Ufftata, firallala! „Heimat“, das Thema dieser wamiki-Ausgabe, verdient es,
singend und schunkelnd erklaubt zu werden. Lasst uns Heimatlieder hören – und erfahren, wie wir zu dem kamen, was heute „Heimat“ heißt.
Ufftata, firallala! „Heimat“, das Thema dieser wamiki-Ausgabe, verdient es,
singend und schunkelnd erklaubt zu werden. Lasst uns Heimatlieder hören – und erfahren, wie wir zu dem kamen, was heute „Heimat“ heißt.
Damit wir uns nach der Wahl von Kanzlerin Frauke Petry und dem Amtsantritt von Bildungsminister Höcke nicht allzu sehr umstellen müssen, informierte sich Micha Fink schon mal in AfD-Parteiprogrammen, Reden und Interviews, was die neuen Rechten in Bezug auf die Bildungspolitik eigentlich tun – und vor allem lassen – wollen.
Alle finden Kinder wichtig, aber nur einer sagt, warum: „In unseren Kindern leben Familie, Volk und Nation fort“, heißt es in der „Magdeburger Erklärung“ der AfD. Das stellt klare Anforderungen an junge Paare: „Ich würde die Drei-Kinder-Familie zum politischen und gesellschaftlichen Leitbild machen“, erklärt Björn Höcke. Wie man dieses Ziel technisch umsetzt, steht in der „Magdeburger Erklärung“ – leider biologisch ungenau: „Jeder Mensch auf dieser Welt ist von Mann und Frau gezeugt.“
Schwamm drüber, ermöglichen uns die Forderungen doch eine neue Kultur des Anbaggerns: „Hast du Lust, dich mit mir gegen den Volkstod zu engagieren?“
„Bei mir oder bei dir?“
Fröhlich krabbelt alsbald die erfolgreich erweiterte Nation durch unsere Stube – reif für die Krippe? Nein! „Erziehung ist zuvörderst Aufgabe der Eltern, nicht des Staates“, mahnt AfD- Landtagsabgeordneter André Wendt aus Sachsen. „Kitas sind immer nur die zweitbeste Lösung“, weiß Björn Höcke. Warum denn? „Staatliche Institutionen wie Krippen, Ganztagsschulen, Jugendämter und Familiengerichte greifen zu sehr in das Erziehungsrecht der Eltern ein“, steht im Leitantrag für das Grundsatzprogramm der AfD. Und dass „ein falsch verstandener Feminismus (…) einseitig Frauen im Erwerbsleben, nicht aber Frauen, die ‚nur‘ Mutter und Hausfrau sind, (…) schätzt“.
Weil das mindestens im Osten nicht immer mehrheitsfähig ist, wurde Ex-AfD-Ratsherr Richard Mol in Münster für seine Überzeugung abgekanzelt, „der Bau von Kindergärten“ sei „ein Angriff auf die Verfassung“. Schade, dass er nicht auch die Beobachtung von Kitas durch den Verfassungsschutz forderte.
Unnötig sind für viele Landesverbände auf jeden Fall Krippen, weil „die beste Frühförderung (…) in intakten Familien“ stattfindet. „Nur im Falle familiärer Vernachlässigung sollte der Staat mit organisierten Frühförderungsmaßnahmen eingreifen“, schlägt die AfD Berlin vor. Was gute Familien besser vermitteln können als obskure Krippen und Kindergärten, erklärt wiederum Björn Höcke: „Es werden dort Werte vermittelt, Gemeinschaftsorientierung“ und „eine positive Unterordnungsfähigkeit.“ Wer nicht auf Papa hört, muss in die Krippe.
Arbeiten Sie täglich daran, „das klassische Rollenverständnis von Mann und Frau (…) durch staatlich geförderte Umerziehungsprogramme in Kindergärten und Schulen systematisch“ zu korrigieren? Lassen Sie die Kinder unter dem Vorwand von Gesundheitserziehung etwa bei „Zwangsdoktorspielen“ mit „Gratiskondomen und Dildos“ „homosexuelle Praktiken nachstellen“? Fortan ist Schluss mit dem Unterricht in „frühkindliche(r) Masturbation mithilfe von Doktorspielen“, von dem die baden-württembergischen AfD-Frauen Carola Wolle und Christina Baum gehört haben, vermutlich von guten Bekannten. Erbittert kämpft der Leipziger Fraktionsvorsitzende Tobias Keller gegen den Kita-Koffer „Sexuelle Vielfalt“, dessen Inhalt – „Bücher und pädagogisches Begleitmaterial“ – er zwar nicht kennt, aber weiß, dass „bestimmt auch Dildos“ drinstecken. Verdanken sich solche Assoziationen zu Homosexualität vielleicht seinem Konsum von Informationskanälen wie Youporn? Das wäre bedenklich, fordert seine Partei doch in der „Magdeburger Erklärung“, dass der „Schulunterricht auch die Botschaft vermittelt, dass nicht Triebbefriedigung, sondern eine intakte Familie primäres Lebensziel sein sollte“.
Hat der Kindergarten nach von „Genderwahn“ und „Hypersexualisierung“ befreiten Bildungsplänen überhaupt noch was zu melden? Gut, dass die AfD Berlin sich an früher erinnert: „Wir fordern die Wiedereinführung der Vorschule, in der Kinder grundlegende Fähigkeiten einüben können und so optimal auf den Einstieg in das Schulsystem vorbereitet werden.“ Andere Konzepte lehnt die Partei ab – zum Beispiel die ja nun tatsächlich grün-versifften Waldkindergärten. Ein baden-württembergischer Landtagsabgeordneter stellt ihretwegen tatsächlich eine Kleine Anfrage im Landtag: „Können sich Kommunen (…) durch das Anbieten von absichtlich unattraktiven Kindergartenplätzen vor dem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz drücken (…) ?“ Entrüstet fährt er fort: „Die quasi Zwangseinweisung in eine bestimmte Art von Kindergarten (in dem Fall ein Waldkindergarten) greift zudem massiv in Wahlfreiheit und Erziehungsrecht der Eltern ein.“ Waldkita-Knast – schlimmer geht’s nimmer!
Doch, es geht schlimmer, denn wir kommen zum Schulsystem. In den lange zurückliegenden Tagen unserer Kindheit gab es ein allgemein akzeptiertes, erfolgreiches Bildungssystem, „bis die ideologisch motivierten links-grün-roten Abrisstrupps mit ihrer obskuren Agenda daherkamen, die da lautete: Ideologie statt Verstand, Gemeinschaftsschule statt Gymnasium, Einheitsbrei statt Dreigliedrigkeit, Kuschelpädagogik statt Fachwissen“, klagt Jörg Meuthen. Deshalb schlägt die AfD vor, das Rad zurückzudrehen: „Statt Binnendifferenzierung müssen wir zum dreigliedrigen Schulsystem zurückkehren, um echte individuelle Förderung zu ermöglichen.“ Das Niveau wird dann natürlich steigen.
„Wir befürworten uneingeschränkt das Leistungsprinzip“, verlautbart die AfD und stellt klar: „Die Wissensvermittlung (Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Lernstrategien) muss zentrales Anliegen der Schule bleiben.“ Sie weiß auch, welche Prioritäten zu beachten sind: „Kompetenzen“ sollen „Bildungsinhalten (…) untergeordnet bleiben.“ Entfallen soll das Teufelszeug des fächerverbindenden Unterrichts. Die „klare Fächertrennung“ wird in Thüringen gefordert, statt unguter eingetragener Partnerschaften zwischen Erdkunde und Geschichte. Aus Verzweiflung über all die „Binnendifferenzierung“ an den rechten Rand gerutschte Lehrer tröstet die Partei in Rheinland-Pfalz folgendermaßen: „Außerdem wollen wir ein Ende der Lehrerüberbelastung durch ineffektive und vorbereitungsintensive Unterrichtsformen.“ Vormittags recht(s), nachmittags frei – der alte Traum vom (frontal unterrichtenden) Lehrer kehrt zurück!
„Wir fordern die Beibehaltung eines transparenten Notensystems anstatt der Verwässerung und Nivellierung von Leistungsunterschieden“, klingt es markig aus den Reihen der AfD. Das bedeutet, „jedes Schuljahr Versetzungsentscheidungen treffen zu können“. Sitzenbleiben soll „nicht als ‚Schande‘ negativ, sondern als Notwendigkeit der Entwicklung persönlicher Reife im Sinne einer zweiten Chance positiv begriffen werden“. Das hat Qualität: Eine politische Forderung, die direkt vom sitzenbleibenden Schüler umgesetzt werden soll.
Aus Berlin-Spandau tönt es: „Wir postulieren: Der Lehrer ist der Schmied des Geistes der Jugend.“ Zwar ist die „Erziehung der Schüler (…) in erster Linie Aufgabe der Eltern.“ Doch „das entsprechende Verhalten der Schüler kann nur durchgesetzt werden, wenn den Lehrern die dazu geeigneten Maßnahmen zur Verfügung stehen und deren Durchsetzung nicht ständig hinterfragt wird. Schulverweigerung, Null‐Bock‐Mentalität, Disziplinlosigkeit, Mobbing und Gewalt in der Schule sind nicht zu tolerieren und unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten angemessen zu ahnden.“ Im Zweifelsfall schickt man unbelehrbare Schüler laut eines Positionspapiers aus Sachsen in „Kurse zur Verhaltenserziehung (‚Benimmkurse‘). Werden diese geschwänzt, wird sofort das Kindergeld gekürzt und Jugendarrest von einem Wochenende bis maximal vier Wochen angedroht und nach einer Warnung auch tatsächlich verhängt.“ Knackig – aber wer zahlt das? „An der Finanzierung dieser Kurse müssen sich die Eltern beteiligen, denn schließlich ist die Unterstützung bei der notwendigen Nacherziehung sozialer Kompetenzen, die die Eltern selbst bei ihren Kindern bisher nicht ausbilden konnten, eine ‚Dienstleistung‘ für das ganze Leben dieser jungen Menschen; sie kann daher in ihrem Wert kaum hoch genug veranschlagt werden. Arbeitslose oder Geringverdiener können sich in der Schule auf andere Weise nützlich machen.“ Das hört sich gut an! Falls es doch nicht klappt, hat Volker Olenicak aus der AfD-Fraktion Sachsen-Anhalt einen Tipp, mit dem er den Youtube-Film eines wüst prügelnden Lehrers kommentiert: „Sieht hart aus, aber ermöglicht in Zukunft sicher einen erträglichen Schulalltag.“ Sein Mitstreiter Hans-Thomas Tillschneider formuliert es eleganter: „Der Unterricht muss (…) mit Erziehung einhergehen, die wie jede Erziehung nicht weich und kalt sein darf, sondern hart und warm sein muss.“
Gegen Integration – in der von ihr bevorzugten Form – hat auch die AfD nichts: „Die Forderung, behinderten Kindern Teilhabe am Bildungssystem zu garantieren, ist bereits umfassend und erfolgreich erfüllt. Die ideologisch motivierte Inklusion ‚um jeden Preis‘ verursacht erhebliche Kosten und behindert Schüler in ihrem Lernerfolg. Die AfD setzt sich deshalb für den Erhalt der Förder‐ und Sonderschulen ein.“ Coole Idee. Und warum inkludieren wir die Störenfriede nicht da, wo sie nicht stören? In Hildesheim ist man schon auf dem Weg: „Diese Zusammenlegung von Talentierten und Lernschwachen in einer Klasse lehnt die AfD ab.“
Was ist eigentlich mit der Integration von Kindern nichtdeutscher Herkunft? Gute Frage. Die überraschend einfache Antwort lautet: Das interessiert die blauen Jungs wenig. „Auf dem Schulhof deutsch sprechen“ fordert Berlin und will dafür sorgen, dass die Teilnahme am Schwimmunterricht für muslimische Kinder verbindlich wird. Eigentlich inkonsequent – wenn deren Eltern das aus Angst vor „Hypersexualisierung“ vermeiden wollen.
Auch für den Freizeitbereich haben die neurechten Freunde tolle Ideen, etwa in Sachsen: „Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind und jeder Jugendliche an jedem Wochentag unter fachlich qualifizierter Anleitung aktiv Sport treiben kann.“ Darüber, dass die Sportart zur deutschen Kultur passen muss, denkt die AfD Berlin-Spandau nach: „Das Betreiben der Sportarten, wie etwa Wassersport, Angelsport und auch die Ausübung der Jagd, ist durch den Bezirk zu fördern und zu schützen. Sie stellen einen besonderen Anteil an der Kultur unseres Stadtbezirks dar.“ Hm. Schießen lernen – AfD-Freunde treffen?
Was könnte man mit dem geschossenen Wildbret – zum Beispiel einer schönen Sau – anfangen? Den Kindern vorsetzen, die – wie die AfD fordert – in Offenbach oder Hamburg um unser essbarstes Stück Identität gebracht werden, nämlich das Schweinefleisch. Das tut nicht nur Kindern gut, wie AfD-Lady Christel Weißig aus Mecklenburg-Vorpommern in neu-altdeutscher Rechtschreibung vorschlägt: „Schweinefleisch essen gehört zu unsere Kultur und sollte bei Grenzübertritt im Rahmen der Intigration zum Pflicht-Essen gehören.“ Mahlzeit!
Bewerten wir, was wir vorgefunden haben: Wirre Theorien von neurechten Spinnern? Nein, im Gegenteil! Fantasie, die den Spinner auszeichnet, fehlt nämlich. Und neu? Die AfD beglückt uns mit dem wohlvertrauten Bild aus dem Land unserer Kindertage: mit der guten Mutti daheim – im Westen. Und mit dem übergriffigen Pseudo-Sozialstaat – im Osten. Hüben wie drüben mit strengen Lehrern, straffen Noten, keinen oder unsichtbaren Migrantenkindern. Dafür mit Tabus, die über alles verhängt werden, was nicht ins einfältige Weltbild passt.
So gesehen, könnte man sagen: Als echter Mitreiter auf der Retro-Welle gibt uns die AfD die Welt der Kindheit zurück. Wie nennt man das noch mal, wenn etwas wieder hochkommt, das längst runtergeschluckt und verdaut war?
Richtig: Kotzen!
Der Musikkindergarten Hamburg und wamiki machen Musik!
Hört rein und spielt mit!
Text: Eva Biallas und Dorle Räger
Audio-Aufnahmen: Kai Schnabel mit Louba und Lumina
So gehts: Die klingenden Planeten PDF downloaden, mit dem Acrobat Reader öffnen – dann lesen und die Lieder/ Hörbeispiele einfach anklicken…
Eva Biallas ist die musikalische Leiterin des Musikkindergartens Hamburg. Sie studierte Instrumentalpädagogik an den Musikhochschulen Köln und Essen, sammelte musikpädagogische Erfahrungen mit Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, gibt Workshops in der Staatsoper Hamburg und war als Dozentin im Projekt „Singende Kindergärten“ tätig.
Sie gibt Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte in ganz Deutschland: www.evabiallas.com
Dorle Lemke studierte Elementare Musikpädagogik an der HfMT Hamburg und ist Musikpädagogin im Musikkindergarten Hamburg. Sie besitzt Unterrichtserfahrungen mit Kindergarten- und Grundschulkindern, war Lehrbeauftragte und ist Mutter von zwei Söhnen.
Eva Biallas und Dorle Lemke entwickelten das Konzept des Musikkindergartens Hamburg und begleiteten seine Umsetzung. In Fortbildungen geben sie ihre Erfahrungen an die pädagogischen Fachkräfte der Stiftung Kindergärten Finkenau weiter. Anfang 2016 erschien ihr Buch „Von Melodiezauberern und Rhythmustrollen“, in dem zahlreiche Ideen für den musikalischen Kita-Alltag zu finden sind.
Was ist weniger wertschätzend: Wie Sie über Kolleginnen und Kollegen denken oder sprechen?
Welches pädagogische Vermächtnis hinterlassen Sie?
Warum reicht „Mütterlichkeit“ oder „Väterlichkeit“ nicht als pädagogische Qualifikation aus?
Wie sehr frustriert Sie die Tatsache, dass das kindliche Gehirn deutlich aktiver ist als das eines Erwachsenen?
Müssen Pädagogen intelligent sein oder reicht es, wenn sie Kinder mögen?
Wie oft sind Sie taub gegenüber den Bedürfnissen Ihrer Kolleginnen und Kollegen?
Wie oft haben Sie den Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ als Rechtfertigung für Ihr Handeln genutzt?
Definieren Sie den Unterschied zwischen „Delegieren“ und „Aufgaben abwälzen“?
Angenommen es gäbe Sie nicht – was würde Ihrer Bildungseinrichtung fehlen?
Was es nicht alles gibt! Man glaubt es kaum!Episoden aus dem Kinderleben in Krippe, Kita und Grundschule, erzählt von KIRSTENMALZWEI (siehe hier).
Alle Kinder üben Schreibschrift.
Nur das Mädchen nicht.
„Das lernst Du nie!“, davon ist die Lehrerin überzeugt. Sie schickt das Mädchen mit der Schulbegleitung raus, um zu puzzeln. Die Mutter aber möchte, dass das Mädchen alles lernen darf. Zumindest versuchen.
Also setzt sie sich zu Hause mit dem Mädchen hin und schreibt. Tag für Tag.
Das Mädchen zeichnet ohnehin gerne und gut. Jetzt bekommt es so langsam auch Spaß am Schreiben.
Es schreibt immer besser und immer mehr. Seine Werke bringt es stolz mit in die Schule. Dort schreiben wieder einmal alle Kinder. Nur das Mädchen nicht.
„Das kannst Du doch schon so gut“, sagt die Lehrerin, „das brauchst Du ja jetzt nicht mehr zu üben.“ Und dann schickt sie das Mädchen wieder raus. Zum Puzzeln.
Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten, aber Kinder anregen, kleine Forscher oder Künstler zu werden. Unsere Wertvorstellungen sind schon paradox. Kommst du, nach Schweiß müffelnd, zur Teamsitzung, zum Date oder zur Queen-Audienz, erntest du mitleidige bis entsetzte Blicke und weißt plötzlich,…
Bilderbuch
Maria Sibylla Merian war die erste Naturforscherin der Welt. Mit „Sibylla und der Tulpenraub“ setzt Benita Roth ihr ein Denkmal. Das Buch handelt von einem Mädchen, das von Insekten und Reptilien, Spinnen und Amphibien – also von dem, wovor viele sich ekeln – fasziniert ist. Sibylla beobachtet, sammelt und fertigt hinreißende Zeichnungen von Pflanzen und Tieren an. Was sie in späteren Jahren gemalt hat, verliert selbst 400 Jahre nach ihrem Tod nicht seinen Wert.
Als Kind soll Sibylla einmal beim reichen Nachbarn Tulpen geklaut haben, damals unermesslich teuer, um sie auf dem Papier zu verewigen. Als der wutschnaubende Besitzer sie und ihre Eltern ins Gefängnis werfen lassen will, lädt Sibylla ihn ein, die wunderbaren Tulpen in ihrem Garten zu bewundern und genau hinzuschauen. Er ist so entzückt von den Blumen, die für ihn bisher nur eine Geldanlage waren, und von den Bildern, die Sibylla malt, dass er ihr die Tulpen überlässt. Ein ungewöhnliches Kind mit ungewöhnlichen Interessen – das wäre Sibylla auch heute.
Die bezaubernde Bildgeschichte motiviert, genauer hinzuschauen, die pflanzliche und tierische Wunderwelt zu bestaunen, sie zu malen oder zu fotografieren. Interessierte Kinder und Erwachsene finden im Internet mehr über das Leben der malenden Wissenschaftlerin und Abenteuerin.
wamiki-Tipp: Roth, B.: Sibylla und der Tulpenraub. E. A. Seemannns Bilderbande 2017, 24 Seiten, ab 5 Jahren
Bilderbuch
Ein großes, weißes Blatt und ganz unten auf der rechten Seite ein schwarzer Punkt. Er erzählt, dass er nicht allein ist, sie sind viele. Diesen vielen Punkten geht es gut, sie haben zu essen, sie haben Häuser und Spaß. Da meldet sich auf der leeren linken Seite ein weißer Punkt zu Wort. Auch die weißen sind viele. Aber ihnen geht es nicht gut. Deswegen wollen sie hinüber zu den schwarzen. Die beraten, lassen ein paar weiße kommen, aber es drängen so viele nach, dass sie sie stoppen. Die Seite mit den schwarzen und weißen Punkten ist jetzt sehr voll. Nun wollen die schwarzen hinüber, um den weißen zu helfen, etwas für weiße und schwarze Punkte zu erschaffen. Das gelingt. Es entstehen Gebäude, Autos und Eis – hergestellt aus weißen und schwarzen Punkten. Auf der letzten Doppelseite gibt es auf der linken und der rechten Seite je einen schwarzweißen Punkt, und beide verkünden: „Hallo, ich bin ein Punkt.“
In dem großformatigen Buch besteht alles aus schwarzen und weißen Punkten – eine überzeugende Idee, etwas so Komplexes wie Ungerechtigkeit darzustellen. Man kann sie übernehmen, sie mittels Steckern oder Legosteinen umsetzen und muss dabei nicht schwarz-weiß bleiben.
wamiki-Tipp: Macri, G./Zanotti, C.: Punkte. Aus dem Italienischen von Salah Naoura. Gabriel Verlag 2017, 48 Seiten, ab 5 Jahren
Kinderbuch
2017 wäre John F. Kennedy 100 Jahre alt geworden. An seine Worte im durch die Mauer geteilten Berlin erinnern sich viele Menschen. Er sagte: „ Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind nicht alle frei. …Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt Westberlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner.“
Die Autorin Shana Corey setzt in der als großformatiges Bilderbuch gestalteten Kurzbiographie einen Schwerpunkt auf die Bürgerrechtsbewegung in den USA und zeigt, dass Kennedy kein eindimensionaler, strahlender Held war, aber ein engagierter Präsident. Kurz: eine eindrucksvolle Bildgeschichte über einen außergewöhnlichen Mann.
wamiki-Tipp: Corey, Sh./Christie, G. R.: John F. Kennedy – Zeit zu handeln. Aus dem Englischen von Elisa Martins. 54 Seiten, ab 8 Jahren
Kinderbuch
Die Mächtigen lassen es oft an Respekt für Menschen fehlen, die ihnen untergeben sind. So beutet ein Kaiser die Menschen in seinem Land gnadenlos aus. Den armen Bauern lässt er nicht genügend Reis zum Überleben. Gierig verlangt er mehr und mehr Abgaben von ihnen. Da überlisten ihn ein weiser Mann und seine Nichte. Sie bringen ihm das eben erfundene Schachspiel und lassen ihn gewinnen. Der begeisterte Kaiser will das Spiel haben und bietet dem Mann eine reiche Belohnung. Der aber will „nur“ ein Reiskorn auf das erste der 88 Spielfelder und für jedes weitere Feld jeweils die doppelte Anzahl der Körner. Doch durch die ständige Verdoppelung entsteht eine Menge, die auch der Kaiser von China nicht aufbringen kann.
Der flächige, elegante Stil der Illustrationen nähert sich alten chinesischen Malereien.
wamiki-Tipp: Friz, P.: Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis – von der Erfindung des Schachspiels. atlantis 2017, 28 Seiten, ab 5 Jahren
Kinderbuch
Lauter kleine Wusel spielen, streiten und kuscheln in der Kita. Klein hat Glück, denn die Erzieherin findet immer wieder Zeit, es hinter den Ohren zu kraulen. Aber als es von STARK abgeholt wird, ist es vorbei mit dem Wohlfühlen. Über dem Kopf von STARK dräut eine tiefschwarze Wolke. Da weiß Klein schon, wie es weitergeht. Es zieht den Kopf ein, lässt die Ohren hängen und trottet hinter STARK her. Zu Hause streiten GROSS und STARK erbittert am Abendbrottisch, so dass Klein vor Angst unter den Tisch kriecht. Später packt GROSS den Koffer und geht „wieder einmal“. Da flüchtet Klein zum Nachbarn JEMAND…
Das Buch ist so klein, dass man es leicht übersieht. Und das minimalistisch hingestrichelte Wesen auf dem Titel ist so klein, dass das Buch groß wirkt. Mit der gleichen Technik gestaltete Stina Wirsén schon ihre Nalle-Bücher, die in Schweden Kult sind. Auch die Geschichte von Klein ist hinreißend, anrührend und geht unter die Haut.
wamiki-Tipp: Wirsén, St.: klein. Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann. Klett Kinderbuch 2016, 36 Seiten, 9,95 Euro, ab 3 Jahren
Videospiel
Ein schwerer Sturm lässt die Isländerin Thora über Bord gehen und im Meer ertrinken. Die junge Frau ist eine Wikingerin – und durch diesen kampflosen Tod vom paradiesischen Walhalla ausgeschlossen. Um dort doch noch neben den Kriegern sitzen zu dürfen, muss sie sich einer Herausforderung stellen: Besiege die namensgebenden Riesenfürsten im Ginnungagap, dem leeren Nichts zwischen den Welten.
Auf ihrer Reise durchwandert Thora wunderschön handgezeichnete Orte der nordischen Mythologie, deren Hintergründe sie uns mit ihrer ruhigen Stimme näherbringt. Unterbrochen werden diese geradezu meditativen Momente nur von den epischen Kämpfen gegen die Jotun, für die selbst geübte Spieler mehrere Anläufe brauchen.
„Jotun“ ist ein außergewöhnliches und märchenhaftes Spielerlebnis.
wamiki-Tipp: „Jotun“ für PC, Wii U, Xbox One und PlayStation 4 hat die USK-Kennzeichnung: ab 12 Jahren.
Videospiel
Japan im Jahr 1615: Das Volk jubelt, denn der neue Shogun vereint das durch Clankriege gespaltene Land. Doch der Frieden gerät in Gefahr, denn ein Intrigant namens Kage-sama will die Herrschaft des Shoguns nicht akzeptieren und plant den Umsturz. Um ihn zu verhindern, schickt der Shogun eine kleine Spezialeinheit los, die sich schnell und unauffällig um die Verschwörer kümmern soll.
Neben einem erfahrenen Ninja und einem schlagkräftigen Samurai steuert der Spieler auch ein pfiffiges Straßenmädchen, eine Verkleidungskünstlerin und einen Scharfschützen. Jede Figur hat andere Fähigkeiten, die der Spieler richtig einsetzen muss, um die Zielorte unbemerkt zu infiltrieren und die puzzleartigen Level zu meistern.
„Shadow Tactics“ ist ein wahrer Genuss für geduldige Strategen.
wamiki-Tipp: „Shadow Tactics: Blade of the Shogun“ für PC (und bald auch für Xbox One und PlayStation 4) hat die USK-Kennzeichnung: ab 16 Jahren.
Videospiel
In „Urban Empire“ spielen wir einen Bürgermeister im Jahre 1820. In dem fiktiven mitteleuropäischen Land Swarelia gründen wir unseren ersten Bezirk, erforschen neue Technologien und investieren kräftig in die Infrastruktur unserer wachsenden Stadt.
Was das Spiel von der Konkurrenz abhebt, ist die politische Ebene. Ohne die Zustimmung unseres Parlaments können wir keine neuen Gesetze und Beschlüsse auf den Weg bringen. Um die verschiedenen politischen Lager auf unsere Seite zu ziehen, benötigen wir diplomatisches Fingerspitzengefühl. Manchmal wirken aber auch Drohungen oder Bestechungsgelder Wunder. In den 200 Jahren, die das Spiel abdeckt, müssen wir unsere Politik ständig dem Zeitgeist und den damit einhergehenden Bedürfnissen unserer Bürger anpassen.
Selbst für Politikmuffel ist „Urban Empire“ eine empfehlenswerte Kombination aus Städtebau und Verwaltung.
wamiki-Tipp: „Urban Empire“ für PC hat die USK-Kennzeichnung: ab 0 Jahren.