Gruselig: In den Weltmeeren sammelt sich ein Teil unseres Plastikabfalls in fünf riesigen Strudeln und wird langsam zermahlen. Dabei gelangen nicht allein giftige Substanzen ins Wasser. Vögel und Fische fressen die Müll-Teilchen und verenden daran.
Als Boyan Slat, damals noch Schüler, beim Tauchen in Griechenland mehr Plastiktüten als Fischen begegnete, fragte er sich, wie man den Müll aus dem Wasser ziehen könnte. 2012 erfand er in einem Delfter Schulprojekt einen Mechanismus, der ihm helfen sollte, diese bislang unlösbare Aufgabe im Nordpazifik-Strudel zu bewältigen. Er gründete die Non-Profit-Organisation „The Ocean Cleanup“ und sammelte über das Internet per Crowdfunding bisher mehr als 2 Millionen Dollar, um sein Projekt zu realisieren.
Boyan Slats Mechanismus besteht aus zwei statischen Fangarmen, 50 Kilometer lang, die mit Seilen in 4 Kilometern Tiefe auf dem Meeresgrund verankert werden. Sie sind v-förmig angeordnet und wirken wie Barrieren, so dass sich Plastikabfall, der größer als 2 Zentimeter ist, davor staut, mit der Strömung zu einer Sammelplattform in der Mitte treibt und dort in einen Behälter gelangt. Geleert wird der Behälter alle 45 Tage – ein Schiff wird kommen und den Müll abholen, der sich an Land zumindest teilweise recyceln lässt.
Als Boyan Slat im Juni 2014 eine wissenschaftlich fundierte Machbarkeitsstudie veröffentlichte, hielten Kritiker seinen Plan für unausgereift oder undurchführbar. Man sollte lieber „den Wasserhahn zudrehen, statt die Badewanne mit einem Fingerhut leeren zu wollen“, empfahl Nick Mallos von der NGO „Ocean Conservancy“.
Während Meereskundler und Techniker der älteren Generation die Köpfe schütteln und vor Risiken warnen, knobelt Boyan Slat mit anderen „Müllfischern“ in einem kleinen Büro der Delfter Technischen Universität an seiner Erfindung weiter, setzt sich mit kritischen Einwänden auseinander und hat vor, im Verlaufe der nächsten zwölf Monate einen Prototyp kleineren Ausmaßes zu Wasser zu lassen. „Die meisten Technologien haben uns bisher genützt“, sagt er. „Selbst wenn eine Technologie die Welt zum Schlechten verändert hat, zeigt das bloß, wie mächtig sie ist. Warum sollten wir dann nicht versuchen, sie zu unserem Vorteil einzusetzen?“
Um sein Projekt zu realisieren, braucht Boyan Slat starke Finanziers aus der Wirtschaft, denn der „Ocean Cleanup“ wird 300 Millionen Euro kosten. Selbst Vertreter der Chemieindustrie klopften bereits bei ihm an. Wenn sie tatsächlich bereit seien, ihren „ökologischen Fußabdruck“ zu verringern, rede er mit ihnen, sagt der Zwanzigjährige.
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