Der Krakeeler

Bilderbuch

„Ich finde“, flüsterte Helene, „Papa ist immer so laut.“

„Ja, weißt du denn nicht …“, sagte Hele­nes Mutter, „Papa ist ein Krakeeler!“

Helene liebt ihre Familie, doch dass ihr Vater immer so furchtbar laut ist, gefällt ihr gar nicht. Er kann nicht normal reden, sondern muss immerzu schreien: „MEIN EI IST VIEL ZU WEICH!“ – „ICH HAB DURST!“ – „DER KAFFEE IST ZU HEISS!“ Eines Tages reicht es Helene, sie packt ihre Siebensachen und zieht in die Welt hinaus. Ihr Krakeeler-Vater ist untröstlich. Ab 4.

Streit!

Fachbuch

Streit ist interessant, Streit macht schlauer, Streit ist lebenswichtig – für eine Gesellschaft wie für den Einzelnen, beruflich und privat. Ein guter Streit zwingt uns zum Argumentieren und Nachdenken. In Zeiten von Flüchtlingskrise, AfD, Brexit und Trump bräuchten wir dringend eine optimale Streitfähigkeit. Doch stattdessen schreien wir lauthals aneinander vorbei, werten den anderen ab oder schweigen ihn nieder. Oder wir gehen auf Kuschelkurs und verteilen Herzchen, Likes und Smileys. Meredith Haaf fordert eine bessere Streitkultur und fragt: Was passiert mit einer Demokratie, der das Streiten abhandengekommen ist? Warum trauen wir uns nicht mehr, eine Position zu vertreten? Wie geht gutes Streiten überhaupt und wie können wir es wieder lernen? Die Autorin plädiert leidenschaftlich für ein besseres Gegeneinander, damit das Miteinander aufregender, interessanter und friedlicher werden kann.

Alles supernormal

Sachbuch

Wahnsinn, wie verschieden wir sind! Einer ist verträumt, die andere groß. Manche haben eine andere Hautfarbe als die meisten um sie herum, und manche finden Dinge schwer, die anderen leichtfallen. Alles ganz normal. Aber was ist schon normal?

In diesem Bilder-Lesebuch geht es genau darum: Bilder, Comics, Fotos, lustige und nachdenkliche Texte und Geschichten, die anregen, Menschen neu und anders zu betrachten. Sie alle zeigen, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns unterscheidet. Und sie machen Mut, so zu sein, wie man ist, und andere sein zu lassen, wie sie sind – normal eben und ganz besonders. Ich so, du so – gut so! Ab 9.

Das magische Blau und das goldene Licht

Fachbuch

Das Struppige, das borstig und nachtblau in der Finsternis kauert, sehnt sich nach der Helligkeit auf der anderen Seite. Das Helle, ein glattes, kleines Wesen in strahlendem Weiß, ist neugierig auf die Finsternis drüben, will aber lieber nicht hin. Doch schließlich macht sich das dunkle Struppige auf, um vom Rand der Finsternis wenigstens mal ins Helle hineinzuschauen. Auch das zarte Helle traut sich, mit einer Taschenlampe zum Rande des Lichts vorzudringen.

Auf der Doppelseite, auf der sich die beiden erstmals begegnen, sehen wir zwei Augen im Dunkelblau und verschwommene Konturen im Licht – als ob man die Augen aufschlägt und geblendet wird. Das Dunkle ist nicht düster, sondern von einem magischen Blau, das seltsame Wesen und Strukturen beleben. Im Hellen gibt es sonnengelbe Bäume, Wesen und Häuser in den Farben bunter Bauklötzchen. Die beiden wagen sich immer weiter ins Revier des jeweils anderen und genießen gemeinsam ihre neuen Möglichkeiten, bis das Haus des Hellen eines Tages in die Dunkelheit verfrachtet wird. Da weint das Helle bittere Tränen über den Verlust seiner Welt. „So war das bei mir auch“, sagt sein struppig-dunkler Freund und drückt es fest an sich. Gemeinsam gehen sie wieder zur Grenze im Dämmerlicht, schauen ins Helle hinüber und erobern sich beide Welten Schritt für Schritt. Schließlich bauen sie sich ein Haus inmitten der leuchtendsten Farben. Das Haus im Dunklen behalten sie trotzdem.

Weil ich die Verzauberung durch dieses Bilderbuch kaum richtig in Worte fassen kann, aber möchte, dass Kinder und Erwachsene in den Farben versinken, empfehle ich Ihnen: Schauen Sie sich dieses Buch an, betrachten Sie es zusammen mit Kindern. Ich glaube, schon Zweijährige sind imstande, den beiden Wesen vom Dunkel ins Licht und zurück zu folgen.

Alle behindert

Und Du kommst auch drin vor!

Sachbuch

Es geht um Kleinwüchsige, Menschen mit ­Herzschwäche, Muskelschwäche und Offenem Rücken. Doch mit „Angeber“ erweitern Autorin, Illustrator und Gestalter – Monika Osberg­haus und Horst Klein – den Begriff der Behinderung oder Beeinträchtigung um ein paar Facetten, darunter „Mitläufer“, „Tussi“ und „Rüpel“. Dass auch „Hochbegabung“ Betroffene beeinträchtigen kann, „Schüchternheit“ und „Korpulenz“, spart die originelle und treffsichere Aufzählung nicht aus.

Jede Seite ist witzig gestaltet und steckt voller humorvoller Details: Spitz- und Schimpfnamen oder die Aufzählung all dessen, was einfach nur doof ist. Zum Beispiel, dass viele Sehende denken, Blinde könnten nicht gut hören oder sprechen.

Frech und respektlos, aber nicht verletzend, sondern „witzig, wild und voller Liebe“ – so beschreibt der Verlag das Buch. Allein oder mit anderen Menschen kann man sich lange damit beschäftigen. In Kindergruppen wird bestimmt darüber diskutiert, welche Beeinträchtigung jemand haben könnte – nach allgemeiner Einschätzung oder nach der eigenen. Am Ende können sich alle sagen: „Gut, dass wir darüber geredet haben.“ Vielleicht werden sie nun ein wenig sorgfältiger auf die eigenen Kriterien und die Befindlichkeit der Betroffenen achten. Und: Wer bei so vielen Denkanstößen nicht nachdenklich wird, darf sich das Buch noch einmal vorlesen lassen oder es selbst noch mal lesen.

Das Kinderbuch der Woche: Mädchen so und Jungen so

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Dieses Bilderbuch macht Spaß!

Der Ich-Erzähler hat nämlich nicht nur eine neue Freundin – Pina, das schönste und schlauste Mädchen im Kindergarten –, sondern auch eine neue Sicht auf die Welt. Die hat er von Pina, deren Eltern „verrückte Künstler“ und nicht immer da sind, um auf ihr Kind aufzupassen.

Die Mama des Ich-Erzählers findet Pina nicht verrückt, sondern forsch und wünschte sich ihren Sohn auch so. Aber dass er seine neuen Lieblingsfarben Rot, Pink, Violett und Rosa nun dauernd tragen muss, verursacht ihr Herzrasen.

Der Papa hingegen wirkt wie erlöst, weil die Farbenordnung – Mädchen so und Jungen so – aufgehoben ist, denn er leidet darunter, dass er jeden Tag in einem grauen Anzug zur Arbeit gehen muss, obwohl seine Lieblingsfarben Grün und Blau sind. Aber: Grün und Blau „trägt nur Kaspars Frau“, heißt es. Deshalb trägt der Papa bloß immer grüne und blaue Socken.

Doch die Änderung althergebrachter Regeln ist nicht leicht. So behauptet zum Beispiel Eddies Vater, dass Mädchen nicht Fußball spielen dürfen, dass Jungen, deren Lieblingsfarbe Rosa ist, schwul werden und dass deren Eltern dann schuld daran sind. Das bringt Mama so auf die Palme, dass ihr Sohn fürchtet: Gleich kriegt sie einen Herzinfarkt.

Natürlich weiß Pina, was schwul ist: Wenn Männer sich küssen. Papa küssen gehört nicht dazu. Also verschieben die Kinder die Entscheidung, ob sie schwul werden wollen, auf später und zeigen den Papas schon mal, dass man mit Mädchen wunderbar Fußball spielen kann und dass die Erzieherin einen ausgezeichneten Torwart abgibt.

Die federleicht erzählte Geschichte rückt – mit comichaften, sehr beweglichen Strichmännchen und skurrilen Ideen – die Ansichten einiger altmodischer Eltern zurecht. Wer will, kann die angerissenen Probleme natürlich mit den Kindern besprechen, doch in einer einigermaßen liberalen Umgebung auch darauf vertrauen, dass Kinder ansprechen, was sie wissen wollen, und spielen, was sie beschäftigt.

 

Das Kinderbuch der Woche: Alle behindert!

Und Du kommst auch drin vor!

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Dem Down Syndrom widmete der Verlag Klett Kinderbuch mit „Planet Willi“ schon ein Buch. Diesmal geht es um Kleinwüchsige, Menschen mit Muskelschwäche, Herzschwäche und Offenem Rücken. Doch mit „Angeber“ erweitern Autorin, Illustrator und Gestalter – Monika Osberghaus und Horst Klein – den Begriff der Behinderung oder Beeinträchtigung um ein paar Facetten, darunter „Mitläufer“, „Tussi“ und „Rüpel“. Dass auch „Hochbegabung“ Betroffene beeinträchtigen kann, „Schüchternheit“ und „Korpulenz“, spart die originelle und treffsichere Aufzählung nicht aus.

Für jede Beeinträchtigung wird ein bestimmtes Kind vorgestellt, aber die Antworten auf die gleichbleibenden Fragen weisen über den Einzelfall hinaus. Manches Mal werden sich Erwachsene und Kinder ertappt fühlen, wenn sie die Antworten auf die Frage „Was lasse ich lieber?“ lesen.

Jede Seite ist witzig gestaltet und steckt voller humorvoller Details: Spitz- und Schimpfnamen oder die Aufzählung all dessen, was einfach nur doof ist. Zum Beispiel, dass viele Sehende denken, Blinde könnten nicht gut hören oder sprechen.

Frech und respektlos, aber nicht verletzend, sondern „witzig, wild und voller Liebe“ – so beschreibt der Verlag das Buch. Allein oder mit anderen Menschen kann man sich lange damit beschäftigen. In Kindergruppen wird bestimmt darüber diskutiert, welche Beeinträchtigung jemand haben könnte – nach allgemeiner Einschätzung oder nach der eigenen. Am Ende können sich alle sagen: „Gut, dass wir darüber geredet haben.“ Vielleicht werden sie nun ein wenig sorgfältiger auf die eigenen Kriterien und die Befindlichkeit der Betroffenen achten. Und: Wer bei so vielen Denkanstößen nicht nachdenklich wird, darf sich das Buch noch einmal vorlesen lassen oder es selbst noch mal lesen.

Das Kinderbuch der Woche: Das ist ja ein Ding!

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

 

Bilderbuch

Ein kleines Mädchen erkennt einen roten Schimmer auf dem Wasser, so klein wie ein Ball. Könnte das nicht die alleroberste Spitze eines Walfischs sein? Und schon schwimmt da ein riesiger Wal mit seinem Jungen im Fluss, an dessen Ufer viele Kinder und Erwachsene in einem Park spielen oder spazieren gehen.

Das kleine Mädchen trifft ein größeres, das die Sache mit dem Wal nicht glauben will und sicher ist: Es handelt sich um einen Hut, der alsbald zur Blüte wird, zur Feuerwehr, zum Musikantenhelm, zum Drachen – bis der rote Schimmer verschwindet, als der Fluss ins Meer mündet.

Die raffinierte Bildgeschichte zeigt im unteren Teil der Seiten, was sich von dem „roten Ding“ unter der Wasseroberfläche befindet: Das ist wirklich abenteuerlich und ganz unwahrscheinlich.

Auf jeder Doppelseite steht ein Vierzeiler, dessen letztes Wort fehlt. Man muss es beim Vorlesen erraten. Zwar muss man so unwahrscheinliche Sachen wie „Mars“ erraten, doch das ist ganz einfach. Im obersten Drittel der fein gezeichneten Bildgeschichte tauchen nämlich immer Hinweise auf, die dem zuhörenden und -schauenden Kind die Worte in den Mund legen: Zum Beispiel spielen Kinder, sie seien Außerirdische, kommen also vom Mars.

Der obere und der untere Teil der Bildgeschichte beziehen sich stets aufeinander, und das dritte Glied der Geschichte sind die Reime mit dem fehlenden Wort am Ende, das sich aus Bildern und Text so pfiffig von oben nach unten erschließt, dass sich die Assoziationen fast überschlagen. Allerdings muss man aufmerksam bleiben, die beiden Bildebenen und die witzigen Reime von Ebi Naumann im Kopf behalten. Wer nur flüchtig durch die Seiten blättert, dem entgeht der Witz der Geschichte.

Fantasie, Wort- und Bildwitz  machen aus „Das rote Ding“ eine humorvolle, intelligente Bilderbuchgeschichte, für deren Idee die Illustratorin Heike Herold 2016 zu Recht den Troisdorfer Bilderbuchpreis bekam. Damals lag die Geschichte als Projekt vor. Jetzt hat der Aladin Verlag sie als Buch herausgegeben – voller kluger und humorvoller Details, die kleine Kinder vielleicht noch nicht zu würdigen wissen. Dafür werden sie die vielen Bildhinweise gewiss schneller entdecken als der erwachsene Vorleser. Reimen können sie sowieso: Klar dass zu „hinterher“ nur „Feuerwehr“ passt!

Eine hinreißend erzählte Bildgeschichte, die man sich mehrmals zu Gemüte führen sollte!

 

 

 

 

Das Kinderbuch der Woche: Schwester werden

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Bilderbuch

Leni freut sich zwar, als der Bruder geboren wird, aber er ist enttäuschend klein. Sie fragt ihren – großen – Freund Schwein: „Wächst der noch, oder kann man den umtauschen?“ Das kluge Schwein weiß: „Der wächst, aber das dauert.“
In der Zwischenzeit haben Leni und Freund Schwein mit all den Spielsachen jede Menge Spaß. Grau sind in dieser bunten Welt nur die Sachen, die zum Baby gehören: Schnuller und Konsorten. Schwein hält Leni die Ohren zu, wenn der Kleine brüllt, und die Nase, wenn die Windeln gewechselt werden. Schwein tröstet sie, wenn alle Welt nur den Kleinen sehen will. Die Spiele von Leni werden immer wilder, fast verzweifelt, und schließlich landet sie mit verstauchtem Bein im Bett. Als sie da zur Ruhe kommt, bemerkt sie auf einmal, dass der kleine Bruder jauchzt und strampelt. Na, so was! „Das könnte ja doch etwas werden mit dir“, findet Leni nun.
Diese Geschichte setzt die vielfach preisgekrönte Helga Bansch in überzeugende Bilder um. Ganz eng mit dem aufrecht stehenden Schwein verbunden, schaut Leni ihm auf dem Titelbild misstrauisch über die Schulter. Das Baby kommt in dieser Eintracht nicht vor.
Wunderschöne rote Tulpen locken uns vom Vorsatzblatt in die Geschichte hinein. Leni führt offensichtlich ein buntes, fröhliches Leben mit all den fantastischen Spielsachen und dem übergroßen Freund Schwein – Beschützer, Berater und Spielgefährte. Ganz grau an den Rändern erahnt man die Eltern mit dem Baby und die Besucher, die alle nur zu ihm wollen. Einziger Trost im immer größeren Kummer ist das warme, weiche Schwein. Doch als Leni innehalten muss, bemerkt sie auf einmal, dass der Kleine auf sie reagiert. Schon schaut er nicht mehr grau aus, sondern strampelt babyrosa in seinem Bettchen.
Helga Bausch hat Leni viele Seiten mit Mimik, Gestik und Bewegung gewidmet, so dass das Mädchen und seine Gefühle uns immer näher kommen. Schließlich spiegelt sich ihre freundlich dem Baby zugewandte Miene sogar in den Reaktionen ihres sehr lebendigen Spielzeugs wider.
Eine anrührende „Große-Schwester-werden“-Geschichte von einer ganz besonderen Illustrationskünstlerin.

 

 

 

 

Das Kinderbuch der Woche: Ein Nachtspaziergang

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

 

Bilderbuch

Mitten in der Nacht stehen sie auf und treten hinaus in die Dunkelheit: Vater, Mutter und zwei Kinder. Sie brechen zu einer Nachtwanderung auf, und der Vater mahnt zur Eile, damit sie nicht zu spät zu ihrer Verabredung kommen. Obwohl die gemalten Bilder Dunkelheit darstellen, kann man die Personen, die Gebäude und die Landschaft erkennen – als ob sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hätten.

Während der langen Wanderung gibt es nur wenige Lichtquellen: anfangs Straßenlaternen, die Taschenlampe, mit der sie sich durchs Unterholz schlagen, der grandios gemalte Sternenhimmel und der Vollmond, der sich im See spiegelt.

Der letzte Teil der Strecke ist steil und steinig. Als sie oben ankommen, liegt das Gebirge unter ihnen, und hinter den Gebirgszügen steigt ihre Verabredung in den Himmel: die ersten Sonnenstrahlen. Auf der letzten Doppelseite strahlt eine weißglühende Sonne inmitten des gelben Tageslichts.

Dieser Nachtspaziergang mit seinen magisch schönen Bildern von Dunkelheit und aufsteigendem Licht verlockt, die nächste Nachtwanderung zu planen.

 

 

 

 

 

Das Kinderbuch der Woche: Endlich mal der Größte sein

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

 

Bilderbuch

„Wir sind eigentlich Tiger“, sagt Mo. Max, der vielleicht ein Erdmännchen ist, stimmt ihm zu. Aber Wendelin, eigentlich eine Art Spitzmaus, sieht das anders, denn: Sie haben keine Streifen. Als er einen Moment nicht hinguckt, haben die beiden sich Streifen angemalt. Doch Wendelin, der Bedenkenträger, hat schon den nächsten Einwand: Sie können nicht brüllen wie Tiger. Dabei übersieht er den echten Tiger, der hinter ihm im Gras lauert.

Schon brüllen Mo und Max los wie die Tiger – und der echte ist ihnen gleich auf den Fersen. Sie retten sich auf einen Baum und trauen sich nicht mehr runter. Jetzt muss Maus Wendelin sie damit trösten, dass sie ganz tief drinnen eigentlich Elefanten sind. (Da fällt dem viel zu erwachsenen Betrachter ein, dass Elefanten nicht als Kletterexperten bekannt sind.) Mo und Max stellen dagegen richtig fest, dass sie nicht trompeten können. Kein Problem, das kann Wendelin Maus, und wie! Da reckt sich – ein Wunder – den dreien etwas Graues entgegen. Ein Rüssel. Gerettet! Und in mitten der Herde, auf dem Rücken eines Elefanten, erklärt Wendelin sie nun zu  Superelefanten. Ende gut, alles gut.

Eine witzige Geschichte über das Verwandeln beim Spielen.

 

 

 

Das Kinderbuch der Woche: Wer lebte in diesem Haus?

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

 

Bilderbuch

Mitten im Wald entdecken zwei Kinder das alte, halb verfallene Haus. Über kaum sichtbare Pfade haben sie sich dorthin durchgekämpft, stehen nun davor und sehen das lange schon verlassene, verwunschene Gebäude. Sie steigen durch ein zerbrochenes Fenster und sehen, dass die früheren Bewohner alles so zurückgelassen hatten, als wären sie nur mal kurz hinaus gegangen. Aber das Haus ist kaputt. Bäume wachsen durch das Dach, Vögel nisten im Zimmer, die Tür ist pendelt zwischen offen und zu.

Vor den Augen der Kinder entstehen Bilder, in kräftigeren Farben gemalt als die Welt, die sie getupft und gestrichelt umgibt. Sie stellen sich die Bewohner vor: Wo mögen sie geblieben sein? Auf einer einsamen Insel als Schiffbrüchige? In Paris mit ihrer Staffelei?

Durch diese Vorstellungen angeregt, schaut man genauer hin: Warum glauben die Kinder, dass eine Frau Eichhörnchen malte, ein ehemaliger Seemann sehnsüchtig Ausschau nach dem Meer hielt, ein Mädchen zur Musik von Schallplatten tanzte? Man blättert zurück und entdeckt Schallplatten, die am Boden liegen, Bilder von Segelschiffen an der Wand, ein Buddelschiff und Bücher – Gegenstände, die zum Fantasieren darüber verführen, was in dem Haus geschah, warum seine Bewohner vor langer Zeit fortgingen und alles so zurückließen, als wären sie gerade zu einem Spaziergang aufgebrochen.

Liest man sich den Text einmal ganz bewusst laut vor, stellt man fest, dass der Illustrator seine eigene Geschichte zu dem rhythmischen, knappen Text erfunden hat. Als analysierender Erwachsener merkt man, dass das, was die  Bilder erzählen, Assoziationen zu einem Gedicht ohne Reime sind. Das hat etwas Magisches und ist ein Bilderbuch für Kinder, die Geheimnisse und Geschichten voller Fragen und Rätsel lieben.