Die AfD und die sogenannte Frühsexualisierung

Die AfD-Landtagsfraktion in Sachsen Anhalt hat in der vorigen Woche mit der „Magdeburger Erklärung“ ein Papier zur sogenannten „Frühsexualisierung“ veröffentlicht , in denen so Sätze stehen wie: „Unter Familie verstehen wir die Verbindung aus Mann und Frau, aus der Kinder hervorgehen. Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft. Sie garantiert den Erhalt unseres Volkes, unseres Staates und unserer Nation.“ Oder „In unseren Kindern leben Familie, Volk und Nation fort.“

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Natürlich ist die Familie und ihr Zusammenhalt wichtig und schützenswert, aber warum nur diejenige, die Volk und Nation erhält? Warum nur Mann und Frau und Kind? Warum nicht Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Familien mit Migrationshintergrund, gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit Kindern? Das erinnert mich irgendwie  an dunkelste Zeiten unserer Geschichte, an Mutterverdienstkreuze, „Familie als Träger höchster Rassenreinheit“ u.ä. Mit unserer Wirklichkeit hat das nur sehr wenig zu tun.

Schutz vor „Frühsexualisierung“ gegen Akzeptanz von Vielfalt

Dazu meint die AfD, Kinder müssten vor „Frühsexualisierung“ geschützt werden. Schulunterricht müsse  die Botschaft vermitteln, dass „nicht Triebbefriedigung, sondern eine intakte Familie primäres Lebensziel sein sollte“. Und Kinder müssten vor allen Versuchen geschützt werden, „andere Formen des Zusammenlebens und Sexualverhaltens gleichwertig neben Ehe und Familie zu stellen“ und in diesem Zusammenhang  mit „scham- und persönlichkeitsverletzenden Inhalten in Wort, Bild und Ton konfrontiert (zu) werden“.

Das Ziel ist klar: Es geht gegen andere Formen der Lebensweise, des Zusammenlebens, der Sexualität, es geht gegen Vielfalt, die für die AfD eine Bedrohung darzustellen scheint. Es geht, wenn auch ungenannt, ganz konkret um den „Kita-Koffer“.  Das ist eine in Rheinland-Pfalz entwickelte pädagogische Materialiensammlung, die vielfältige Lebensrealitäten widerspiegelt. Das Material des Koffers soll Fachkräfte bei der Erziehung zur Akzeptanz von Vielfalt unterstützen, wichtiger Teil des Bildungsauftrags in frühkindlichen Bildungseinrichtungen.

Stefan Niggemeiers Kommentar zur „Magdeburger Erklärung“

Heute las ich die sehr klare und Position beziehende Analyse von Stefan Niggemeier zur „Magdeburger Erklärung“ und stimme ihm zu. Es braucht nicht nur starke Gegenerzählungen, sondern auch eine klare Positionierung für Vielfalt und Toleranz.  Denn es ist, wie Niggemeier schreibt, „ eine starke Erzählung, die die AfD da verbreitet. In ihrem Kampfbegriff von der „Frühsexualisierung“, der von ihren politischen Verbündeten gezielt gestreut, aber auch von den Medien immer weiter verbreitet wird, steckt eine sehr wirkungsvolle Diffamierung: Es schwingt der Missbrauch von Kindern mit, eine Vergewaltigung im Namen einer verrückt gewordenen Ideologie.“

Wir vom Verlag Was mit Kindern finden, dass wir alle, die wir für eine Bildung und Erziehung auf der Basis von Toleranz und Akzeptanz einstehen, klar und deutlich solchen Vereinseitigungen entgegentreten und aktiv für unsere Werte eintreten müssen. Modernen Bildungskonzepten geht es mitnichten um die „Vergewaltigung von Kinderseelen“, stattdessen aber stets darum, Kindern alle Möglichkeiten zu bieten, ihre eigene Identität und Persönlichkeit zu finden und zu entwickeln. Unabhängig davon, in welche Familienform sie hineingeboren wurden.

 

 

 

 

Pupsen Babys im Bauch?

Über sexualpädagogisches Arbeiten mit Kindern Tobend werden die Kissen erobert. Wer sitzt neben wem? Wo setzen sich die Lehrerinnen hin? Kribbelige Aufregung erfüllt den Raum, und die Kinder schauen mich voller Spannung an. „Wisst ihr, worum es heute hier gehen soll?“ Viele Finger schnellen in die Luft, manche Kinder sprudeln sofort los. Andere kichern, und…

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