Helfen

Bilderbuch

Das zweite Buch in der gleichen Maltechnik erschien viele Jahre zuvor in Kanada. Die Geschichte von Großmutter und Enkel ist in bräunlich-roten Herbstfarben gehalten, mit kräftigem Pinselstrich aufgetragen, und zeigt die beiden beim Hagebutten-Sammeln. In großer Gelassenheit – man meint, die Langsamkeit sehen zu können – helfen Großmutter und Enkel einander beim Überqueren eines Bachs und bei der Hagebutten-Ernte.

Wie im Band „Warten“ spielt sich die Handlung in der Gegenwart ab: Man fährt mit dem Auto in die Natur, kommt aus einer modernen Wohnung, trägt einen zeitgemäßen Rucksack und erkennbar moderne Kleidung.

Diesmal endet das Buch mit der Zubereitung eines Hagebuttentees.

 

Warten

Bilderbuch

Die kleine Geschichte kommt mit wenigen Worten aus und präsentiert sich in großformatigen, in hellen Frühlingstönen gehaltenen Gemälden auf Leinwand, deren Struktur auch im Druck noch erkennbar bleibt. Fast glaubt man, sie zu tasten…

Ein Enkel berichtet vom Ausflug mit Großmutter und Mutter in Bildern, die durch Gesten und die Mimik der drei handelnden Personen und eines verspielt herumtol­lenden Hundes in Bewegung kommen. Die Malerin Caitlin Dale Nicholson fängt sie zwar wie mit einer Kamera ein, doch sie betonen die Langsamkeit der Geschichte: „Ich warte.“ „Mama wartet.“ Großmutter geht auf der Wiese umher, der kleine Ich-Erzähler beobachtet sie aufmerksam. Dann gehen er und die Mutter auch umher. Alle drei beten, für sich und in sich versunken, bevor sie beginnen, weiße Blüten zu pflücken. Während die Sträuße des Ich-Erzählers und der Großmutter immer größer werden, bläst die Mutter Pusteblumen in die Luft, als habe sie alle Zeit der Welt. Und die hat sie auch!

Auf der letzten Seite erfahren wir anhand eines Rezeptes für die Zubereitung von Schafgarbentee, dass die drei blühende Schafgarbe gesammelt haben.

Das Buch erschien in Kanada – auf Englisch und in der Sprache der Cree, eines der indigenen Völker Nordamerikas. Diese Sprache wird in der klassischen lateinischen Schrift und in der Silbenschrift dargestellt.

Gib mir die Kante!

Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten.   Es könnte ein Dialog aus einem dieser knatternden englischen Kriegsfilme sein, geschnauzt vom schneidigen Wehrmachtsoffizier: „Geben Sie mir ­Winkelkantenschutz, Schultz! Zack zack!“ Aber unser heutiger Rubrikengast ist nicht zackig, sondern ein ganz gemütliches Stück Pappe…

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Zum Planen, Sammeln, Teilen …

 

Open Diary 2019

Das wertige Tagebuch-Kalenderplakat für Menschen, die ihr Leben gern teilen.

Facebook war gestern. Hier kommt die analoge Plattform, auf der Du Glücksmomente und Lebenswertes, Tages-Highlights, Urlaubserinnerungen und Begegnungen, Höhepunkte und Arbeitsleistungen teilen kannst, ohne von Algorithmen verfolgt zu werden. Du entscheidest, wer das alles sieht. In Abhängigkeit davon, wo Du Dein open diary aufhängst.

Open Diary 2019. The art of living – Kalender-Plakat. Gedruckt auf Fly 02 bläulichweiß 300 g/qm von Cordier in Sonderfarbe Optimistengrün Pantone 382U. Format 70 x 100 cm.

 

Der Kinder-Kalender 2019

Dass der Kalender mit 53 Gedichten aufwartet, ist Grund genug, ihn in Kinderzimmern, Schul- und Kita-Räumen aufzuhängen.

Seit Jahrzehnten bemühen sich deutsche Verlage, die Freude am gereimten und rhythmischen Text durch Bilderbücher und Gedichtbände zu fördern und zu stärken. Niemand scheint zu bezweifeln, dass Kinder sich Reime gut, gern und lustvoll merken. Warum werden dann so wenig Gedichtbände und gedichtete Bilderbücher verkauft?

Also, Leute: Lest Gedichte vor, so oft wie möglich. Sucht nach Lyrik in Buchhandlungen und Bibliotheken, wenn Ihr zu Hause zu wenig Auswahl habt, und besorgt Euch diesen Kalender. Er bietet eine lyrische Weltreise an, immer begleitet von einer Illustration aus der Original-Veröffentlichung.

Gedichte aus allen Erdteilen sind im Kalender zu finden, Verse unserer Nachbarn ebenso wie solche aus fernen Ländern. Sie lassen uns rätseln, staunen, sind mal verspielt und mal komisch wie der folgende Zungenbrecher von Moni Port:

Klitzekleine Katzen kotzen klitzekleine Kotze.

Klitzekleine Kotze kotzen klitzekleine Katzen.

Dazu hat Philipp Waechter eindrucksvoll kotzende Katzen gemalt. Man findet sie im März, am Rosenmontag.

Viel Spaß beim Blättern, Suchen, Lesen, Vorlesen, Schauen und Selber-Machen: Ein Blatt ist nämlich frei für eigene Dicht- und Malkunst.

 

Kalender 2019: Now is better

Hurra, da ist er: Frisch gedruckt, in Seidenpapier gewickelt und verschnürt – der Kalender für 2019 zum Planen von kleinen Freuden und zum Sammeln von großen Erinnerungen. Tage am Meer, Termine, Lottogewinne, Herzenssprünge, zufällige Begegnungen, überwundene Schweinehunde und alle sonstigen geplanten und ungeplanten Höhepunkte des Jahres können im Kalender farbig markiert und festgehalten werden. Je nach Wahl auf Schwarz oder Weiß. Dafür gibt es je 150 Klebepunkte in vier leuchtenden Farben, die vier individuell definierbaren Kategorien zugeordnet werden können.

Für Spaß und farbenfrohe Tage!

Designt wurde der Kalender Now is better von BOB AND UNCLE, einem Berliner Label, das sich mit großer Hingabe der Gestaltung von Papierprodukten verschrieben hat. BOB AND UNCLE liebt das Analoge, den Geruch von Farbe auf Papier und gutes Wetter. In diesem Sinne arbeitet BOB AND UNCLE mit Feuereifer daran, den Produkten jede Menge Entschleunigungspotential, Sinnesvielfalt und Klarheit mitzugeben.

 

Wochenplanerblock und Mousepad in einem!

Die Wochenklaviatur: Dein Jahr auf 60 Blatt!

Der Block zur übersichtlichen Wochenplanung und als Deskpad für Deinen Schreibtisch. Auf jedem Blatt findet eine Woche Platz. Jeder Block besitzt einen großzügigen Jahresvorrat an Vorlagen. Das offene wamiki-Lieblingspapier besitzt eine sehr schöne Haptik, verträgt sich bestens mit Mouse, Stift sowie Radiergummi und ist ausreichend stark, um deutlich mehr als eine Woche eine gute Figur zu machen.

Unter Schelmen mit Helmen

Hier werden Rechtsfragen aus der Pädagogik verhandelt. Micha Fink stellt sie. Diesmal: Helmpflicht in der Kita – ja oder nein? „Sieht doof aus.“ Missvergnügt betrachtet Marco sein Spiegelbild. Genauer gesagt: dessen oberen Abschluss. Statt der semmelblonden, seit kurzem cool frisierten Haare sitzt da dieses Plastikding, das ganz bestimmt den Kopf schützt, aber Marco wie ein…

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Acht Impulse zum Thema „Entschleunigung“

Alles wird heute immer schneller. Stimmt das wirklich? Im Bildungssystem Tätige diskutieren mal hektisch und dann wieder unvergleichlich lahm, ob das Tempo beim Lernen eher viel zu hoch oder viel zu niedrig ist.

Denn: Genau so schnell wie jetzt – das ist ja langweilig!

Im Folgenden kommen die Vertreterinnen und Vertreter der wichtigsten Positionen mal kurz zu Wort:

Tanja: „Wir leben in einer Zeit, in der sich niemand mehr richtig langweilen kann“, sagt Tanja und ergänzt gestelzt: „Ich will den Kindern diese Fähigkeit, deren Fehlen ja zweifelsohne überall zu Recht beklagt wird, wieder zugänglich machen.“

„Aha. Und wie verschaffst du Kindern dieses wertvolle Erlebnis, Tanja?“

„Ganz einfach. Ich mache die gleichen drei, vier Angebote, die ich sowieso seit Jahren draufhabe. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie zum Gähnen langweilig die sind! Zum Beispiel das Gummibärchenexperiment…“

Schnarch!

 

Lydia: „Unsere Lydia entwickelt sich ganz schön schnell“, berichten Jürgen und Christa, glückselig lächelnd. „In der Krippe hat sie alle Kompetenzen immer als erste erreicht. Und die Erzieherinnen im Kindergarten hatten für sie eine Extra-Packung Prospekthüllen stehen, um die täglichen Entwicklungsschritte ins Portfolio zu heften. Die Lehrerin in der 1. Klasse war hellauf begeistert, und das Überspringen zweier Klassen war dann nur noch Formsache. Sag doch auch mal was dazu, Lydielein, zeig mal, was du alles schon kannst!“

„Kein Bock, Alter, vergiss es!“

„Ist sie nicht schnell? Erst sieben – und die Pubertät schon fast absolviert!“

 

Renate: Die Evaluationskommission schüttelt sich vor Schreck. „Also, die Füttersituation hat uns leider gar nicht zugesagt. Und dann die Mittagssituation im Sedierungs-Raum! Vom Angebot im Hier-nicht-Tobe-Raum gar nicht zu reden“, fasst die Erste Evaluatorin das Grauen in Worte.

„Das heißt, äh…“, Leiterin Renate räuspert sich, „das mit dem Kleine-Montessori-Forscher-Zertifikat würd eher nüscht?“

„Sieht kritisch aus“, bestätigt die Evaluatorin. „Aber vielleicht wär das ja was für Sie: das Retropädagogik-Zertifikat von Radio Nordseewelle – mit den besten Hits der fünfziger, sechziger, siebziger Jahre!“

 

Hilde: „Mir ist es wichtig, dass Pädagogik nachhaltigen Erfolg hat“, doziert Hilde. „Diese ganzen Bildungsprogramme mit ihren tausend Bildungszielen – das geht den Kindern doch da rein und da raus.“

„Und Ihre Pädagogik schafft das besser, Tante Hilde?“

„Absolut“, strahlt die erfahrene Pädagogin. „Ich vermittle seit Jahrzehnten ausschließlich die Jahreszeitenpädagogik! Und glauben Sie mir – ich wüsste kein Kind aus meiner Kita, das nicht heute noch die vier Jahreszeiten kennt.“

 

Adolf: AfD-Adolf, Oberstudienrat a.D ., trifft eine Fee, die ihm einen Wunsch gewähren will. Adolf zögert nicht lange: „Ich will, dass alles so ist wie früher – mit klaren Regeln, keinen Fremden, pünktlich Mittag und netten Frauen, die sich um einen kümmern…“

„Gewährt“, säuselt die Fee silberhell und erhebt ihren Zauberstab: Glitzerregen!

Adolf sieht um sich und fragt erschrocken: „Wo bin ich?“

„Im Pflegeheim ‚Sorgenfrei ‘! Gitti schiebt dich gerade zum Mittagessen, ist doch schon 10.30 Uhr! Huch husch, keine Trödelei!“

 

Vanessa: „Achtsamkeit – das ist gerade voll mein Thema“, schwärmt Vanessa. „Kinder sollen bei mir lernen: Gerade die kleinen, unscheinbaren Momente sind so wichtig, weil man normalerweise hektisch auf die nächste Attraktion wartet, den nächsten Genuss, die nächste Ablenkung. Ich sage dir: In unserer schnelllebigen Zeit braucht es nichts mehr als die Wiederentdeckung des Wertes lustvollen Wartens.“

„Sehe ich auch so, Vanessa.“ Kollegin Klara nickt. „Aber sollten wir nicht trotzdem mal anfangen, die Blumenkohlsuppe aufzutun? Die Kinder sitzen ja schon fünf Minuten am Tisch…“

 

Thorsten: „Meinem Mann ist es wichtig, dass jeder Schüler in seinem ganz individuellen Tempo lernen kann“, berichtet Frau Dr. Heisterkamp ihrer Bekannten beim Plausch in der Fußgängerzone.

„Und was heißt das konkret?“ rückfragt die Bekannte.

„Das heißt, dass mein Thorsten alle Schüler, die nicht in seinem individuellen Tempo mitkommen, sitzenbleiben lässt“, informiert die Studienratsgemahlin.

 

Else: „Dieses Jahr zum Muttertag schenken wir Ihnen kein selbstgebasteltes Herz und auch keine Deko-Kleider­bügel“, eröffnet Else den Elternabend. „Dafür schenken wir Ihnen das Schönste, was es überhaupt gibt!“

Interessiert blicken die Eltern von ihren Displays auf.

„Und das ist Zeit! Kostbare Zeit, die Sie mit dem wertvollsten Menschen verbringen dürfen, den Sie haben!“

„Ach, Gottchen“, flötet Ildikos Mutter, „ich bin sooo gerührt! Äh, was heißt denn das genau?“

„Na, außerplanmäßig drei Schließtage. Ab morgen!“

Langsamkeit – gut oder nicht?

Warum sind wir, wie wir sind? Und warum stoßen wir damit nicht nur auf Gegenliebe? Erinnerungen an missliche Situationen, Erkenntnisse über Verhaltensweisen, Erfahrungen mit Lösungsmöglichkeiten und Umsetzungstipps – Aline Kramer-Pleßke, Supervisorin und Coach, möchte dazu beitragen, dass wir unsere Potenziale entdecken, unsere Ressourcen stärken, emotionale Entlastung finden und souverän handeln können. Erinnerungen Langsamkeit macht mich…

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10 Fragen an Sibylle Havemann

Wann sind Sie glücklich?

Wenn ich am Meer bin.

Was regt Sie auf?

Ungerechtigkeit.

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Ihre Kindheit denken?

Dass sie interessant war.

Was können Sie von Kindern lernen?

Ihre Begeisterungsfähigkeit.

Was schätzen Sie an einem Menschen am meisten?

Humor.

Was können Sie am besten?

Erzählen.

Was können Sie überhaupt nicht?

Gruppen leiten.

Was wäre für Sie eine berufliche Alternative?

Ärztin.

Wenn Sie plötzlich eine Stunde geschenkt bekämen – wofür würden Sie sie nutzen?

Ich würde mich in meinen Sessel setzen und mir überlegen, was ich machen werde.

Was wünschen Sie sich?

Nichts Unbescheideneres als Frieden.

Von der Macht schleichender Gewohnheiten

Die Alexandertechnik ist eine pädagogische Methode, die hilft, Gewohnheiten zu ändern. Das geht nur langsam, weiß Sibylle Havemann, bringt aber viel.

Das Allerschwierigste überhaupt ist, Gewohnheiten zu ändern. Natürlich sind nicht alle Gewohnheiten schlecht, aber manche schränken uns ein, sind hinderlich oder stören uns.

Nun könnte man sagen: Dieses oder jenes will man nicht mehr machen, also hört man damit auf. Dann merkt man: Das dauert lange. Immer wieder fällt man in die hinderliche Gewohnheit zurück. Oder man meint, sie losgeworden zu sein, doch plötzlich taucht sie wieder auf.

Dann kommen Menschen zu Ihnen, um die Alexandertechnik zu erlernen?

Nein, Menschen kommen nicht, weil sie Gewohnheiten loswerden wollen, sondern meist, weil Gewohnheiten dazu führten, dass sie Beschwerden haben. Mal kam eine Frau zu mir, die auf glänzendem Boden immer zu hinken begann. Der glänzende Boden bewirkte, dass sie die Füße zusammenzog und deshalb nicht mehr gut laufen konnte. Ich kannte das: Als Kind lief ich Schlittschuh, und als ich nach 20 Jahren wieder mal auf den Schlittschuhen stand, zog ich angstvoll meine Füße zusammen. Als ich sie lockerte, konnte ich fahren. Solche Gewohnheiten sind, wenn man sie erkennt, leicht abzulegen.

Es reicht das Aufmerksam-Machen oder der Tipp: Zieh mal die Füße nicht so zusammen.

Da sind die Grenzen fließend. Bei Musikern ist es zum Beispiel so: Hält jemand, der Cello spielt, sein Instrument zu fest zwischen den Beinen, wird die Qualität des Sitzens beschädigt. Die Spannung, die in den Beinen aufgebaut wird, geht ins Becken über, löst irgendwann Rückenschmerzen aus und beeinträchtigt das Gefühl für den Rhythmus. Das weiß der Musiker aber nicht, kommt nicht auf die Ursache seines Problems.

Sehe ich, dass jemand sein Instrument zu fest hält, oder stelle ich durch Berührung fest, dass seine Beine nicht beweglich sind, kann ich einen Erkenntnisprozess befördern: Zwischen den Beinen, dem Rücken und dem Rhythmusgefühl besteht ein Zusammenhang. Deswegen sind in der Alexandertechnik auch die Begriffe „Lehrer“ und „pädagogisches Verfahren“ angebracht: Solche Zusammenhänge können verbal, durch Berührung und allmähliches Verändern aufgelöst werden, also durch Lernen.

Wer hat diese Methode eigentlich erfunden?

Das war Frederick Matthias Alexander, ein australischer Schauspieler, 1867 geboren und 1955 gestorben. Er spezialisierte sich auf Shakespeare-Stücke als One-Man-Show. Deshalb bekam er eines Tages erhebliche Probleme mit seiner Stimme. Die Ärzte attestierten ihm jedoch, dass er gesund sei. Da dachte er: Wahrscheinlich mache ich irgendwas, das mir schadet, aber von dem ich nicht weiß, dass ich es tu. Also bat er seine Kollegen, ihn zu beobachten. Das mache ich mit meinen Schülern übrigens auch, bin ihr „lebendiger Spiegel“ und sage ihnen, was ich sehe.

Jedenfalls stellte Alexander fest, dass er das Kinn beim Rezitieren hoch und den Kopf nach hinten drückte, den Brustkorb nach oben zog, die Fäuste ballte und die Zehen in den Boden krallte. Doch so viele Gewohnheiten konnte er nicht gleichzeitig abstellen. Ganz allmählich ging er an die Arbeit und merkte: Es gibt kein unwichtiges Körperteil. Obwohl der nach hinten gedrückte Nacken und der hochgezogene Brustkorb die Hauptursachen seiner Probleme waren, wusste er, dass sein ganzer Organismus betroffen war durch das Halten.

Im Laufe der Zeit entwickelte er seine Technik, von der die Mediziner nichts wissen wollten und ihn anfeindeten. Als es ihm gelang, schwere Fälle erfolgreich zu behandeln, wurde er bekannt, und die Technik wird bis heute gelehrt.

Alexander sagte, dass Halten immer Verkürzen heißt. Arbeitet ein Muskel, so verkürzt er sich. Hält man unbewusst, verkürzt man den Muskel auch und gibt seinen Gelenken nicht genug Raum. Also muss man unterscheiden: Wann muss ich halten, wann nicht?

Seine Haltung – in jedem Sinne – kann der Mensch nur selbst verändern, oder?

Wenn Haltung etwas Dogmatisches ist, ist sie immer unbrauchbar. Aber jeder Sportler, jeder Musiker weiß, dass es ohne Körperspannung, die ja auch zu einer Haltung führt, nicht geht. Besonders in der Akrobatik ist diese Spannung nötig. Umso wichtiger ist es zu erleben, wie es sich anfühlt, wenn man ohne Körperspannung agiert. Kennt man nur die Körperspannung, wird man einen Grundtonus in der Muskulatur bekommen, der stark erhöht ist, den man aber für normal hält. Im Laufe des Lebens wird man auf diesen erhöhten Muskeltonus noch mehr Spannung draufsatteln.

Und das tut irgendwann weh.

Ja, von der Verletzungsgefahr ganz zu schweigen. Der Anspannungszustand ist leicht zu erreichen. Blendet einen zum Beispiel helles Licht, gehen die Pupillen sofort zu. Aber sie gehen nur ganz langsam wieder auf. So ist es auch, wenn man erschrickt und das Herz plötzlich schneller schlägt. Es dauert eine ganz Weile, bis es wieder ruhig klopft. Das heißt: Man muss lernen, vom erhöhten Grundtonus der Muskulatur in einen normalen Grundtonus herunterzukommen.

Was tun Sie, um Ihren Schülern dabei behilflich zu sein?

In erster Linie zeige ich ihnen, dass die Muskulatur eigentlich sekundär ist, denn sie folgt der Ordnung des Skeletts. Zieht jemand die Schultern immer hoch, dann macht er das zwar mit seinen Muskeln, aber er nimmt eine Körper­haltung ein, die nicht in der natürlichen Ordnung ist. Behält er sie bei, dann arbeiten die entsprechenden Muskeln ständig. Das spürt der Mensch und denkt, er sei verspannt. Ich zeige ihm: Wenn die Schultern wieder an ihren Platz kommen, kann die Muskulatur ihnen nachfolgen. Dafür muss er lernen, die Gelenke zu öffnen, und nicht alles selbst machen zu wollen, indem er die Gelenke mittels Muskeln bewegt.

Ich wüsste gar nicht, wie ich meine Gelenke öffnen soll…

Für eine Bewegung muss in erster Linie das Gelenk geöffnet werden, nicht ein Muskel angestrengt. Zum Beispiel öffne ich die Gelenke meines ganzen Armes, um mit meiner Hand, die die Bewegung führt, etwas zu ergreifen. Das erleben meine Schüler in kleinen Dosen, nehmen es auf und machen es im Laufe der Zeit zu ihrem Eigenen.

Könnte man auch sagen: Ihre Körper lernen?

Ja. Als ich anfing, Alexandertechnik-Lehrerin zu sein, merkte ich, dass diese Arbeit sich mit dem Körper in ­uneitler Weise befreundet. Ganz ohne Posen kann man mit sich und seinem Körper einverstanden sein.

Ich hatte mal eine Schülerin, die spastisch war. Von ihrer Familie wurde sie gefragt, was Alexandertechnik ihr bringe. Da sagte sie: „Mehr Selbstvertrauen.“ Ich hatte erwartet, dass sie sagt: Nach der Alexandertechnik-Stunde geht es mir besser, ich fühle mich weniger spastisch. Also fragte ich sie, wie sie auf Selbstvertrauen kam. Sie sagte: „Bisher hatte ich immer nur erlebt, was ich nicht kann. Jetzt erlebe ich zum ersten Mal, was ich kann.“ Das gilt, so stelle ich fest, auch für gesunde Menschen, deren Körper lernen.

Zwar findet die Alexandertechnik-Arbeit in großer Ruhe und Langsamkeit statt, aber sie animiert trotzdem zu Bewegung, die Freude bringt an dem, was man kann, und sie ermöglicht die Erkenntnis: Langsamkeit und Ruhe sind letztlich der Ursprung von Schnelligkeit, denn Schnelligkeit fängt langsam an.

Hat Alexandertechnik auch etwas mit Atmung zu tun?

Ja, in der indirektesten Weise ist es auch eine Atem-Therapie, denn der Brustkorb wird – wie alle anderen Knochen – in die Lage versetzt, seine Arbeit ungestört zu vollziehen. Ein angespannter Brustkorb verhindert, dass man gut atmen kann. Ist der Brustkorb beweglich, ist die Atmung ungestört. Die Idee ist aber nicht, etwas über die Atmung zu erreichen, sondern der Atmung die besten Bedingungen zu verschaffen.

Kleine Kinder tun das, denn wenn sie schreien, haben sie immer genug Luft. Überhaupt sind Kinder bis zum Alter von drei Jahren ihre eigenen Lehrer und haben alle Voraussetzungen, um sich von der horizontalen Sicherheit in die vertikale Unsicherheit begeben zu können. Ihr Vorteil gegenüber Erwachsenen: Sie haben kürzere Beine und sind deshalb schneller wieder am Boden, tun sich also nicht so weh wie wir. Aber sie haben auch einen Nachteil: Ihre Köpfe sind groß – im Verhältnis zu ihren Körpern. Um Balance zu halten, bewegen sie die Köpfe, was ihre Bewegungskoordination verbessert. Natürlich können sie noch nicht so viel halten wie wir: Ihre Füße sind klein, weich und haben noch schwache Muskeln. Also müssen sie sich unglaublich flexibel austarieren und an alle Gegebenheiten anpassen.

Und wenn sie älter als drei Jahre sind, fängt das Drama an.

So könnte man sagen. Besonders, wenn Kinder zu viel und zu lange sitzen. In der Schule zum Beispiel.

 

Interview: Erika Berthold

Illustration: VintageVectors.com

 

Ruhen und Schlafen in der Kita

Kaum eine Kita in Deutschland kann auf ein abgestimmtes Konzept zum Schlafen und Ruhen unter Einbezug der aktuellen wissenschaftlichen Standards aus der Schlafwissenschaft und Medizin verweisen. Das sei nicht verwunderlich, so Maren Kramer, in der Zeitschrift „frühe kindheit“, denn erst seit ca. drei Jahren habe das Thema einen wissenschaftlichen Transfer aus Medizin und Wissenschaft in…

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Spiele, die dich zur Schnecke machen

Für den 5-Minuten-Weg zum Laden um die Ecke überreichlich viel Zeit einplanen: 90 Minuten.

Ein Handy auf ein Stativ im Garten stellen und mit der App „Zeitraffer“ Schnecken filmen.

Dinge, die leicht verrotten, in den Garten legen – zum Beispiel 20 angefaulte Äpfel – und sie jeden Tag besuchen: Was hat sich verändert?

5 Minuten lang die Sekunden zählen.

Nach alten Fotos von draußen oder drinnen suchen und genau am gleichen Ort neue Fotos machen.

Einen Stock als Sonnenuhr in den Boden stecken und alle 15 Minuten den Schattenverlauf markieren.

Eine Brotscheibe 20-, 200-, 500-mal kauen.

Eine Murmelbahn mit ganz geringem Gefälle bauen.

Am Boden liegen und den Gang der Wolken beobachten.

 

„Allemeineentchen“ so langsam, aber mit Hall auf dem Klavier spielen, dass das Stück 4 Minuten dauert, vielleicht sogar 8.

 

Die Antwort auf eine eilige E-Mail als Brief versenden. Oder per Bote?

Mikado spielen – weil der Schnellste dabei meist verliert.

Für das Erklimmen einer langen Treppe pro Stufe 5 Minuten einplanen, eine Stoppuhr zur Kontrolle einsetzen – und gespannt sein, wann man oben ist.

Zähen Schleim aus Wasser und Stärkemehl anrühren, das Gefäß umkippen und zuschauen, wie die Masse sich langsam ihren Weg bahnt – vom Tisch hinab.

In ein Bächlein Steine legen und beobachten, wie das Wasser seinen Lauf verändert.

Ein schweres, langes Pendel – nach Foucaultschem Vorbild – hoch oben aufhängen und seine langsamen, und vielleicht bis zur Kreisbewegung reichenden Schwünge betrachten.

Spiele mit Geschwindigkeitswechsel spielen: Jetzt schnell bewegen! Jetzt stoppen! Jetzt gaaanz langsam!

Sein Gegenüber anstarren: Wer zuerst zwinkert, hat verloren.

Auf einem gut geölten Karussell sitzen, sich schnell drehen lassen und bis zum vollständigen Stillstand sitzen bleiben.

Jemanden in einer fernen Stadt besuchen und dafür besonders langsame Regionalbahn-Strecken nutzen: über Gotteszell, Ruhmannsfelden, Wimbach-Untergscheid nach Berlin. Wahrscheinlich hilft die Bahn sogar dabei – mit Verzögerungen im Betriebsablauf.

 

Und jetzt du!

Foto: Ahkka / photocase.de

Super Uschi: Teestunde

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