Sauerkraut für kluge Köpfe

Nicht viele Dinge haben so viel Einfluss auf das Leben – in seinen kleinsten und in seinen ganz großen Zusammenhängen – wie das Essen. Was und wie viel wir essen ist Dreh- und Angelpunkt für Gesundheit, Umwelt, Sozialgefüge und Wirtschaft. Mit unserer Gabel können wir Veränderungen bewirken. Weiter lesen…

Diesen Beitrag kannst Du nur mit einem wamiki – Print-Abo, oder e-wamiki – Jahres-Abo kostenlos lesen.

Alternativ kannst Du diesen Beitrag jetzt für 2 € kaufen. Dazu musst Du Dir ein Kundenkonto anlegen. Dann geht’s los: In Deiner eigenen Bibliothek kannst Du Deine gekauften Lieblingsbeiträge speichern, drucken, thematisch sortieren und an Freunde weiterleiten. Außerdem kannst Du alle Beiträge online kommentieren und Kontakt zu den Autor_innen aufnehmen.

Wenn Du bereits ein wamiki Abonnement hast oder diesen Beitrag bereits gekauft hast, brauchst Du Dich nur einzuloggen.

Jetzt Kaufen für 2 €EinlogggenAbonnent werden

Was mit Schlüsseln

Schlüssel sind nützliche Werkzeuge.

Warum? Weil sie öffnen und schließen,
Zutritt verwehren und vor Einbruch schützen.

Was gibt es überhaupt für Schlüssel?

Kreuzbartschlüssel, Generalschlüssel, Dreikant­schlüssel, Durchsteckschlüssel, Schlagschlüssel,
Autoschlüssel, Sicherheitsschlüssel, Kellerschlüssel, Tresorschlüssel, Zylinderschlüssel…

Ihr könnt Schlüssel, die nicht mehr gebraucht werden, sammeln, fotografieren und zeichnen. Schlösser
und Schlüssellöcher in Eurer Umgebung sind auch
interessante Foto-Objekte.

    

 

Kriegsspiele

Keiner mag Kriegsspiele – außer Kindern und uns, als wir noch Kinder waren.

Wer Kriegsspiele ablehnt, hat natürlich Recht, weil Krieg doof ist, aber auch Unrecht, weil Kriegsspiele kein Krieg sind, sondern Spiele. Es ist ein Unterschied, ob man mit täuschend echten Waffen virtuell auf Avatare zielt oder sich sommers mit weichen Wasserbomben bewirft und das Schlacht nennt. Übrigens sind Schach, Dame oder Halma Kriegsspiele, und niemand bricht in Tränen aus, wenn beim Solitärhalma nur noch ein einziger Überlebender auf dem Holzbrett steht. Außerdem ist „Die gegen uns“ immer ein gutes Grundmotiv beim Spielen – egal, ob Indianer gegen Cowgirls oder Räuberinnen gegen Gendarmen kämpfen.

Gönn dir und den Deinen ab und zu eine eskalierende Schlacht, um den Frieden danach zu genießen.

 

 

 

 

 

Wie ich zum Ansatzstifter wurde

Als ich wieder einmal einen meiner Vorträge über Beobachtung und Dokumentation im halboffenen, montessoreggi-orientierten Funktionsraumkindergarten mit mittelgroßer Altersmischung hielt, klopfte es. Ehe ich „Herein!“ rufen konnte, hatte sich schon ein freundliches älteres Männlein neben meinen Dozententisch gestellt und sich vorgestellt: Er sei der Bildungsvizediktator von St. Hochniederkleinstein, dem oft so schmählich übersehenen europäischen Zwergstaat zwischen Großdänesien, Östermark und der Krokraine. Schon ein Weilchen habe er an der Tür gelauscht. Meine Ausführungen hätten ihm gut gefallen, und er habe darum entschieden, mich höflichst anzufragen, ihn in sein Vaterländchen zu begleiten, um an der Etablierung einer neuen Pädagogik mitzuwirken.

Gleichzeitig verstört und gebauchpinselt, überging ich die aufmunternden Zurufe der Teilnehmerinnen, die vielleicht nur auf einen verfrühten Schluss der Veranstaltung hofften.

Wie meine Stelle denn genau definiert sei, fragte ich, und der Vizebildungsdiktator lächelte gewinnend: „Sie allein legen unseren pädagogischen Ansatz fest. Sie sind unser Montessorius. Oder der große Ansetzer.“

Schon am nächsten Tag fand ich mich an einem St. Hochniederkleinsteiner Kindergartentisch wieder, umgeben von schüchtern speisenden Kindern und Erzieherinnen mit gezückten Notizblöcken. Was sage ich bloß, um mit irgendeinem Ansatz zu punkten?

„Jedes Kind hat das Recht, sich beim Frühstück sein Essen aussuchen zu dürfen“, fiel mir mit Blick auf die von Erwachsenenhand gefüllten Tellerchen ein. Die Damen erbleichten, notierten den Satz und unterstrichen ihn sorgfältig mit Linealen.

Zaghaft hob sich eine Hand, und eine Stimme fragte leise: „Welche Speisen stellen wir zur Auswahl?“ Ich erwiderte unsicher: „Vielleicht Biobutter, Johannisbeermarmelade, diese Teewurstsorte und Toggenburger Käse?“

„…ggenburger Käse, ist notiert“, repetierte die Dame und fragte: „Den Käse rezent, mittelreif oder würzig?“ Ich improvisierte: „Genau sechs Monate Reifung!“ Als die Damen sich über so viel Klarheit sichtlich freuten, ergänzte ich keck: „Und regelmäßig Schmelzkäse!“ „Täglich?“ Ich schüttelte den Kopf: „Kinder brauchen Wochenhöhepunkte! Schmelzkäse nur an Dienst- und Donnerstagen.“

Wie mir die Auswahl an Möbeln gefalle, wollte man später wissen. Diese Holzstühle gefielen mir gar nicht, erklärte ich streng – das erwartete man offenbar von mir. Stattdessen seien rote Hocker mit grünen Beinen vorzuhalten. „Gilt das für das ganze Land?“ fragte man vorsichtig, und ich nickte.

„Was ist Ihre Meinung zur Digitalität?“ ging es weiter. „Soll es Smartphones geben, Tablets oder beides?“ Leicht gelangweilt berichtete ich, dass mein Ansatz sich klar für die systematische Heranführung der Kinder an Tablets im 8,5 Zoll-Bereich ausspräche, wohingegen kleinere und größere Displays als absolute Kindeswohlverletzung eingestuft würden. Sofort begann man, aufgeregt im Hintergrund zu telefonieren.

„Ich sehe, Sie haben bereits gut in Ihre Rolle gefunden“, ertönte eine schon vertraute Stimme, und der Vizebildungsdiktator betrat schmunzelnd den Raum: „Weiter so!“

Ich sei, ließ ich die immer noch eifrig mitschreibenden Pädagoginnen wissen, sehr unzufrieden mit der uneinheitlichen Wandfarbgestaltung in den Kindergärten St. Hochniederkleinsteins. Ein Farb- und Gestaltungskonzept scheine es in diesem Lande ja nicht zu geben. Schwungvoll schlug ich vor, die Räume aller Kindergärten, die übrigens ab sofort Kinderparks zu nennen seien, umgehend folgendermaßen zu streichen: Schlafräume in Mauve, meiner heutigen Lieblingsfarbe. Den Bauraum in Zinnoberrot mit einem blauen Punkt in der rechten Ecke. Das Bodenturnkabinett jedoch in Nachtblau.

Man habe gar kein Bodenturnkabinett, nur eine Art Bewegungsraum, unterbrach eine Dame mich kleinlaut. Ich erhob mich: „Dann ist dieser landesweit einzurichten – sofort.“

Während die Kinder an meinem zweiten Tag in St. Hochniederkleinstein in den wenigen, von Anstreich- und Neumöblierungsmaßnahmen verschonten Räumen zu spielen versuchten, begab ich mich in mein neues Büro, um ein pädagogisches Grundlagenwerk mit Leitbildcharakter für das Land zu verfassen. „Kinder brauchen….“ stand bereits in meiner Word-Datei, aber dann stockte ich. Was, wenn der Vizebildungsdiktator gleich seine ersten Erlasse verkünden wollte?

Ich gab mir einen Ruck und tippte: „Kinder brauchen tägliches Harfentraining, das sie unabhängig vom Wetter in frischer Luft absolvieren. Kinder brauchen das Spiel mit einem hellhaarigen Bären, der nach dem Vorbild meines Teddys Petzi heißen soll und am Ende jedes Tages in ein ansprechendes Vollholzteddybett zu legen ist, während der sogenannten Teddybettungszeit. Kinder und deren Eltern sind anzuhalten…“

„Gefällt mir ausgesprochen gut“, freute sich der leise hinzugetretene Vizediktator und zeigte mir auf seinem Smartphone die Webcam-Übertragungen der ersten, noch unbeholfen wirkenden Teddyhuldigungen in den Kindergärten.

Bald war der größte Tag meiner Amtszeit als Ansatzstifter gekommen. Im schönsten Kindergarten von St. Hochniederkleinstein saß ich – zu Tränen gerührt und bekleidet mit Talar, Baskenmütze und Nickelbrille – inmitten der Kinder, die, durch meine Anwesenheit ebenfalls zu Tränen gerührt, das „Petzi-Lied“ sangen.

„Hat es euch gefallen, Erdenker des ewigen Ansatzes?“ fragte ein Mädchen. Eine ganz Kleine hielt mir ihr Brot unter die Nase, es roch käsig, und ich hörte das Kind sagen: „Danke für den zweifachen Schmelzkäsetag.“

Ein bisschen genervt von so viel Ehre schlug ich vor, eine Runde Fußball mit den Kindern zu spielen. „Eine gute Idee“, lobten die anwesenden Herrschaften, „aber leider sind seit der Verkündung Ihrer Materialliste keine Spielgeräte im Kugelformat zulässig. Sollen wir den Erlass ändern und den für die Umsetzung zuständigen Fachberater auspeitschen lassen? Oder sollen die Kinder mit einem der verpflichtend in jeder Kita zu züchtenden Kürbisse Fußball spielen?“

„Kinder brauchen keine als Fußball missbrauchten Kürbisse!“ schrie ich mit überschlagender Stimme. „Sie brauchen nichts dringender als pralle, überreife Melonen und ein aus Lakritzstangen gewebtes Fußballtor! Wer das nicht weiß, verdient nicht, nach meinen Ansatz zu arbeiten!“

Das gesamte Personal einschließlich des Vize-Bildungsdiktators zuckte zusammen, rannte erst verwirrt hin und her und dann schnurstracks zum nächsten Obstmarkt. Ich aber nutzte die Gunst der Stunde und entschwand aus St. Hochniederkleinstein.

. . . . . . . . . . . . . . . Auf Nimmerwiedersehen!

 

Foto: kallejipp/photocase.de

Superuschi macht Medien-Macht

Diesen Beitrag kannst Du nur mit einem wamiki – Print-Abo, oder e-wamiki – Jahres-Abo kostenlos lesen.

Alternativ kannst Du diesen Beitrag jetzt für 2 € kaufen. Dazu musst Du Dir ein Kundenkonto anlegen. Dann geht’s los: In Deiner eigenen Bibliothek kannst Du Deine gekauften Lieblingsbeiträge speichern, drucken, thematisch sortieren und an Freunde weiterleiten. Außerdem kannst Du alle Beiträge online kommentieren und Kontakt zu den Autor_innen aufnehmen.

Wenn Du bereits ein wamiki Abonnement hast oder diesen Beitrag bereits gekauft hast, brauchst Du Dich nur einzuloggen.

Jetzt Kaufen für 2 €EinlogggenAbonnent werden

Gefährdung anzeigen?

Weil Personal fehlt, müssen Erzieher*innen immer mehr leisten – der Kita-Träger Fröbel hatte sich in Brandenburg 2018 selbst angezeigt, um darauf aufmerksam zu machen. Was können Erzieher*innen tun, wenn die Politik wissentlich bekannte Missstände ignoriert, die Erzieher*innen nicht mehr können und der Schutz von Kindern nicht mehr gewährleistet ist?

Weiter lesen

Löcher stopfen

Nachdem das „Gute-Kita-Gesetz“ in Kraft getreten war, wurden Vertragsverhandlungen mit den Ländern über den Einsatz der Mittel geführt. Bremen unterzeichnete den Vertrag als erstes Land, verpflichtete sich, die Qualität und die Teilhabe in der Kindertagesbetreuung zu verbessern, und verfügt nun über 45 Millionen Euro. wamiki traf Christine Grotheer, Erzieherin und Mitglied im Personalrat des städtischen…

Diesen Beitrag kannst Du nur mit einem wamiki – Print-Abo, oder e-wamiki – Jahres-Abo kostenlos lesen.

Alternativ kannst Du diesen Beitrag jetzt für 2 € kaufen. Dazu musst Du Dir ein Kundenkonto anlegen. Dann geht’s los: In Deiner eigenen Bibliothek kannst Du Deine gekauften Lieblingsbeiträge speichern, drucken, thematisch sortieren und an Freunde weiterleiten. Außerdem kannst Du alle Beiträge online kommentieren und Kontakt zu den Autor_innen aufnehmen.

Wenn Du bereits ein wamiki Abonnement hast oder diesen Beitrag bereits gekauft hast, brauchst Du Dich nur einzuloggen.

Jetzt Kaufen für 2 €EinlogggenAbonnent werden

Schluss mit lustig

Was tun, wenn Kinder streiten?

hier will ich nicht stehen…

1

Gefährliches Handeln unaufgeregt beenden

Ruhig zu den Kindern gehen, die gerade einen Konflikt haben; nicht aus der Ferne versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bringen; gefährliches Tun, verletzende Worte beenden, ohne „Täter“ persönlich zu beschuldigen; sich zwischen die Kinder auf Augenhöhe platzieren.

2

Die Gefühle der Kinder verdolmetschen

Gefühle anerkennend verdolmetschen, d. h. verletzende Aussagen der Kinder umformulieren; Streitobjekte neutralisieren, d. h. Kinder darüber informieren, dass man Streitgegenstände an sich nehmen oder mit festhalten möchte; Mit dem eigentlichen Problemlösen erst beginnen, wenn die Kinder ihre Gefühle vollständig ausdrücken konnten und sich beruhigt haben.

3

Informationen sammeln

Den Kindern Fragen über ihren Konflikt stellen; den jeweiligen Sichtweisen aller beteiligten Kinder aufmerksam zuhören, um wichtige Details, die die Kinder in ihre Überlegungen miteinbeziehen sollten, gegebenenfalls wiederholen und neu-bzw. umformulieren zu können. Schlüsselstrategien: Neutral zuhören, vermeiden, sich auf eine Seite zu schlagen oder die Meinungen der Kinder zu beeinflussen.

4

Das Problem zusammenfassen

Wiederholen, was die Kinder gesagt haben; bei Bedarf verletzende Worte umformulieren; der Versuchung widerstehen, selber ein Urteil zu fällen oder eine schnelle Lösung zu präsentieren. Falls Kinder Statement korrigieren, reformulieren und damit versuchen, das Problem noch angemessener auf den Punkt zu bringen.

5

Gemeinsam eine Lösung suchen

Die am Streit beteiligten Kinder nach einer Lösung fragen. Falls nötig, nicht unmittelbar involvierte Kinder in der Nähe nach Vorschlägen fragen. Falls Kinder sich nicht auf eine Lösung einigen können, ihnen sagen, dass man selbst eine Idee hat und sie fragen, ob sie diese hören wollen. Wenn ja, den eigenen Vorschlag unterbreiten. Zur Not den Kindern sagen, dass man selbst über die Lösung entscheiden muss (nur als letzte Ausweg und sehr selten erforderlich).

6

Sich zur Unterstützung bereithalten

Die Ideen und Anstrengungen der Kinder durch einfache bestätigende Statements unterstützen. Noch kurze Zeit in der Nähe bleiben, um Kinder unterstützend zu begleiten oder helfen zu können, falls es Unklarheiten hinsichtlich der gefundenen Lösung gibt oder zu intervenieren, falls ungelöste Gefühle wieder aufflammen, notfalls Problemlösung mit einigen oder allen sechs Schritten wiederholen.

 

 

Foto: santjago/photocase.de

Was tun, wenn Kinder streiten?

Am besten erst mal gar nichts. Aber: hingucken und zuhören.

Erwachsene mischen sich viel zu schnell ein, wenn Kinder streiten. Mir passiert das auch.

Bei einer Fortbildung in Mediation bekam ich erhellende Tipps, nämlich: Nicht gleich fragen, wer böse war, wer Schuld hatte, sondern beide Streitparteien anhören und sich vergewissern, ob man sie richtig verstanden hat. Überraschend ist, dass das tatsächlich häufig schon reicht. Die Kinder erleben, dass sie wahrgenommen werden, können loswerden, was war, und wenden sich dem wieder zu, was sie vorher taten, oder machen was Anderes.

Außerdem ist es so: Werden Kinderstreitigkeiten von Erwachsenen unterbunden, brechen sie später oft wieder aus, weil die Konflikte nicht ausgesprochen oder geklärt sind, sondern weiter schmoren. Hinzu kommt: Streit gehört zum Leben. Kinder müssen lernen, wie man sich auseinandersetzen kann, ohne dass es Tränen oder blutige Nasen gibt.

Foto: Thomas K. | photocase.de

Beschwerden erleichtern

Für diskriminierungssensible Beschwerdeverfahren in der Kita Kinder beschweren sich auf vielfältige Weise – beispielsweise durch Schreien, Beißen, Bescheid sagen, Weggucken, Weggehen, Bauchschmerzen kriegen. Erwachsene entscheiden im alltäglichen Umgang, auf welche Beschwerde sie wie eingehen. Wie kann ein Beschwerdeverfahren dazu beitragen, diese Abhängigkeit der Kinder zu reduzieren? Wie können Verfahren gestaltet werden, damit sie für möglichst…

Diesen Beitrag kannst Du nur mit einem wamiki – Print-Abo, oder e-wamiki – Jahres-Abo kostenlos lesen.

Alternativ kannst Du diesen Beitrag jetzt für 2 € kaufen. Dazu musst Du Dir ein Kundenkonto anlegen. Dann geht’s los: In Deiner eigenen Bibliothek kannst Du Deine gekauften Lieblingsbeiträge speichern, drucken, thematisch sortieren und an Freunde weiterleiten. Außerdem kannst Du alle Beiträge online kommentieren und Kontakt zu den Autor_innen aufnehmen.

Wenn Du bereits ein wamiki Abonnement hast oder diesen Beitrag bereits gekauft hast, brauchst Du Dich nur einzuloggen.

Jetzt Kaufen für 2 €EinlogggenAbonnent werden

Gewaltfrei kommunizieren

Wenn Du A tust, lieber Leser, dann fühle ich B. Weil ich nämlich das Bedürfnis nach C habe, mein Freund. Nur deshalb bitte ich Dich jetzt, D zu tun! Wie wär das für Dich? — Nicht verstanden? Weiter lesen…

Diesen Beitrag kannst Du nur mit einem wamiki – Print-Abo, oder e-wamiki – Jahres-Abo kostenlos lesen.

Alternativ kannst Du diesen Beitrag jetzt für 2 € kaufen. Dazu musst Du Dir ein Kundenkonto anlegen. Dann geht’s los: In Deiner eigenen Bibliothek kannst Du Deine gekauften Lieblingsbeiträge speichern, drucken, thematisch sortieren und an Freunde weiterleiten. Außerdem kannst Du alle Beiträge online kommentieren und Kontakt zu den Autor_innen aufnehmen.

Wenn Du bereits ein wamiki Abonnement hast oder diesen Beitrag bereits gekauft hast, brauchst Du Dich nur einzuloggen.

Jetzt Kaufen für 2 €EinlogggenAbonnent werden

Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb

Sticheleien und Anregungen

Diesen Spruch – gibt’s den heute noch in Kitas und anderswo?

Ich weiß es nicht. Ich bin raus aus der Praxis und kann mich nur auf „früher“ beziehen. Manchmal auch auf das, was ich von Freundinnen höre oder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sehe.

Mir kam das Ritual mit dem „Piep“ immer wie eine Beschwörungsformel vor: Harmonie, komm zu uns und bleib bei uns. Beschworen wird, was man sich wünscht, aber vermisst.

Ist es wünschenswert, dass sich alle lieb haben?

Mir reicht es, wenn ich die Menschen lieb habe, die mir nahestehen. Doch wer steht mir nahe? Und warum? Was bedeutet das eigentlich genau? Und: Geht es dabei nur um Blutsverwandte, um Familienmitglieder im engeren Sinne, um Mutter, Vater, Geschwister und Großeltern? Oder geht es auch um Freundinnen und Freunde, die ähnlich auf die Welt schauen wie ich und mit denen ich wunderbar lachen und streiten kann? Schließen sich streiten und lieb haben eigentlich aus?

Wie klappt lieb haben?

Liebhaben gelingt am besten, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht. Darum klappt es in frei gewählten Beziehungen eher als in abhängigen. Zwangs-Liebhaben geht schief. Hat man keine Wahl, weil man beispielsweise noch ein Kind ist, kann Liebhaben fatal wirken: Die oft beschworene Bindung erweist sich als Fessel, die „Entbindung“ als Prozess des Erwachsen-Werdens erschwert.

Welche Bedeutung haben Feste und Rituale?

Wer Liebhaben vortäuschen muss, sollte üben, so zu tun, als ob. Besonders wichtig ist es dann, traditionelle Feste und Rituale einzuhalten. Merke: Niemals einen Geburtstag oder andere Liebhabefeste vergessen!

Weihnachten, das klassische Fest der Christenheit, wird ohne Gnade zelebriert. Alle Familienmitglieder haben sich tagelang furchtbar lieb und beschenken einander ohne Limit. Geschenke gelten als Liebesbeweise – egal, ob sie gefallen oder nicht. Man hat sich immerhin bemüht.

Die Liebe der Mutter geht durch den Magen: Ein knuspriger Gänsebraten ist kaum zu toppen. Und wenn’s gut läuft, beweist Vater seine Liebe, indem er den Baum besorgt und beim Schmücken schon mal die Schnäpse verkostet: „Ach, ist das gemütlich.“ Und: „Früher war mehr Lametta.“ Nur Dicki Hoppenstedt fällt aus der Rolle: „Zicke, zacke, Hühnerkacke!“ Ich liebe Loriots schräge Blicke auf Familie und Zwangsbeziehungen!

Die Wochen vor Weihnachten sind die umsatzstärksten im Jahr. Den Einzelhandel und die Versandhäuser freut’s. Doch für Eltern gibt es kaum eine stressigere Zeit. Und wofür das alles? Wenn schon nicht für den Weltfrieden, dann doch immerhin für den Familienfrieden. Was am Ende herauskommt, kann mittels Polizeistatistik besichtigt werden: Hauen und Stechen spätestens am zweiten Weihnachtsfeiertag, denn das „Piep“ in Dauerschleife macht selbst Engel verrückt.

Dennoch fahren erwachsene Kinder zu Weihnachten „nach Hause“. Die alt gewordenen Eltern könnten sonst traurig sein, und das will ja niemand. Haben die Kinder selbst Kinder, kehrt sich die Reiserichtung um: Nun kommen die Großeltern zu Besuch, was Stress ­potenziert, weil Oma und Opa aus Sparsamkeitsgründen auf dem Sofa nächtigen.

Zwar ist der Muttertag nicht ganz so emotional „besetzt“ wie Weihnachten, kann aber halbwegs mithalten. In Kitas bricht Wochen vorher wildes Bastelfieber aus. Schließlich erwarten die Mütter an ihrem Ehrentag einen Liebesbeweis in Form von Salzteigherzen oder bemalten Untersetzern. Etliche Exponate lagern bei mir noch heute in irgendeiner Kiste. So was schmeißt man doch nicht weg! Oder?

Langjährigen Erzieherinnen hängt der Bastelzwang ebenso zum Halse raus wie das Laternenfest. Eine Leiterin aus Bielefeld zählte ihre Restarbeitsjahre so: noch fünf Laternenfeste, noch vier, noch drei… Meine Erfahrung: Egal, wie gruselig man fand, was üblich war, die Devise hieß: durchhalten, bloß keinen Streit provozieren. Ich erinnere mich aber auch an kreative Lösungen. Ein Team in Dresden-Cossebaude schenkte den Müttern freie Zeit. Väter und Kinder wurden in die Kita eingeladen und machten was Abenteuerliches.

Eine schlaue Erfindung des Blumenhandels und der Süßwarenbranche: der Valentinstag. Immerhin reicht es, seiner Liebsten an diesem Tag eine Rose zu schenken, rot natürlich. Ich fände es schöner, wenn solche – und andere – Arten der Liebesbeweise keinen offiziellen Termin nötig hätten. Geld müssen sie auch nicht immer kosten.

Nun ja, es ist, wie es ist. Niemand kann sich dem Sog von Werbung und Tradition entziehen oder dem subtilen Druck familiärer Bindungen. Doch man könnte darüber streiten, was wichtig ist, für wen und warum. Vielleicht nicht unbedingt in der Familie, aber in der Kita. Das klärt die Luft, macht den Kopf frei und bringt auf Ideen.

Streitkultur?

Es gab eine Zeit, da war „Streitkultur“ ein Modethema im pädagogischen Arbeitsfeld. Es ging um den kultivierten Umgang der Erwachsenen mit ihren unterschied­lichen Sichtweisen. Man setzte sich zusammen, um sich auseinanderzusetzen und sich gemeinsam weiterzuent­wickeln. Das Ideal.

Ich habe etliche Seminare dazu veranstaltet, in Teams, mit Leiterinnen, Beraterinnen, Geschäftsführerinnen. Immer erlebte ich das Gleiche: Streit? Bloß nicht. Frauen sind lieb und glätten die Wogen. Darauf wurden sie seit Jahrhunderten abgerichtet: Streit vermeiden, Harmonie sichern und aushalten, was an Gewalt auf sie niederbrettert. Frauen sind keine Streithammel. Sie haben Angst vor Streit, vor allem in sozialen Arbeitsfeldern, obwohl es gerade dort viele Anlässe zum Streiten gibt. Siehe Pflege­notstand.

Wenn es um Qualität in der sozialen Arbeit geht, muss gestritten werden. Denn klar ist nichts, auch nicht nach Jahren und Jahrzehnten der Definitionsversuche. Obwohl…. Klar ist wohl inzwischen: Je nachdem, wer aus welcher Perspektive hinschaut, kommen unterschiedliche Ergebnisse heraus. Hilfreich ist folglich, zu erkennen, wer welche Interessen verfolgt und woran verdient. Beratung und Evaluation bringen mehr ein als die praktische Arbeit.

Piep, piep, piep…? Das bringt kaum voran. Streiten schon. Und es macht Spaß, wenn es nicht in Bösartigkeiten und Verletzungen abgleitet, sondern im Austausch von Argumenten oder Erfahrungen besteht. Was voraussetzt, das Gegenüber nicht als Feind zu sehen, sondern als einen Menschen mit anderem Blickwinkel.

Schön wär’s.