Was essen Kinder in einer Woche? Und wie sähe das aus, wenn man diese Mahlzeiten um sie herum anordnet und sie mittendrin fotografiert? Weiter lesen
Was essen Kinder in einer Woche? Und wie sähe das aus, wenn man diese Mahlzeiten um sie herum anordnet und sie mittendrin fotografiert? Weiter lesen
Bilderbuch
Ihr Name ist Schimmel, Susi Schimmel. Sie hat eine Mission, sie ist unerbittlich und sie ist nicht allein: Susi Schimmel. Sie und ihre Artgenossen haben sich dem Verfaulen und Vergammeln verschrieben und es gibt nur wenig, vor dem sie Halt machen. Sie lauern in Jausenboxen, hinter Schlafzimmerschränken, in dunklen Kellerecken und sogar auf Babypopos und zwischen den Zehen. Leonora Leitl hat mit Susi Schimmel eine neue Antiheldin gefunden, die sich nach „Gerda Gelse“ und „Willi Virus“ freudig in das erfolgreiche Genre der Sachbilderbücher einreiht. Informativ berichtet sie aus ihrem Pilzleben, schwärmt von den wunderbaren Farben, mit denen sie Lebensmittel und Wände überzieht, schimpft über ihre ruhmsüchtigen Verwandten, die bei der Erzeugung von edlem Käse und Penicillin mithelfen, und berichtet von so mancher großer Errungenschaft. Beim nächsten Blick in die Jausenbox denkt an mich! Servus, eure Susi Schimmel.
wamiki-Tipp: Leonora Leitl: Susi Schimmel. Vom Verfaulen und Vergammeln. Tyrola Verlag,
16,95 Euro, ab 4 Jahren
Mahlzeiten in der Kita stillen nicht nur Hunger und Durst. Sie sind wichtige Schlüsselsituationen, in denen Kinder Gemeinschaft erfahren und Zugehörigkeit erleben. Sie lernen eigenständig zu essen und das eigene Hunger- und Sattheitsgefühl selbst zu regulieren. Mit diesen Foto- und Textimpulsen steht Interessierten für die Teamrunde eine anschauliche, selbsterklärende und direkt einsetzbare Methode zur Verfügung, um die Qualität ihrer Arbeit zu besprechen und weiterzuentwickeln. Die Box enthält 33 Karten, mit gesprächsanregenden Fotos auf der Vorder- und Impulsfragen auf der Rückseite, die nach verschiedenen Qualitätsbereichen farblich gegliedert sind. Impulsbeispiele: Bestimmen die Kinder die Menge an Speisen und Getränken selbst? Was erfahren sie über die Zubereitung der Speisen? Werden religiöse Speisenvorschriften, kulturelle Vielfalt und medizinische Notwendigkeiten beachtet? Wie geschmackvoll ist unser Tisch gedeckt? Können Kinder Wünsche äußern? Wie sieht es mit meiner Vorbildfunktion aus?
wamiki-Tipp:
Margit Franz: Essen und Trinken in der Kita
DIN A6, 33 Karten, inkl. 24-seitigem Begleitheft, Don Bosco, München 2019,
16 Euro
Auf meinem Schreibtisch steht das medizinische Modell eines menschlichen Gehirns, und wenn mir nichts mehr einfällt, staune ich über diese seltsamen Windungen, die in ihrer Struktur an einen aufgeschnittenen Rotkohl erinnern und in denen all unsere Ideen über Gott und die Welt verborgen sind – und die tägliche Frage, was wir kochen sollen. Das hat viel mit der Vorstellung zu tun: Was kann sich mein Hirn als mögliche Speise vorstellen, und was akzeptiert es nicht? Meines zum Beispiel akzeptiert kein Hirn. Ich esse fast alles – außer Hirn. Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich Hirn gegessen, oder eher nicht gegessen, bis heute spüre ich eine butterweiche , scheußliche Masse auf der Zunge.
Jede Familie hat ihre Essgeschichten: ihr Lieblingsessen, verhasstes Essen, ihre Fest-und Urlaubsessen. Eins der schönsten Dinge am Sommerurlaub in Italien war für uns Kinder das Essen. Morgens zogen wir los und übten im Singsang bis zur Bäckerei die Worte: sei panini grandi, aus Angst, sie sonst zu vergessen. Die Panini waren so anders als unsere Brötchen, größer und fluffig, dazu gab es unschlagbar köstliche Aprikosenmarmelade. Und erst die Spaghetti, die wir in meiner Erinnerung von morgens bis abends aßen! Nichts war herrlicher, als ermattet und ausgehungert von einem Tag am Strand, noch voller Salzwasser, das einem aus den Ohren herauslief, eine riesige Portion Spaghetti zu vertilgen, die hier so viel besser schmeckten als in Hannover. Wenn der Abschied nahte, nahmen wir nicht nur traurigen Abschied vom Meer, sondern auch von dem Essen, das die genau richtige Portion an Fremdheit besaß. Einmal, auf der Heimfahrt, bei einem Zwischenstopp in den Alpen, gab es als Hotel-Kindermenü etwas für uns völlig Fremdes: Kalbshirn. Fotografisch genau erinnere ich mich an die Platte mit Silberhaube, die herangeschwebt kam, an das dramatische Lüpfen der Haube – und die grauen Häufchen, die dort lagen, für jedes Kind eins. Wir schrien iiii und ooooh und mochten es auf keinen Fall anrühren, denn allein die Vorstellung verschlug uns den Appetit. Wir mussten es auch nicht aufessen, aber allen ist es in unvergessener, wenn auch unterschiedlicher Erinnerung. Gab es wirklich vier Kalbshirne für vier Kinder? Dachten wir, wir würden kalbsähnlich durch das Verspeisen eines Kalbsbrägen? (Brägen hieß bei uns der dumme Kopf, in den zum Beispiel das Einmaleins nicht Einzug halten wollte.) Und was hatte das Kalb wohl mit seinem kleinen, grauen Hirn gedacht? Ganz sicher nicht, dass es irgendwann vor uns auf dem Teller liegen würde! Und wenn wir uns vor Kalbshirn ekelten, ekelten sich die Kalbshirn-Fans vielleicht vor Spaghetti? Fremdes Essen spielt in vielen Geschichten eine große Rolle. Als Mutprobe, als Hexenspeise oder Wundermahl, als Zeichen, die bekannte Welt zu verlassen und sich dem Unbekannten zu öffnen. Das Hirn, das keiner von uns essen mochte, dachte sich über unsere Ignoranz seinen Teil. Ich habe nie wieder Hirn probiert.
Vielleicht ein Fehler. Neulich stieß ich auf das Rezept „Falsches Hirn“ aus gebratener Leberwurst und Eiern. Wer hat sich das nur ausgedacht?
wamiki-Tipp:
Die Geschichte „Ein Hirn für jedes Kind“ erzählt Doris Dörrie in ihrem neuen Buch: „Die Welt auf dem Teller“: Knusprige Brotkrusten, Eier von glücklichen Hühnern, familiäres Miteinander bei spanischer Paella, Innehalten bei grünem Tee mit japanischen Reisbällchen und Kindheitserinnerungen an Melonen-Momente – wenn Doris Dörrie über das Essen schreibt, liest sich das, als umarme sie die Welt. Essen und Kochen sind für sie Inbegriff von Lebensfreude und Genuss, Grund zur Dankbarkeit und Eigenverantwortung und ein Weg zum besseren Verständnis unserer selbst und der Welt, die uns umgibt.
Doris Dörrie, Die Welt auf dem Teller
Inspirationen aus der Küche
208 Seiten, gebunden,
Diogenes, Zürich 2020, 22 Euro
Text: Doris Dörrie
Die Kinder erfahren, wie der Geruchssinn „den Dingen der Welt Farbe, Klang und Struktur“ geben kann, wie ein Geruch komplexe Nuancen, Sinnesschattierungen, kognitive und emotionale Anregungen eröffnen kann.
Akteure: Kinder zwischen drei und sechs Jahren aus dem Kindergarten „Ernesto Balducci“ Weiter lesen
Bildung, Gesundheit, Wohlbefinden Weiter lesen…
Hier gibts den Artikel als PDF: Das Lied von der Ausnahme_#5_2020
Der kleine Fritz aus Trusetal
verschmähte einst beim Mittagsmahl
im Eintopf alle Möhren.
Der Rest der Elefantengruppe
löffelte eifrig seine Suppe,
ließ sich davon nicht stören.
Doch die Erzieher krähten:
„Ja, wenn das alle täten?“
Die Annabell aus Haselünne
sprach ernst: „Ich bleib heut lieber drünne.“
Zur schönsten Rausgehzeit!
„Ich glaube wohl, ich hör nicht recht“,
sprach schwer erzürnt Frau Lieberknecht:
„Mein Fräulein, tut mir leid!
Denn wenn das alle machten,
wer wär dann noch im Gachten?“
Die Karolin aus Lüntenbeck,
die lief auf Socken ziemlich keck
durch’s Außenspielgelände.
Die andren Kinder dachten sich:
Das wäre höchstens was für mich,
wenn mir ein Schuh verschwände.
Doch die Erzieher bellten:
„Soll jeder sich erkälten?“
Der Adalbert aus Bacharach
verkündete: „Ich bleibe wach,
statt mittags stets zu schlafen.“
Doch Dörte knurrte: „Sei jetzt brav,
und mache deinen Mittagsschlaf.
Zwar will ich ungern strafen,
doch weiß ich, wohin’s führte,
wenn ich’s erlauben würde:
Am Ende wär ganz Bacharach
mittags ständig wach!“
Ein Praktikant in Byhleguhre
sprach zu den Kindern: „Hier im Flure
bau’n wir ein Haus aus Pappen.“
Die Kinder waren fix dabei.
„Momentchen“, sagte Hauswart Frey,
„det dürfte so nich klappen.
Wat, wenn sich jeda traute
und auf dem Fluchtweg baute?“
Die Isabel aus Iserlohn,
saß in der Schule manchmal schon
ganz gerne unterm Tisch.
Die andren Kinder riefen: „Cool!“
Und saßen lieber auf dem Stuhl.
Frau Nolte sprach: „So nich!“
Und murmelte, dass Inklusion
auch Grenzen hat in Iserlohn.
Dem Kinderhaus in Mechernich
gönnte man einen Neuanstrich.
Ausschließlich in Pastell.
Die Meisengruppe sagte sich:
„Das ist uns viel zu puschelig.
Wir hätten’s lieber grell.“
Der Bürgermeister sprach: „Ihr spinnt!
Auch eure Räume werden mint.
Setz ich jetzt keinen Riegel vor,
würd unsere Welt multi-color!“
Die Cosima aus Santewitt,
die brachte in die Kita mit
zwei eigne Teddybären.
Sprach Kerstin: „Was, wenn jeder käme,
und sich sein Kuscheltier mitnähme?
Da müssen wir uns wehren.
Wenn wir nicht konfiszieren,
ersticken wir in Tieren!“
Die Vivian aus Tegel
kennt eine goldne Regel,
die hat sie selbst erdacht:
„Geht’s jemand stets um das Prinzip,
dann hat er sicher einen Piep,
oder er steht auf Macht.
Und wer das nicht kapiert,
wird besser ignoriert.“
Foto: Miss X, Photocase
Hier gibts den Artikel als PDF: Panorama_#5_2020
Die wamiki-Hitliste zum Thema: „Schöner essen“ dauert ungefähr so lange wie ein wamiki-Redaktionsfrühstück: nämlich mehr als vier Stunden. Denn die wamikis essen und trinken für ihr Leben gern. Beim Zeitschriftenausdenken sowieso. Und überhaupt.
Hier findet Ihr die Songs zum Heftthema:
Wie sollen in Zukunft acht Milliarden Menschen satt werden? Mit Kunstfleisch aus der Petrischale, mit Fisch aus Unterwasserkäfigen und mit Tomaten aus der Sahara? Wir schauen auf die Äcker und in die Töpfe und trauern mit den Imkern um das Bienensterben. Was richtet die Lebensmittelindustrie an? Mit Essays und Reportagen von Jitendra Choubey, Christiane Grefe, Manfred Kriener, Hilal Sezgin u. a. und einem Interview
mit Benny Härlin auf 112 Seiten.
Zu finden für 8,50 Euro im taz-shop:
Jede Kita kann eine AckerKita sein – mit Unterstützung der GemüseAckerdemie.
Das Programm unterstützt Kitas dabei, Gemüse selbständig mit Kindern
anzubauen.
Dieses Buch hat das Zeug zu einem Klassiker wie „Backe, backe Kuchen…“. Denn daran erinnern sich auch erwachsene Kinder, wenn sie in der WG-Küche stehen und die Backzutaten zusammensuchen. Bei „Ene, mene Hühnerdreck, wieso sind denn die Eier weg“ steigen Kinder ab zwei Jahren in den Rhythmus der Verse und den Refrain ein: „Eier, Eier (oder was sonst gerade gesucht wird) seid so lieb, sagt doch einmal Piep.“ Der Text eignet sich auch zum Mitklatschen. Jede Doppelseite ist ein Suchbild, und dem erwachsenen Vorleser hilft das „Piep“ gleich daneben, den gesuchten Gegenstand zu finden.
Du bist einer von knapp acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Unsere Zahl wächst weiter, die Erde aber nicht. Kann sie uns noch ernähren? Wenn wir die globale Ackerfläche von 1,5 Milliarden Hektar durch die Zahl der Erdenbürger teilen, ergibt das 2000 m² pro Mensch. Darauf muss alles wachsen, womit die Erde uns nährt: Brot, Reis, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Öl, Zucker… aber auch all das Futter für die Tiere, deren Fleisch, Milch und Eier wir verzehren, das vom Acker und nicht von Wiesen und Weiden stammt.
Zudem die Baumwolle für Jeans, obendrein noch Bio-Gas oder Bio-Diesel und nachwachsende Rohstoffe für die Industrie. Wie groß sind 2000 m² an deinem Ort, in deiner Stadt? Und: Wie sieht der weltweite Durchschnittsacker aus? Ab auf den Acker geht es hier
Die vier Elemente guten Kochens: Samin Nosrat verdichtet auf 492 Seiten (für 36 Euro) ihre reiche Erfahrung als Köchin und Kochlehrerin zu einem so einfachen wie revolutionären Ansatz. Es geht dabei um die vier zentralen Grundlagen guten Kochens: Salz, Fett, Säure und Hitze. Salz – das die Aromen vertieft. Fett – das sie trägt und attraktive Konsistenzen ermöglicht. Säure – die alle Aromen ausbalanciert. Und Hitze – die die Konsistenz eines Gerichts letztendlich bestimmt. Wer mit diesen vier Elementen souverän umgeht, kann exzellent kochen, ohne sich an Rezepte klammern zu müssen.
Was kannst du mit einer Fläche Land von der Größe einer wamiki- Doppelseite produzieren?
In Deutschland zum Beispiel: 560 g Kartoffeln oder 69 g Spargel oder 43 g Weizen oder 103 g Erdbeeren oder 4,5 g Rindfleisch oder …
Glaubst du nicht?
Hier kannst du nachrechnen:
Was essen wir? Essen und Trinken ist wichtig, um selbst Energie zu tanken. Wie viel Essen und Trinken brauchen wir eigentlich an einem Tag, in einer Woche oder in einem Jahr?
Haben alle gleich viel? Ist das gerecht? Was isst du am liebsten?
Und was mögen andere? Vier Bilder aus der wamiki-Ausstellung: „Die Kuh im Kühlschrank“ sorgen für Gesprächsstoff.
Aufgenommen hat sie der Fotograf Peter Menzel, der gemeinsam mit Faith D’Alrusio und Kamera plus Notizblock durch mehr als 30 Länder gereist ist und in die Töpfe und auf Teller geschaut hat.*
Hier gibts den Artikel als PDF: Bildstrecke_#5_2020_schöner essen
Maria Ermelinda Ayme Sichigalo, 37 Jahre, Mutter von acht Kindern, Hebamme und Bäuerin in ihrem aus Lehm erbauten Küchenhaus, Ecuador, Typische Tagesration
Alamin Hasan, 12 Jahre, Kofferträger auf dem Bahnhof in Dhaka/Bangladesh.
Typische Tagesration
Wochenration der Familie Aboubaker, Tschad
Wocheneinkauf der Familie Manzo, Italien
*Aus: So isst der Mensch. Familien in aller Welt zeigen, was sie ernährt. Ein globales Projekt von Peter Menzel und Faith D’Aluisio.
Mehr zur wamiki-Ausstellung: „Die Kuh im Kühlschrank“ findest Du auf: wamiki.de in der Rubrik: Ausstellungen.
In „Mag ich! Gar nicht! Ein Reim- und Magenbilderbuch“ geht es ums Essen. Den Text schrieb Werner Holzwarth, der Erfinder des Maulwurfs, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat. Die schrägen Bilder von Theresa Strozyk zeigen Kinder, die alles, was sie nicht mögen, dem Waldi geben, denn: „Der frisst alles, außer Fisch.“ Da Pute, Spinat, Pommes, Hühnerfrikassee, Döner, Milchreis, Cordon Bleu, Würstchen und Spaghetti – in dieser Reihenfolge – zu den ungeliebten Speisen gehören, ähnelt der anfangs schlanke Waldi schließlich einer Hunderolle und ist schon fast ein Fall für den Tierschutz. Nicht nur, dass das arme Tier ständig vom Tisch aus gefüttert wird, was sich nicht gehört – auf dem Schlussbild sitzt Waldi sogar am Tisch! Vor sich die heißgeliebte Pute mit Klößen. Unterm Tisch liegt Sophie mit ihrem geliebten Spinat.
Diesmal geht es also nicht um einen Suppenkaspar, sondern um Kinder, die gern essen. Nur nicht immer das, was die Erwachsenen wollen.
wamiki-Tipp: Holzwart, W./Strozy, Th.: Mag ich! Gar nicht! Ein Reim- und Magenbilderbuch. Klett Kinderbuch 2015, 28 Seiten, 12,95 Euro, ab 5 Jahren