Das Gedicht: Robert Gernhardt

Keine Kunst ohne Künstler

Zum Beispiel Bilder:

So eine Zeichnung, die
kommt doch nicht von ungefähr!
Da schaut erst jemand hin,
und dann zeichnet er.

Oder Prosa:

So ein Roman, der
fällt doch nicht vom Himmel, Mann!
Da nimmt sich jemand Zeit,
und dann schreibt er dran.

Oder Lieder:

So ein Lied, das
wächst doch nicht von allein!
Da denkt erst jemand nach,
und dann fällt’s ihm ein.

Oder Lyrik:

o ein Gedicht, das
schreibt sich doch nicht selber hin!
Da formt jemand das Wort,
und das macht dann Sinn.

Oder Unsinn.

 

Foto: photocase, The Riley Shot

Von Kreaturen zu Kreatoren

Der erste kreative Prozess war wohl keiner. Für Christen, Juden und Moslems ist Gott der erste Kreative, denn Schöpfer heißt übersetzt Creator. Was dieser laut Schöpfungsgeschichte tat, ist mit keiner modernen Kreativitätstheorie vereinbar. ER schuf die Welt ganz ohne Materialanreize: Die Erde war wüst und leer. Statt kreativer Pausen legte ER ein stringentes Tempo vor und brachte es täglich zu einer bahnbrechenden Erfindung: Erst Licht, dann Himmel, Wasser und Erde, dann die Himmelskörper… Dabei wirkte Gott so zielorientiert, als habe er einen klaren Plan: ER befahl, dass grünes Land wachse – und die Erde brachte grünes Land hervor. Immerhin tat Gott das mit der für kreative Prozesse typischen intrinsischen Motivation, die allerdings erst nach der Vollendung einsetzte: Er sah, es war gut!

Erst danach bewies Gott laut Schöpfungsgeschichte kreative Kompetenzen – wahrscheinlich weil nun endlich Materialanreize für kreative Inspiration vorhanden waren. Nach der Erfindung des Paradieses baute er erst alle Tiere und Vögel aus Erde, obwohl er sie laut Kapitel 1 bereits am vierten Tag erschaffen hatte. Echte Kreative erfinden eben gern mal etwas bereits Erfundenes. Nun wurde ihm die Erd-Formungstechnik offenbar zu langweilig. Deshalb baute er den zweiten Menschen nach einem anderen Konzept: Rippe aus Mensch 1 entnehmen und daraus ein komplett neues Modell zusammenbiegen, Typenbezeichnung: Frau.

Man weiß, wie die Sache ausging: Apfelessen mit Nebenwirkung, Vertreibung aus dem Paradies, erster Sex, Kleinfamilienglück mit zwei Kinder, dann soap-artige Verwerfungen. Der übliche Menschenquatsch. Von wegen „Es war gut!“

Wie nennt man das, was Gott da hergestellt hat? Wasser, Land und Baum mögen „Kreation“ sein, ein Wort mit üblem Werbe-Beigeschmack. Wir Lebewesen dagegen sind „Kreatur“, sagt die Bibel wortwörtlich, was übersetzt bedeutet: „Es wurde geschöpft“.

Seit dem 17. Jahrhundert wurde der ursprünglich wertneutrale Bericht mehr und mehr mit Adjektiven wie „armselig“ oder „unglücklich“ kombiniert – klares Zeichen dafür, dass uns Menschen der passive Zustand des „Geschöpft-Werdens“ zunehmend weniger behagte. Also wechselten wir das Rollenfach – von der Kreatur zum Kreativen, der bis zur Erschöpfung schöpferisch tätig ist.

Lassen wir Gott, auch wenn er das nicht mag, mal beiseite. Die Bibel wortwörtlich zu nehmen, das ist ohnehin nur etwas für – Achtung! – Kreationisten, denen in der Evolutionstheorie der klar benannte Urheber fehlt.

Zum In-Wort wurde Kreativität tausende von Jahren später, genau genommen erst in den 1960er Jahren. Verantwortlich dafür war nicht Picasso, es waren dröge Bildungsforscher und die US-Regierung. Triebkraft war der Neid, denn die Russen hatten gerade den Sprung ins Weltall geschafft. „Um mitzuhalten, brauchen wir mehr Erfindergeist“, knurrte man jenseits des Atlantiks und begann, intensiv zu erforschen, wie gute Ideen entstehen. Nicht durch Fleiß, fand man heraus, sondern durch vielfältige Anregungen und ungezielte Denkprozesse, durch Ausprobieren statt Gleich-Bewerten, durch positiven Zuspruch statt allzu viel Leistungsdruck.

Forscher beschrieben vier bis sechs Phasen des kreativen Prozesses, der für das Entwickeln neuer Weltraum-Ideen dringend nötig war. Erst in dessen Sog entwickelte sich das Bedürfnis, kreative Denkprozesse auch im musischen Bereich zu nutzen, und Kreativ-Angebote, Kreativkurse oder kreatives Chaos entstanden wie die Teflonpfanne als Abfallprodukte der Raumfahrt.

Kehren wir noch einmal zum Ausgangspunkt zurück, um beide Auslegungen des Begriffs „Kreativität“ miteinander zu versöhnen. Denn wie wäre die Welt laut Bibel entstanden, wenn Gott ein echter Kreativer gewesen wäre? In einer kreativen Bibel stünde: „Am Anfang erschuf Gott jede Menge sonderbarer Teile, die zu gar nichts nutze waren. Er schmiss sie auf einen riesigen Haufen Schöpfungs-Schrott und ärgerte sich drei Tage lang. Die Zeit danach vertrieb er sich mit Wolkenschieben. Am 40. Tag beschloss er aufzuräumen. Als ihm beim Sortieren des Schrotts langweilig wurde, bastelte er ein bisschen vor sich hin. Plötzlich brummelte er: „Warte mal – jetzt kommt mir die Idee!“ Und er sah: Es war gar nicht mal so schlecht!

Also bastelte er weiter, bis zum heutigen Tag. Vielleicht dürfen wir Kreaturen irgendwann auch mal mitmachen?

Foto:

Personal

Wie oft haben Sie den Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ schon als Rechtfertigung für Ihr Handeln genutzt?

Wie oft haben Sie schon das Gesicht verloren?

Um wie viele Wörter müsste Ihre Arbeitsplatzbeschreibung verlängert oder gekürzt werden, um die Realität abzubilden?

 

Wie fühlen sich Kolleginnen, die Ihnen zum ersten Mal begegnen

Betrachten Sie gemeinsames Kaffeetrinken, die Weihnachtsfeier und das kollektive Erzählen schmutziger Witze schon als Teamentwicklung?

Wenn eine Kollegin Sie um Hilfe bitten, denken Sie dann an Montessoris

Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“? Oder sagen Sie: „Mach schnell, ich hab´s eilig“?

Haben Sie eine Kollegin, die das Zeug hat, eine große Pädagogin zu werden, sagen es ihr aus Neid aber nicht?

Was genau würde sich im Bildungssystem ändern, wenn die Kultusministerkonferenz ausschließlich mit Schulversagern und Schulverweigerern besetzt wäre?

Wie begründen Sie Ihrem Vorgesetzten, dass das Prinzip „Lernen durch Einsicht“ bei Ihnen genetisch nicht funktioniert?

Wären Sie gerne Ihre eigene Kollegin? Nein? Warum nicht?

Nimmt Ihre Kooperationsbereitschaft mit zunehmendem Dienstalter eher zu oder ab?

Wäre Ihre Einrichtung besser, wenn alle so arbeiten würden wie Sie?

Wie viele Teammitglieder können Sie uneingeschränkt weiterempfehlen?

Wenn Sie Ihre Meinung über die Vorgesetzten am Monatsende schriftlich abgeben müssten, würden Sie ordentlich, außerordentlich oder fristlos gekündigt?

Wie viele Feinde haben Sie in Ihrer Einrichtung?

Haben Ihre Kolleginnen ein Gewissen? Woran merken Sie das?

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie oft brechen Sie die Regeln, die andere für Sie aufgestellt haben?

Angenommen, Sie könnten eine Regel aufstellen, an die sich alle Teammitglieder halten müssten – welche wäre das?

 

Kann eine Praktikantin allein aus Ihrem Handeln Ihre pädagogische Haltung ableiten?

Wenn es einen Aufsichtsrat aus Kindern in Ihrer Einrichtung gäbe, würde man Sie dann entlassen?

 

Bilderrätsel

Welchen Begriff aus der Pädagogik haben wir im übertragenen
Sinn collagiert? Die Buchstaben in den hellen Kästchen
ergeben den Lösungsbegriff. Unter Ausschluss des Rechtsweges
verlosen wir 10 x „Mathekings” von Nancy Hoenisch und ­Elisabeth Niggemeyer.


PS: In Heft 1/2019 suchten wir den Begriff: Rahmenbedingung.
Die Redaktion gratuliert allen Gewinnerinnen und Gewinnern.

Bild: Marie Parakenings

 

Wilde Tiere in der Kita

Wir sind nicht allein. Mit und neben uns gibt es zahlreiche andere Lebewesen. Manche sind ständig bei uns, manche tauchen nur als Besucher auf und könnten schon bald wiederkommen: nach Hause, in die Kita oder in die Grundschule. Kinder entdecken solche Tiere nicht selten rascher als Erwachsene, und das trifft besonders auf Kleintiere wie Käfer, Ameisen oder Spinnen zu.

Welche Bedeutung haben diese Begegnungen für Kinder? Welches Interesse verbindet sich mit dem Blick auf die jeweiligen Lebensformen? Welches Bild von Natur und Umwelt entsteht hier gleichsam nebenbei?

Dieses Buch widmet sich Wildtieren, die zumeist weit verbreitet sind und auch in unserem unmittelbaren Wohn- oder Arbeitsumfeld auftauchen. Zu ihnen gehören: die Ameise, das Eichhörnchen, der Fuchs, die Hausmaus, die Hausspinne, die Kakerlake, die Katze, die Kleidermotte, die Kopflaus, die Krähe, die Obstfliege, das Silberfischchen, die Stechmücke, die Stubenfliege, der Waschbär, der Weberknecht, die Wespe und der Igel.

Ein Tiger richtet weniger Schaden an als die Angst vor ihm. Günter Eich

Alle Tiere werden auf zweierlei Weise vorgestellt: in Portraits, die Einzelheiten und Besonderheiten jedes Tiers näher beleuchten, und in Bildern, gezeichnet oder gemalt von Mädchen und Jungen zwischen drei und sechs Jahren.

Darüber hinaus helfen praktische Tipps und Hinweise zum Umgang mit den Tieren, Kinder im Kita- und jüngeren Grundschulalter für das Projekt „Wilde Tiere in der Kita – entdecken und kennenlernen“ zu begeistern.

Zu beziehen bei:
wamiki, Was mit Kindern GmbH, Kreuzstr.4, 13187 Berlin, shop@wamiki.de
www.wamiki.de/shop oder im Buchhandel.

 

Absolut Tortenspitze!

Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten. Weiter lesen…

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Zorilla

Bilderbuch

Wir begegnen Zorilla auf einer in grelles Grün getauchten Straße, wo ihm die Bewohner – Affen, Hunde und andere Tiere – ängstlich hinterherschauen. Misstrauisch beäugen die Tiere die kräftige, dunkle Gestalt im schwarzen Mantel, die ihnen unheimlich ist und über die viel geredet wird. Zorilla redet mit niemandem. Im Schutze der Dunkelheit kauft er sonderbare Dinge ein, aus seinem Haus kommen unheimliche Geräusche. Als ein paar Mutige sich heranschleichen wollen, werden sie von hellen Blitzen und glühender Hitze vertrieben. Alle haben Angst. Am nächsten Morgen ist Zorilla verschwunden. „Was ist geschehen?“ fragen sich die Tiere, als sie in Zorillas Haus eine riesige Wanne, einen Schmelzofen und andere seltsame Dinge finden. „Hätten sie nur einmal den Zorilla gefragt“, heißt es in der Mitte des Buches, in der nur der Schatten Zorillas über die Seiten ragt. Dann erzählt Jutta Bücker, „was auch geschah“. Die wunderschönen, emotionalen Bilder zeigen im ersten Teil die Angst, das Schattendunkel des Zorilla und die furchterregenden Fratzen der anderen Figuren, die ihn zu verfolgen scheinen. Im zweiten Teil sind die Bilder voller Heiterkeit und Leichtigkeit, voller Sehnsucht nach Sonne, Wärme und voller Freude, als Zorilla sich schließlich wie eine Flaschenpost ins Meer, in die Welt wirft. Das sollte man sich mit Kindern unbedingt zu Gemüte führen, findet Gabriela Wenke

Den Arbeitsplatz neu erfinden

Fachbuch

Reinventing organizations ist ein Buch mit wunderbaren Denkanstößen für die eigene Arbeitswelt. Es hinterfragt konventionelle Formen der Zusammenarbeit, zeichnet ihre Entwicklung historisch nach und stellt klassische Annahmen der Arbeitswelt in Frage.

Im Fokus steht das Überdenken von zementierten Arbeitsstrukturen. Brauchen wir Hierarchien? Müssen wir uns zerteilen in eine private und in eine dienstliche Person? Ist meine Arbeit sinnstiftend für mich und andere?

Das Buch gibt es in zwei Varianten: „Reinventing ­Organizations visuell“ vermittelt auf 170 Seiten die Kern­ideen, „Reinventing Organizations“ bietet auf 356 Seiten mehr Breite und Tiefe. Eine stimulierende Lektüre, die schwer aus der Hand zu legen ist. Für alle, die noch mehr lesen möchten, gibt es zudem ein englischsprachiges Wiki: reinventingorganizationswiki.com

Zwischen den Stühlen

Warum sind wir, wie wir sind? Und warum stoßen wir damit nicht nur auf Gegenliebe? Erinnerungen an missliche Situationen, Erkenntnisse über Verhaltensweisen, Erfahrungen mit Lösungsmöglichkeiten und Umsetzungstipps – Aline Kramer-Pleßke, Supervisorin und Coach, möchte dazu beitragen, dass wir unsere Potenziale entdecken, unsere Ressourcen stärken, emotionale Entlastung finden und souveräner handeln können. Erinnerungen Als sehr junge…

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Good-bye, Johnny?

Hier werden Rechtsfragen aus der Pädagogik verhandelt. Diesmal: Welche Möglichkeiten gibt es, sich von Luschen oder Kotzbrocken im Team zu trennen? „ Johnny, alter Atze, du auf dem Spielplatz? Hast du ne Frau mit Mehrlingen aufgegabelt? Oder warum hängst du hier mit dieser Kindermeute ab?“ „Lach nicht, Alta! Ick bin jetze Azia. Da kiekste, wa?…

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