Wattestäbchen

Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten.   Damit machen wir radikal Schluss, verkündete die EU-Kommission rigoros: In weniger als elf Monaten tritt das Verbot für Einweg-Kunststoffartikel in Kraft. Wird man dann verhaftet, wenn man in der Öffentlichkeit Limo aus dem Plastikbecher oder…

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Schluss- mach-Spiele

Weil Wandel nun mal zum Leben gehört, ist es ratsam, Aufhören zu üben. Wer Schlussmachen spielt, kann die Angst vor Veränderung abbauen, weil sich zeigt: Immer kommt etwas Neues nach.

Hier sind Spiele mit großen und kleinen Schlussmach-Momenten:

 

Vergängliche Kunstwerke erschaffen: Ein Bild malen, sich freuen, es übermalen. Dabei bedenken: Auch Musik verschwindet, sobald sie verklungen ist.

 

Dinge auf einer Liste sammeln, die in Gefahr sind, aber die man nicht vermissen möchte. Für deren Erhalt kämpfen.

 

Aus Bausteinen ein großes Schloss bauen und es mutig gleich wieder zerstören. Fotos machen verboten!

Vielgeliebte, aber überholte Lieblingsdinge über Nacht verschwinden lassen und testen, ob wer was merkt. Merkt keiner was, endgültig verschwinden lassen. Merkt wer was, fragen: Brauchen wir das wirklich?

Beim spektakulären Ausflug eine Kamera ohne Speicherkarte mitnehmen, um Bilder zu knipsen, die ausschließlich im Kopf zu behalten sind.

 

Dinge, die sich zersetzen, gemeinsam vergraben. Eine ganze Weile später nachschauen: Ist noch etwas da?

 

Einen Weggebe-Kalender einrichten, bei dem als Gegenstück zum Adventskalender jeden Tag ein schönes, aber überflüssiges Ding feierlich verabschiedet und weggegeben wird.

 

Miteinander „Die besten Beerdigungen der Welt“ spielen, mit vielen falschen Tränen. Nachher freuen: War nur Quatsch.

 

Schluss mit Tisch da, Teppich dort, Verkleideecke da hinten. Alles im Raum ein Mal im Monat komplett umstellen, damit der Raum neu erlebt werden kann.

 

Von der Zahnfee lernen: Neue Rituale erfinden, um die Loslösung von liebgewonnenen, aber langweilig oder überflüssig gewordenen Dingen zu begleiten. Wie wäre ein „Mein Handschuh ist verschwunden“-Klagelied?

 

Spielen: Was wäre, wenn es plötzlich kein Telefon, Spielzeug oder Brot, keine Bücher oder Bausteine mehr gäbe? Das Spiel einen Tag lang ganz ernsthaft durchhalten.

 

Vorlieben-Lotterie spielen: Hans liebt Lego, Lea liebt Spagetti. Wie fühlt es sich an, wenn wir für einen Tag die Vorlieben tauschen?

 

Ein Erinnerungs-Museum einrichten: Für Dinge und Menschen, die verschwunden sind – Kolleginnen, Schulkinder, der alte Baum vorm Haus, Saras Kaninchen –, ein Gedenkbuch anlegen, das man durchblättern und sich erinnern kann.

 

Ein Wegschmeiß-Fest feiern, bei dem – als Gegenstück zu Weihnachten – auf einem Gabentisch unnötige Dinge versammelt werden, die weggegeben oder vernichtet beziehungsweise recycelt werden können.

 

Das Rollenspiel „Auswandern“: Was wäre, wenn wir wie Hänschen klein in die weite Welt gingen? Wer trauert wie lange, wer erlebt wann etwas Neues?

 

Erprobte Reaktionen verändern: Was sage ich normalerweise immer in diesem Fall?

 

Was könnte ich ab heute ganz anders sagen? Welche neuen Erlebnisse verschafft mir das?

 

Was mit Klammern

Klammern sind eine praktische Erfindung.

Warum? Weil man mit ihnen mühelos etwas ­befestigen kann – ohne Leim oder Nägel.

Was gibt es überhaupt für Klammern?

Am bekanntesten sind Wäscheklammern, ­Heftklammern und Büroklammern. Aber es gibt auch Zahnklammern, Wasserwellklammern, ­Tischtuchklammern, Klammeraffen…

Habt Ihr Lust, Holzklammern zu bemalen oder etwas aus Plastikklammern zu bauen?

Schickt Fotos davon an: juhu@wamiki.de

 

Fotos: Dagmar Arzenbacher

Mein Erziehungspartner will sich verändern

Hier werden Rechtsfragen aus der Pädagogik verhandelt. Diesmal geht es darum, ob Eltern Veränderungen des Kita-Konzepts hinnehmen müssen oder nicht.

Es ist mucksmäuschenstill im abendlichen Gruppenraum. 30 Elternteile hocken auf den Stühlchen, in den Köpfen die Worte aus dem Einladungsschreiben: Sonderelternabend… wichtige Veränderung… konzeptioneller Neuanfang… partizipative Prozesse. Alle fragen sich:

Was wird Helga uns da gleich verkünden? Nur Sören denkt: Gibt’s danach Feierabendbier?

Endlich geht es los. Helga holt tief Luft: Atmung kontrollieren! Sie versucht, allen Eltern so ins Gesicht zu schauen, wie neulich im Coaching geübt. „Unser Kindergarten steht vor einer großen Veränderung“, hebt sie an. „Die letzte Evaluation hatte ergeben, dass wir uns mehr mit Partizipation beschäftigen müssen. Wir haben uns beraten und finden, dass wir als ersten Schritt zur Mitbestimmung unser Konzept öffnen. Das heißt: Die Kinder können sich Räume und Spielpartner aussuchen, können entscheiden, mit wem sie Mittag essen und ob sie einen Mittagsschlaf benötigen. Ich denke, diese Veränderung trifft die Bedürfnisse Ihrer Kinder.“ Helga räuspert sich, schaut mit dem Coaching-Blick in die Runde und fragt: „Möchten Sie dazu etwas sagen?“

Wenn ich die Kinder bloß ein einziges Mal so ruhig bekäme wie jetzt die Eltern, denkt Helga in die Grabesstille hinein. Zwei Straßen weiter fährt die M12 vorbei. Deutlic

h hört man auch das Zischeln des Kaffees am Deckel der Thermoskanne.

„Erfreulich ist ja“, bricht Gunnar das Schweigen, „dass auch Sie durchaus – ähem! – Verbesserungspotenziale sehen. Allerdings sehen wir Eltern diese nicht unbedingt – hüstel! – in einem Zuviel an Struktur. Sollten wir nicht gerade die wichtigen Gruppenstrukturen bewahren und gemeinsam beraten, wo wirklich etwas verbessert werden könnte?“

„Zu unserer ‚Flohkiste ‘ passt dieser Öffnungs-Quatsch nicht“, konkretisiert Johanna.

Helga greift ein: „Das bisherige Konzept entspricht leider nicht mehr dem aktuellen pädagogischen Stand. Das hat auch unsere Evaluatorin gesagt. Und Sie als Eltern haben ein Recht auf zeitgemäße, moderne Pä…“

Gunnar unterbricht: „Wenn es darum geht – kein Problem. Wir bestätigen Ihnen gerne schriftlich, dass wir darauf verzichten, unsere Kinder nach dem aktuellen Konzept betreuen zu lassen und lieber so eine Art… Wie sagt man…“

„Retro-Pädagogik“, schlägt Holger vor. „Oder ist das Vintage-Pädagogik?“

„Ich würde es das Manufactum-Prinzip der Pädagogik nennen“, bringt Susi ein. „Die guten Erziehungsmethoden – es gibt sie noch!“

„Klingt klasse“, ist man sich einig. Da ertönt Manfreds Bass: „Hiermit zur Wahl gestellt…“, alle Eltern heben die Hand, „und angenommen!“

Als Helga protestieren will, sagt Anke scharf: „Sie reden immer nur von Partizipation. Jetzt haben Sie sie!“

____ Lars Ihlenfeld — Kitarechtler, antwortet:

Wir würden dringend empfehlen, eine einstweilige Verfügung gegen die in Kampfabstimmung erwirkte pädagogische Rückwärtsrolle zu beantragen.

Nicht nur im Rahmen einer pädagogischen Evaluation spielt Partizipation eine Rolle. Es geht dabei auch um hard facts, genauer: um die Betriebserlaubnis. Paragraf 45, Abs. 2, Nr. 3 SGB VIII enthält seit dem Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes am 1. 1. 2012 die Bedingung für die Erteilung und die Aufrechterhaltung der BE (wie der Profi sagt), dass Verfahren zur Beteiligung (und Beschwerde) in eigenen Angelegenheiten konzeptionell verankert und natürlich auch gelebt werden. Weiterer Konkretisierungen hat sich der Gesetzgeber enthalten und damit den Trägern weitestgehend Freiheit bei der Ausgestaltung dieser Vorgabe gelassen. Es besteht aber Einigkeit, dass die Kinder mindestens bei den Grundbedürfnissen – zum Beispiel „Bin ich so müde, dass ich schlafen will?“ und „Was und wie viel möchte ich essen?“ – selbst entscheiden, Schlaf und Essenfassen also nicht über ihre Köpfe hinweg angeordnet werden. Da die Kita „Flohkiste“ offenbar auch an diesen Stellen Nachbesserungsbedarf in Sachen Partizipation hat, dürfte eine Änderung für den Bestand der Einrichtung existenziell sein und der Änderungsbedarf das Retro-Bedürfnis – eventuell ein Ausgleich für heimische Grenzenlosigkeiten? – deutlich überwiegen.

Wie aber sähe es mit weniger dringlichen konzeptionellen Änderungen aus?

Das pädagogische Konzept wird – ob ausdrücklich oder stillschweigend vereinbart – Teil des Betreuungsvertragsverhältnisses zwischen Sorgeberechtigten und Träger. Damit ist es auch Grundlage der pädagogischen Arbeit, die die Eltern vom Träger und seinen Fachkräften verlangen können. Dem Träger steht es allerdings im Rahmen seiner grundgesetzlich verankerten „Berufsfreiheit“ – Art. 12 GG – offen, das zu ändern. Nach Verabschiedung wird auf dieser neuen Basis betreut und gefördert. Den Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten steht dann gegebenenfalls ein Sonderkündigungsrecht zu.

Die meisten Kita-Gesetze der einzelnen Bundesländer sehen leicht variierende Formen der Mitwirkung beziehungsweise Beteiligung vor. So will zum Beispiel das Berliner KitaFöG, dass Eltern „in Fragen der Konzeption und deren organisatorischer und pädagogischer Umsetzung (…) zu beteiligen“ (Paragraf 14, KitaFöG) sind.

Beteiligung heißt allerdings nicht Mitbestimmung. Darf ich mich beteiligen, muss mich der Träger – wie Helga das gemacht hat – über geplante Änderungen informieren und meine Hinweise zur Kenntnis nehmen. Danach richten muss er sich aber nicht.

Eine Ausnahme von dieser Beschränkung der Eltern-Rechte auf die oben genannte Mitwirkung bietet Sachsen-Anhalt seinen Eltern mit Kita-Kindern. Das anhaltinische Kifög kennt das Institut des Kuratoriums (Paragraf 19). Es setzt sich aus Elternvertretern, der Leitung und einer Vertreterin des Trägers zusammen und hat unter anderem bei der Festlegung der Öffnungs- und Schließzeiten, bei der Änderung der Art und des Umfangs der Verpflegung und auch bei der Änderung der Konzeption ein echtes Mitbestimmungsrecht. Danach ist die Umsetzung einer konzeptionellen Änderung tatsächlich von der Zustimmung dieses Gremiums abhängig.

Auf einem einfachen Elternabend jedoch, auch wenn er noch so viele „Sonder-“ davor hat, können nicht in ein Gremium gewählte oder mit einem Amt ausgestatte Eltern keine wirksame Änderung des Konzepts erzwingen.

Zusammenfassend lässt sich mithin feststellen, dass der einzureichende Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die adhoc-Änderung des Konzepts der „Flohkiste“ schon wegen Verfahrensfehlern hinreichend Aussicht auf Erfolg hätte.

 

Text: Michael Fink und Lars Ihlenfeld

 

Foto: jock+scott / photocase.com

Angst — Eine Ermutigung

Warum sind wir, wie wir sind? Und warum stoßen wir damit nicht nur auf Gegenliebe? Erinnerungen an missliche Situationen, Erkenntnisse über Verhaltensweisen, Erfahrungen mit Lösungsmöglichkeiten und Umsetzungstipps – Aline Kramer-Pleßke, Supervisorin und Coach, möchte dazu beitragen, dass wir unsere Potenziale entdecken, unsere Ressourcen stärken, emotionale Entlastung finden und souveräner handeln können. Erinnerungen Als Kind rannte…

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Es war wie ein Weltuntergang

Was sagen Kinder, wenn sich ihre Eltern trennen und scheiden lassen?

 

1

Was hast du als Erstes gedacht, als deine Eltern dir von der Trennung erzählten?

Es war ein wie ein Weltuntergang.

Am liebsten hätte ich auf den Tisch gehauen, so dass alles hoch fliegt.

Ich habe es nicht geglaubt.

Haben die beiden sich das auch richtig überlegt?

Ich war ziemlich traurig.

Jetzt gibt es weniger Probleme.

Als ich die Nachricht gehört hatte, wusste ich nicht, was ich machen sollte.

Es ist doof, dass wir nun umziehen müssen.

Gut, dann ist der Streit endlich vorbei und meine Eltern müssen sich nicht mehr ärgern.

2

Was war blöd an der Trennung?

Man kann nichts mehr zusammen machen,
so wie früher.

Die Gerichtsprozesse.

Ich muss ständig daran denken, dass jetzt alles
kaputt ist.

Wir sitzen nur noch zu zweit am Frühstückstisch.

Ich hatte Angst zu sagen, dass ich den anderen vermisse.

3

Was war gut an der Trennung?

Nichts.

Ich mag mein neues Zuhause mehr als mein altes.

Ich habe nun zwei verschiedene Leben.
Eins bei Papa und eins bei Mama.

Nichts.

Mein Papa mag keine Tiere, aber ich.

Bei Mama habe ich nun einen kleinen Hund.

4

Hast du Tipps für Kinder, deren Eltern sich gerade trennen?

Lass es locker angehen. Mach weiter wie immer.

Wenn du im Bett liegst und hörst, dass sie streiten, und du kannst deswegen nicht schlafen: Mach eine CD an, ganz laut, oder lies, so dass du den Streit nicht mehr hörst.

Lass dich nicht in den Streit deiner Eltern hineinziehen.

Halte zu beiden Eltern gleich.

Es wird mit der Zeit besser.

Besprich mit deinen Eltern, dass sie nicht so weit
voneinander wegziehen.

Sag Beiden, dass du sie gleich stark magst, aber du auch genauso stark von ihnen enttäuscht bist.

Hör in dich rein und sag nicht immer: Alles ist gut!

Zeig deinen Eltern, wie es dir geht.

 

Und was wird jetzt mit mir?

Warum lassen sich Menschen scheiden?

Bin ich schuld am Streit oder an der Trennung?

Was kann ich tun, wenn es Streit gibt?

Lieben sich meine Eltern noch?

Sind wir jetzt noch eine richtige Familie?

Was, wenn nur einer die Trennung will?

Haben sich meine Eltern jetzt noch lieb?

Kann ich selbst entscheiden, wo ich wohnen möchte?

Muss ich meinen Freunden von der Trennung erzählen?

Wie lange dauert eine Scheidung?

Wird sich jetzt alles ändern?

Werden wir noch genug Geld haben?

Wie kann ich meinen Eltern helfen?

Warum tut mein Bauch so oft weh?

Wie schaffe ich es, beim Pendeln an alles zu denken?

Gibt es irgendwas Gutes an einer Trennung?

Warum müssen meine Eltern vor Gericht gehen?

Wer liebt mich mehr, mein Vater oder meine Mutter?

Was hilft, wenn ich Mama oder Papa vermisse?

Muss ich am Wochenende zu meinem Vater gehen, wenn ich keine Lust habe?

Muss ich meiner Mutter erzählen, wie mein Vater so lebt?

Warum sagen meine Eltern böse Dinge übereinander?

Ist meine Mutter traurig, wenn ich bei meinem Vater bin?

Warum kommt mein Vater nicht zu meinem Geburtstag?

Sind meine Eltern auch traurig über die Trennung?

Kann man Eltern verlieren?

Kann ich mehrere Eltern haben?

Bin ich dann auch geschieden?

Werde ich bei beiden ein Zimmer haben?

Hat Papa mich noch genauso lieb, wenn ich mit Mama in eine andere Stadt ziehe?

Warum suchen sich meine Eltern neue Partner?

Was kann ich tun, wenn ich den neuen Freund meiner Mutter nicht mag?

Warum ist das neue Baby auf einmal wichtiger als ich?

Liebt Mama ihren neuen Freund mehr als mich?

Wohin kann ich gehen, wenn mir alles zu viel wird?

 

Seid mutig und stark

Mut und Stärke sind nur zwei der vielen Eigenschaften, die wir unseren ­Kindergarten­kindern am Ende ihrer Kindergartenzeit gerne mit auf den Weg geben. Aber wie gelangen Kinder zu diesen Eigenschaften? Sie brauchen geeignete Vorbilder.

Wenn wir an Mut und Stärke denken, fallen uns viele Vorbilder aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen ein. Das reicht vom Polizisten über die Greenpeace-Aktivistin bis zum Tierpfleger, Starkstromelektriker, Dachdecker, Berg­retter oder der Bürgermeisterin. Die Berufsgruppe der Erzieherinnen und Erzieher verbinden wir eher nicht mit den Eigenschaften Mut und Stärke, die im Kita-Alltag von Außenstehenden nämlich nicht deutlich zu erkennen sind. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Erzieherinnen und Erzieher nicht gerade als Personen wahrgenommen werden, die man landläufig als „Rampensau“ betrachtet. Und dennoch birgt der Alltag im Kindergarten viele Momente, in denen wir Mut, Stärke und Standing beweisen müssen, wenn wir unseren Bildungsauftrag gut und gewissenhaft erfüllen möchten.

Zum einen muss es Erzieherinnen und Erziehern gelingen, sich vom „Förderitisvirus“ nicht anstecken zu lassen und dankend abzulehnen, wenn es zum Beispiel heißt: „Komm mit uns ins Zahlenland“. Moment mal! Plötzlich habe ich eine kleine Melodie im Kopf, die nicht nach Zahlen klingt, sondern nach Abenteuer.

Abenteuer, das ist es, was wir suchen! Eine Kita sollte voll spannender Erlebnisse und mutiger Erwachsener sein, die es wagen, mit den Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen, oder so tollkühn sind, dass sie es Kindern sogar zutrauen, allein auf eine solche Reise zu gehen. Können Sie sich vorstellen, dass ganz schön viel Mut dazu gehört, die Kleinen allein durch die Einrichtung wandern oder in einem unbewachten Raum spielen zu lassen? Denn was ist, wenn die Eltern nachfragen oder die Kollegin denkt, man sei faul, weil man die Kinder nicht begleitet?

Dringend brauchen wir pädagogisches Fachpersonal, das nicht immer den Fallschirm für die Kinder aufspannt, sondern sie bestärkt, eigene Erfahrungen zu sammeln, und sie dabei unterstützt, sich selbst einschätzen zu lernen. Da ist es für beide Parteien, Kind und Fachkraft, eine Hilfe, sich auf die Ideen der Kinder einzulassen, sich von ihrem Forscher- und Entdeckerdrang inspirieren zu lassen und gemeinsam mit ihnen nach Problemlösungen zu suchen. Wenn wir den Kindern auf Augenhöhe begegnen, erfahren wir etwas über ihre Weltanschauung, erweitern unseren eigenen Horizont und riskieren es vielleicht, unsere eigenen Denkweisen zu reflektieren. Dazu ist Stärke vonnöten, denn wenn wir uns intensiv auf die Kinder einlassen möchten, gehört dazu, dass wir uns mit unseren Charaktereigenschaften einbringen und unsere Persönlichkeit preisgeben. Es gehört dazu, dass wir bereit sind, Neues auszuprobieren, Fehler zu machen, mit Kindern und Erwachsenen auch mal darüber zu lachen und den Alltag durch Unerwartetes zu bereichern. Ebenso gehört dazu, unsere Grenzen zu überschreiten, wenn die Kinder sich wünschen, dass wir einen toten Igel inspizieren, eine vertrocknete Blindschleiche aufschneiden oder einem Kind zusehen, das den höchsten Ast des Kletterbaums erklimmt.

Etwas nicht perfekt zu können, das macht uns menschlich und nahbar für Kinder und Erwachsene. Eltern ist es sympathisch, wenn wir nicht immer alles wissen und zugeben, etwas erst mal nachschlagen zu müssen.

Mut gehört auch dazu, mal Nein zu sagen, zum Beispiel zu absurden Wünschen der Eltern, die Rahmenbedingungen deutlich zu machen und aufzeigen, wo die Grenze ist.

Meiner Meinung nach gehört besonders viel Mut dazu, Müttern oder Vätern klarzumachen, dass es nicht in Ordnung ist, wenn sie ihr Kind regelmäßig zu spät abholen. Genauso erfordert es Mut, Stärke und Standing, Nein zu unzumutbaren Arbeitsbedingungen zu sagen und sich für bessere Rahmenbedingungen der pädagogischen Fachkräfte einzusetzen.

Eins wird ganz deutlich: Wenn man sein persönliches Profil als pädagogische Fachkraft schärfen möchte, gehört dazu, dass man seinen Weg zwischen „Ist mir doch egal“ und „Alles muss perfekt sein“ findet und ihn selbstverständlich vertritt. Nur so gelingt es uns, dazu beizutragen, dass die Gesellschaft endlich das Klischee von der Kaffee trinkenden Erzieherin, die sich nicht dreckig machen möchte und nur nach Bastelvorlage arbeiten kann, verabschiedet. Dazu sind Mut und Stärke unerlässlich.

10 Fragen an Heidrun Mildner

Wann bist du glücklich?

Im Sonnenschein am Meer.

Was regt dich auf?

Ignoranz.

Was kannst du von Kindern lernen?

Im Hier und Jetzt zu sein.

Wen möchtest du unbedingt mal treffen?

Barack Obama.

Was schätzt du an einem Menschen am meisten?

Gradlinigkeit und Klugheit.

Was kannst du am besten?

Mit Worten umgehen und Texte verfassen.

Was kannst du überhaupt nicht?

Mir Fehler verzeihen.

Auf welchen Gegenstand kannst du verzichten?

Auf die Uhr.

Was wäre für dich eine berufliche Alternative?

Es gibt keine. Ich habe meinen Traumberuf.

Was wünschst du dir?

Ich würde gern im Lotto gewinnen und – jenseits aller Ressourcen – eine Kita aufmachen.

 

Heidrun Mildner leitet das Kinderhaus Osteresch im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld/Flottbek, das der Verein zur Förderung von Kleinkinderziehung in Gruppen e. V. trägt. Mitglieder des Vereins sind alle Eltern, deren Kinder im Kinderhaus betreut werden.
38 Kinder im Alter von einem Jahr bis zum Schuleintritt besuchen eine Krippen- und eine Elementargruppe. Für jede Gruppe sind drei Pädagoginnen zuständig, die sich schwerpunktmäßig je einem Bildungsbereich und dem entsprechenden Fachraum zuordnen. Zum Team gehören ein Koch, eine Reinigungsfrau und wechselnde Praktikantinnen.
Kontakt: Kinderhaus Osteresch, Osteresch 20, 22607 Hamburg,
Tel: 040 899 30 35

Unter Druck

Eltern melden ihr erstes Kind in der Kita an, lernen die Leiterin und die Erzieherin kennen, die ihr Kind betreut, und erleben bei der Eingewöhnung, wie der Kita-Alltag aussieht. Natürlich möchten sie auch wissen, was passiert, wenn sie nicht dabei sind: Isst ihr Kind genug, schläft es mittags? Wird es in der Kindergruppe nicht übersehen?…

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Bildung for Future

Welche Kompetenzen brauchen Kinder (und Erwachsene) im 21. Jahrhundert? Und wie können Veränderungen im Bildungssystem gelingen? Darüber diskutierte Mister Pisa: Prof. Dr. Andreas Schleicher, Bildungsforscher und Direktor für Bildung bei der OECD, mit mehr als 220 Teilnehmer*innen aus Politik, Praxis, Wissenschaft, Verbänden und Administration auf dem 9. Berliner Plenum Frühpädagogik. Eingeladen hatten Stefan Spieker, Vorstandsvorsitzender…

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Jahresvorschau 2020

Februar

Die Umsetzung des Gute-Kita-Gesetzes beginnt, und die 5,5 Milliarden werden verteilt. Während Organisationen in der Nähe der kräftig sprudelnden Geldquelle frohlocken – „Seit Tagen schwimmen wir hier in Geld! Der Keller unseres Bürohauses ist schon überflutet!“ – erwartet man weit draußen auf der sogenannten Praxisebene den Geldfluss sehnsüchtig. Leider kommt es infolge lang­anhaltender finanzieller Trockenheit unterwegs zu erheblichen Versickerungsprozessen, sodass es nur ein bis zwei Geldtröpfchen bis in die pädagogische Provinz schaffen. „Das geben wir aber nicht gleich für eine Plastikschaufel aus“, beschließt das Team der „Mäusekiste“ in Flöha einstimmig.

März

Im März eröffnet die didacta ihr Pforten, aber der Zustrom lässt nach. Offenbar fühlen sich viele Menschen durch die zahlreichen Digital-Mottos der vergangenen Messen veranlasst, einer Real-life-Veranstaltung fernzubleiben. Wahrscheinlich fürchten sie, als zu analog zu gelten. Nach kurzer Beratung beschließt das didacta-Präsidium, beim nächsten Mal Neuland zu betreten und die Messe nur noch digital stattfinden zu lassen, also per Besuch im Netz. „Eine Schlüsselrolle wird unser digitaler didacta-Assistent mit dem Namen DiDi Dackta spielen, der das Publikum durch die virtuellen Hallen geleitet“, erläutert Präsident Froschmann. Als besonderes Highlight sei eine App vorgesehen, die – vorausgesetzt, die Besucher verfügen über 3D-Drucker – das Ausdrucken der beliebten Sport-Thieme-Poolnudel erlaubt. Druckzeit: 37, 5 bis 264 Stunden, je nach Datenverbindung.

Mai

Im Elterninitiativkindergarten „Billy n’Gual…“ in Berlin-Prenzlauer Berg kommt es zu einer Massenvergiftung. Ein offenbar völlig verpeilter Vater hatte anlässlich des vierten Geburtstags seines Sohnes Jörg-Björn-Thorben einen Kuchen mitgebracht, der sowohl Milch, Eiweiß, Butter, Zucker und möglicherweise sogar Spuren von Mehl enthielt. Diese Ingredienzien lösten schwere Symptome von Glutenunverträglichkeit, Weizenallergie, laute Zöliakie-Furze und zuckerinduzierte Hyperaktivität aus. Auch Verschmutzungen auf einem hochwertigen Biofilzmarkenpulli blieben nicht aus.

Zur gleichen Zeit vertilgen 40 Kinder im benachbarten Wedding reichlich aus Amerika importierten Marshmellowfluff in rosa, pink und glow-in-the-dark-phosphor­grün. Ohne wahrnehmbare Folgen.

Juli

Neue Plagiatsvorwürfe gegen Franziska Giffey: Im Juli wird offenbar, dass die Familienministerin in ihrer Broschüre „Das Gute-Kita-Gesetz – gute Bildung gemeinsam weiterentwickeln“ zahlreiche Textstellen aus anderen Werken benutzt hat, zum Beispiel „KitaPlus: Weil gute Betreuung keine Frage der Uhrzeit ist“, „Gut ist Kita, wenn die Kleinsten eine Rolle spielen“ und „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“. Insbesondere die inflationäre Verwendung von Worten wie „gut“, „frühe Chancen“ oder von Satzbausteinen wie „Gut ist Kita, wenn sie alle stark macht“ hatte die Plagiatsjäger auf die Spur gebracht. Zu ihrer Entschuldigung verweist die Ministerin darauf, dass die Sätze – teils noch von Ursula von der Leyen stammend – nach wie vor Gültigkeit haben, denn „umgesetzt wurde ja seit cirka 1975 von all den Forderungen eh nix“.

September

Der Fachkräftemangel treibt immer schlimmere Blüten. In Siegburg gelingt es Kindern aus dem Kindergarten „Steppenstrolche“, einen den Gehweg fegenden Mitarbeiter einer Reinigungsfirma mit einem Schwungtuch zu fesseln, ins Haus zu zerren und tagelang unbemerkt als Erzieher im Bau-Raum schuften zu lassen.

Rechtskonformer ist die Idee eines der verarmten norddeutschen Bundesländer, Kinder im Vorschulalter einen „Krippi-Führerschein“ erwerben zu lassen, der sie zur Tätigkeit als Hilfserzieherlein in der Krippe berechtigt. Voraussetzung: ein mindestens Zweijähriger assistiert ihnen. Eine kleine Prüfung, die fröhlich-bunte „Ernennungsurkunde“ und ein Miniatur-Erzieherschreibtisch für die neuen U3-Pädagöglein können übrigens komplett aus Mitteln des Gute-Kita-Gesetzes finanziert werden, stellt die zuständige Ministerin in Aussicht.

November

Kitaleiter Trampe ist zurück. Der teils verschriene, teils bewunderte Pädagoge hat nach seinem Verschwinden – „wamiki“ berichtete – die Amtsgeschäfte in seinem Kindergarten urplötzlich wieder aufgenommen. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, erklärt er auf der Elternversammlung und fügt drohend hinzu: „Und Sie mir sowieso nichts!“

In den nächsten Tagen agiert Trampe wie gewohnt: Erst überrascht er den Ortsbürgermeister mit der Offerte, den S-Bahnhof und die City-Arkaden als Zusatzbauraum für 3.000 Euro Spielgeld kaufen zu wollen. Dann bietet er dem stets gehänselten Außenseiter August aus der Ameisengruppe an, ihn vor den rüden Vorschulkindern zu beschützen, falls August sich bereit erklärt, belastendes Material gegen seine Gruppenerzieherin Elke zu liefern.

Dezember

Weihnachten steht vor der Tür – und damit der mittlerweile traditionelle Vorweihnachts-Shitstorm, in dem die zünftigen AfD-Trolle wieder einmal den Untergang des christlichen Abendlandes anprangern, weil irgendeine Kita „Lichterfest“ oder „Laternenfest“ feiert. Erst nach Wochen aufgeregter TV-Diskussionen und BILD-Zeitungs-Berichte können einige Vorwürfe entkräftet werden:

Erstens hieß Berlin-Lichterfelde wirklich niemals Weihnachtsfelde.

Zweitens wurde der Dresdener Weihnachtsmarkt tatsächlich umbenannt. Aber das geschah schon um 1500, als man ihn anlässlich der Erfindung des Stollens Striezelmarkt nannte.

Drittens hatte PeKita-Leiter Rico Rätzsch aus Roitzsch tatsächlich die Bezeichnung „Weihnachtsfeier“ untersagt, aber damit wollte der des Gutmenschentums völlig unverdächtige Volkspädagoge lediglich dagegen protestieren, dass „von dieser aus dem Morgenland eingewanderten christlich-römischen Mischreligion ja unsere schöne germanische Jul-Weihe-Kultur verdrängt wurde“.

 

Illustration: Tasche

Beteiligung kommt von Beteiligung

Über Macht und Selbstorganisation in der Kita Text: Lars Ihlenfeld und Carola Giese-Brandt Nach seinen Seminaren „Arbeitsrecht für Leitungskräfte“ ist Lars Ihlenfeld zunehmend unzufrieden, denn: So hilfreich die Informationen zu Direktionsrecht, Abmahnung & Co. auch sein mögen – wenn die Teilnehmenden dort angelangt sind, wo sie davon Gebrauch machen müssen, ist es nach Rechtsanwalt Ihlenfelds…

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