfassbaren Sterben Mikas in wenigen Worten und Bildern konfrontiert: erst geheimnisvoll düster, dann immer fröhlicher greifen die Zeichnungen die Erinnerung an Mika auf. Ob es im Hundehimmel wirklich so zugeht – wir wissen es nicht. Aber glauben wollen wir es schon.

Ein zauberhaftes Bilderbuch von zwei großen Künstlerinnen, den Niederländerinnen Bibi Dumon Tak und Annemarie van Haeringen. Beide überraschen mit immer neuen Ideen und Formen.

 

Ich war’s nicht!

Kinderbuch

Robinhund ist ein lebhaftes Kind. Er hat im Kindergarten eine Freundin, Fritzi, die gern wild mit ihm spielt. Wenn er sie auf der Schaukel so doll anschubst, dass sie im hohen Bogen gegen Onno fliegt, ist er schuld. Die Kinder, ihre Erzieherin Hedda und die Leiterin sehen ihn nur als Störenfried. Schließlich reicht es Robinhund. Er haut ab und versteckt sich. Aber sein großer Bruder findet ihn, und sie gehen zusammen nach Hause.

Dieser große Bruder ist der verständnisvolle Freund, den sich wohl jedes Kind wünscht. Er versteht, dass das umgefallene Glas, der Flug von der Schaukel und andere Missgeschicke keine Absicht waren, ist stark wie ein Vater und damit für Robinhund ein Fels in der Brandung.

Kleine Skizzen auf dem Vorsatzblatt stimmen darauf ein, dass die beiden Jungen eine ganz besondere Beziehung haben: Sie spielen zusammen, fahren Schlitten und schlafen in einem Bett. Mit diesem großen Bruder kann Robinhund nichts passieren, und er versteht nicht, was er im Kindergarten überhaupt soll. Ohne die freche Fritzi wäre er dort unter kindlichen Bedenkenträgern allein.

Eine wunderbare Geschichte, besonders für Kinder, die Farbe ins Leben bringen, denen dabei auch mal was schiefgeht und die keinen großen Bruder haben.

 

 

Geld zu verkaufen!

Kinderbuch

Einer hat Geld, die andere nicht: Alma baut sich aus Treibholz ein Baumhaus in den alten Baum. Milan lässt sich von seiner Mutter einen funkelnagelneuen Bausatz aus dem Baumarkt mitbringen. Alma klaut ein paar von Milans Brettern, aber der will, dass sie die bezahlt, denn er findet, dass man für Geld arbeiten muss, und bringt Alma dazu, ihm zu helfen. Dafür gibt er ihr ein paar Münzen, für die er ihr dann sein altes Kaspertheater verkauft.

Alma merkt, dass sie für alles arbeiten soll, was Milan von seinen Eltern einfach so bekommt. Aber ein Baumhaus oder eine Strickleiter kriegt er nicht, denn das sei zu gefährlich.

Für die Strickleiter brauchen die Kinder wieder Geld, haben nun aber beide keins mehr und malen sich welches. Im Baumarkt kommen sie damit nicht durch. Doch inzwischen sind sie clever: Sie verkaufen ihr selbst gemachtes Geld als Lesezeichen, halten zusammen und erreichen mit ihren originellen Ideen immer mehr. Als nächstes wollen sie sich ein Floß bauen, Milans Hütte draufsetzen und später auf Piratenfahrt gehen.

Ein Lehrstück über Arm und Reich, Haben, Brauchen, Gerechtigkeit und die Bedeutung des Geldes. Zwei Kinder finden einen Weg, zusammen zu spielen – trotz ihrer Unterschiede. Doch es bleiben Fragen offen: Warum muss Alma arbeiten, wenn sie etwas braucht? Und warum bekommt Milan alles umsonst?

 

Der kleine Koch

Kochbuch für Kinder

„Kochen, was schmeckt“, fordert dieses Kochbuch und empfiehlt den Kindern, selbst zu kochen und darauf zu achten, was in der Umgebung wann und wo wächst. Deshalb ist das Buch in Jahreszeiten aufgeteilt. Die Rezepte und Tipps wurden in den mobilen Küchen von Junior Slow e. V. – am besten mal googeln – und von den Autoren ausprobiert, mit Kindern gekocht und gegessen. Verbote wie „kein Fleisch“ und „kein Zucker“ gibt es nicht, nur Tipps wie Bio-Eier oder Bio-Mehl. Damit werden die Autoren den Ideen der Slow Food Bewegung gerecht, die sich nicht nur für gutes, sauber und fair produziertes Essen einsetzt, sondern auch für Geschmacksbildung und Lebensmittelwissen.

Die Rezepte sind nicht durchgehend vegetarisch, wenn sie auch fast ohne Fleisch auskommen, und schon gar nicht vegan, obwohl einige dahingehend abgewandelt werden könnten. Schließlich weiß man schon seit langem, dass Ausprobieren und Selbermachen die Geschmacksnerven schulen und am besten für gesunde Ernährung werben.

Da Kinder vernünftigerweise nicht – ganz – allein kochen, ist die gemeinsame Herstellung von Lebensmitteln nicht nur in Familien, sondern auch in Tagesstätten oder Ganztagsschulen mit Küchen etwas, das wirklich Spaß macht.

Mick Mangodieb

Kinderbuch

König Linus I. lässt seine Untertanen hungern, verbannt sie auf eine Insel im Meer und lässt deren verwaiste Kinder in den Kohlebergwerken schuften. Er will nichts anderes essen als Zuckerwecken. Deshalb nimmt ihn seine Braut nicht. Also verdonnert er immer wieder einige Untertanen, für ihn zu kochen. Wenn es ihm nicht schmeckt, werden sie auf die Insel verbannt oder den Haien zum Fraß vorgeworfen. Als Mick beim Mango-Klauen erwischt wird, muss er für den König kochen. Die Abmachung: Wenn es Mick gelingt, dem König sieben Tage hintereinander etwas Schmackhaftes zuzubereiten, sind er und die auf die Insel Verbannten gerettet – darunter Micks Eltern und die Eltern seiner Freunde.

Mit stets frischen Zutaten und vielen Kräutern gelingt es Mick, so zu kochen, dass es dem König schmeckt. Er benutzt ein altes Kochbuch, das er in den Hinterlassenschaften seiner Eltern gefunden hatte, entdeckt einen versteckten Kräutergarten und dort einen alten Mann, der sich mit dem Kochbuch auszukennen scheint. Wem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft, der kann die Rezepte nachkochen.

Das Besondere an dieser Geschichte ist die hingebungsvolle Schilderung guten Essens und seiner Zubereitung. Ganz nebenbei geht es auch ums Überleben mit dem, was man hat: Was auf der Insel nicht wächst und gedeiht, das gibt es nicht und vorgefertigte Lebensmittel schon gar nicht.

Retter sein

Strubbel ist klein und schwarz. Ganz allein zieht er in die Welt und hält die Augen offen. Diesmal ist er in einer Bauklötzchen-Welt unterwegs, durchschaut sofort, wie sie funktioniert, und trifft einen Supermann, der sich eitel in einem Schaufenster spiegelt. Als ein Kätzchen auf einer Bauklötzchen-Säule verzweifelt um Hilfe schreit, rührt sich der Supermann nicht. Doch Strubbel findet einen Weg, das Kätzchen zu retten. Beide sehen, dass sich plötzlich ein dicker, blonder Junge aus dem Supermannkostüm schält, seine Stelzen weglegt und die Luft aus dem Kostüm lässt. Strubbel darf auch so ein Kostüm ausprobieren, stellt aber fest, dass es unpraktisch ist.

Als ein kleiner Hund auf dem Klötzchenturm sitzt, wirft der blonde Junge sein Kostüm von sich und besteigt den Turm, kommt aber nicht hoch. Da zieht er die Würfel Stück für Stück unter dem Hund hervor, bis der in seinen Armen liegt. Als es notwendig ist, mobilisiert der Junge alle Kräfte und tut das Richtige. Keiner wird blamiert oder ausgelacht.

Der Comic ist knallbunt und grafisch schlicht gestaltet. Doch die Bildgeschichte ist durchdacht und so konstruiert, dass ihr Kinder ab drei Jahren folgen können. Älteren erschließen sich die raffinierten Feinheiten der Story: Wie rette ich jemanden ohne Leiter von einer senkrechten Säule?

Wilde Gefühle

Alle erstgeborenen Kinder erinnern sich an das Glück, die Eltern für sich allein zu haben – wenn Mutter und Vater gern Eltern wurden. Doch auf der zweiten Doppelseite schaut das kleine, rote Wesen namens Natalie skeptisch von links nach rechts, wo ein kleines blaues Wesen im Kinderwagen sitzt: „Dann kam Alfonso dazu.“

Friedlich spielen die Geschwister miteinander. Alles scheint gut zu sein. Nur dass Alfonso Natalies Sachen manchmal bekritzelt oder hineinbeißt. Und eines Tages sieht Natalie, wie Alfonso auf ihrem Lieblingsbuch herumkaut. „Alfonso, das macht man nicht“, sagt sie, obwohl das ihrer Gefühlslage kaum entspricht. Diese Lage hält sie in einem Bild fest: Ein winzig kleiner Alfonso geht in einem Wirbelsturm aus Erbsen zwischen zwei wilden Tieren unter. Dieser Wirbelsturm der Gefühle tobt in Natalie und verschont auch ihr Umfeld nicht. Doch schließlich verzieht er sich, weil Alfonsos Versöhnungsversuche Natalie erreichen. Sie verzeiht dem kleinen Bruder, und gemeinsam malen sie weitere Bilder. Ein Happyend, nach dem sich viele Geschwister sehnen, ein Buch für große Schwestern, die noch kein Verständnis für kleine Brüder aufbringen, und eine Anregung, wilde Gefühle in wilde Bilder zu verwandeln.

Vom Wurm, der sich nicht in sein Schicksal ergab

Fast wäre der Wurm Marcus vom Vogel Laurence verspeist worden. Doch weil er ihm fröhlich „Guten Morgen“ sagte, fand der Vogel, dass ein Wurm, mit dem man geredet hat, nicht gefressen werden kann. Er erzählt Marcus von seinem Traum, nach Kenia zu fliegen, wo die Flamingos wohnen. Für solch ein Tier hält sich der rundliche Vogel nämlich. Aber er kann keine Karten lesen und fürchtet, sich zu verfliegen. Der Wurm ermutigt ihn, und beide machen sich auf nach Afrika. Unterwegs treffen sie Freunde und Feinde, und der Wurm stellt fest: „Ich erlebe lieber Abenteuer mit dir, Laurence, als Löcher in die Erde zu graben.“ Als sie schließlich merken, dass sie nur im Kreis geflogen sind, amüsieren sie sich darüber.

Ein kluges und witziges Buch über Fressfeinde, die zu Freunden werden, weil sie miteinander reden. Schon Leseanfänger können sich daran versuchen, aber man kann es auch kapitelweise vorlesen. Zwar steht „Eine philosophische Betrachtung über die Freundschaft“ auf dem Titel, doch philosophieren können schon die Jüngsten, wie man weiß.

Halbe Helden

Seit dem Umzug ist Paul unglücklich. Sein Dauerschnupfen macht ihn zum rotnasigen Schniefer, und der großkotzige Max hat ihn auf dem Kieker. Da braucht es schon eine Fee, die ihm ein Wunder verspricht, ein blaues, und einen Gefährten. Zwar ist die Fee winzig, alt und schrumpelig, aber lautstark und überzeugend. Also macht sich Max mit einem jammernden, dicklichen Mini-Elefanten auf den Weg und muss Abenteuer bestehen, bei denen beide merken, dass mehr Mut, Stärke und Klugheit in ihnen steckt als angenommen. Schließlich hilft ihnen die Fee, die letzte Hürde zu überwinden und in den Besitz des blauen Wunders zu kommen. Doch da sind sie schon längst Freunde geworden.

Sprachverspielt lässt Andrea Schomburg ihre Fee fluchen, toben, gurren und erzählt eine witzige, poetische Geschichte über zwei halbe Helden, die auf ihrer Reise zum blauen Wunder ganze Kerle werden.

Die Wut des kleinen Tigers

Der kleine Tiger wird schnell wütend. Als die Mama ihn ermahnt, nicht so wild zu sein, sucht er nach einem Platz, an dem er seine Zornteufel verstecken kann – also nach einer Möglichkeit, mit seiner Wut umzugehen. Er holt noch einmal tief Luft, um sie herauszubrüllen, und versteckt sie dann unter seiner Mütze. Nun weiß er, wo die Wutteufel sind, und glaubt, sie im Griff zu haben.

Die in kräftig bunten Farben und einfachen Formen präsentierte Bildgeschichte ist schon für Kinder ab drei Jahren nachvollziehbar. Das Schreien und Toben des kleinen Tigers können sie nachspielen und dabei lautstark Dampf ablassen. Das tut gut!

Wir mit dir sind vier

Bilderbuch

Nachdem wir in „Ich groß, Du klein“ von Lilli L’Arronge dem kleinen und dem großen Wiesel durch ihren abwechslungsreichen Alltag gefolgt sind, ist die Wiesel­familie gewachsen und hat sich verdoppelt: „Wir mit dir sind vier.“

Treffsichere Cartoons erzählen von der Hochzeit, noch zu dritt, vom immer dicker werdenden Bauch der Braut, vom Freudentaumel nach der Geburt des Jüngsten. Wir folgen der Familie in den neuen, aufregenden Alltag, in dem einzelne Worte die Abenteuer der Wiesel lakonisch kommentieren, zum Beispiel im Schwimmbad: „schwimmt“ (der Papa), „dümpelt“ (Mama, die das Baby hält), „plantscht“ (das Baby) und „taucht“ (der Kleine, den wir aus dem Vorgänger-Buch kennen). Oder beim Ausflug im Regen: der Große „in Hektik“, der Kleine „in Träumen“, die Große „in Eile“ und das Kleinste „in Pfütze“.

Ein wunderbarer Alltagsspaß für junge Familien. Und wunderbar, wie die Künstlerin immer wieder alles auf den Punkt bring: Unter dem Titel sehen wir ein großes Bierglas, eine kleinere Teetasse, ein noch kleineres Glas mit Strohhalm und eine winzige Nuckeltasse.