Wassergeflüster

Was Klauben ist und wie man das mit Wörtern tut, weiß Michael Fink nicht. Aber er versucht, hinter die Bedeutung der Wörter zu schauen, studiert Wörterbücher, forscht nach Sinnsprüchen und befragt den Volksmund. Diesmal geht es um: Wasser.

Wasser und Weisheit

Alles fließt. Bis sich daran etwas ändert, muss noch viel Wasser die Spree oder den Rhein hinunterflie­ßen, und die Mühlen an diesen Flüs­sen mahlen langsam. Nur wer bereit ist, ständig gegen den Strom zu schwimmen, gelangt irgend­wann zur Quelle. Damit eine Sache so richtig „im Fluss ist“, muss sie vorher erst komplett den Bach runter gehen.

Wasser, Trauer und Schmerz

Nah am Wasser gebaut hat einer, der ganz schnell heult. Ein anderer knallt mit dem Zeh gegen den Bettpfosten, und der Schmerz treibt ihm das Was­ser in die Augen.

Wasser auf dem Küchenzettel

Kraft seiner Wassersuppe plustert sich jemand auf, der in Wirklichkeit auch nur mit Wasser kocht. Nicht besser sind diejenigen, die öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken.Wer bei Wasser und Brot sitzt, sitzt vermutlich hinter Gittern. Denkt er an Gänsebraten, läuft ihm das Was­ser im Munde zusammen. Und wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär – wer möchte da nicht gern ein Fischlein sein?

Wasser als Mutprobe

Jesus konnte übers Wasser gehen, aber niemand hat´s gesehen. Andere Leute gehen bei diesem Versuch kom­plett baden, denn Wasser hat keine Balken. Oder sie gehen womöglich ganz und gar über den Jordan … Gingen geschwängerte Dienstmäd­chen früher ins Wasser, tauchten sie später in Moritaten wieder auf.

Gut drauf mit Wasser

Wie ein Fisch im Wasser fühlt man sich, wenn man in seinem Element ist. Früher betupften sich die Damen mit Kölnisch Wasser, heute muss es ein Wässerchen von Dior sein. Herrn hin­gegen sprechen eher einem russischen Wasser zu, „Wodka“ genannt.

Wasser und dein Ego

Keiner kann dir das Wasser reichen! Aber man könnte versuchen, es dir abzugraben. Da nützt es nichts, dass du an der Quelle sitzt. Hüte dich in jedem Fall vor Menschen, die ausse­hen, als könnten sie kein Wässerchen trüben.

Wasser und Pädagogik

Es ist uns wirklich wichtig, alle Eltern ins Boot zu bekommen. Wir verstehen bloß nicht, warum wir immer wieder auf Grund laufen.

 

Michael Fink ist Autor und Fortbildner.

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