Gedicht: Sarah Kirsch

 

Wie Ölbäume schimmern die Weiden

Blaugrün und zitternd, die Pappeln

Ahmen Zypressen nach (dunkler

Dunkler! Vertieft eure Schatten!). Der Wind

Übt Fall und Flug seines Bruders Mistral

 

Foto: Kalen Emsley/unsplash

Schlaue Pflanzen

Wir sind Fauna, was seid ihr?

Hier gibt es den Artikel als PDF: Wortklauber-Gedicht_#2_2022

Allzu gerne teilt der Mensch die Welt in uns und die anderen ein. Er selbst findet sich dann im Super-Team wieder, versteht die andere Seite nicht und vergisst zudem den „Rest“. So, wie der Mensch gerne „Männer sind so, Frauen anders“ denkt – und alles, was sich der Sortierung verweigert, ausblendet –, sieht er auch die Sache mit Fauna und Flora sehr zugespitzt: Wir sind die, die so essentielle Dinge wie Laufen, Kommunizieren, Denken und Fühlen drauf haben, die anderen nicht.

Ergebnis der Denkfaulheit: Die Tiere sind schützenswerter, genießen mehr Rechte und Respekt. Zumindest Wirbeltiere darf man nicht quälen oder töten – außer man will sie verzehren. „Tierschutz“ sorgt sich um bedrohte Tiere, während „Pflanzenschutz“ Gifte bezeichnet, um alle unerwünschten Pflanzen auszurotten.

Erst in den letzten Jahren fordern Aktivisten, auch Pflanzen oder sogar Ökosysteme mit Rechten gegenüber dem Alleskiller Mensch auszustatten. Und Wissenschaftler erkennen: Pflanzen innerhalb eines Ökosystems kommunizieren miteinander – auch über Gattungsgrenzen hinweg, denken auf ihre Weise, entwickeln Strategien für Nahrungssuche und sind mobil genug, um sich über ganze Erdteile auszubreiten. Wenn also Pflanzen über ihre Art von Intelligenz verfügen, könnte das am menschlichen Selbstbewusstsein rütteln: Bisher fühlten wir uns als schlaustes Lebewesen. Gibt es etwa im Pflanzenreich jemanden, der tausendmal schlauer ist als wir?

Zwar hält sich der Mensch für schlauer, aber gesteht mancher Pflanze immerhin zu, besonders schön zu sein. Das führt dazu, dass man seit alters her Menschen mit botanischen Namen versieht. Leider kommt dabei aber wieder der menschliche Hang zur Einseitigkeit durch, wie ein Blick in die Sammlung „Kindernamen botanischen Ursprungs“ auf der Seite „Mutterinstinkte.de“ beweist: Mit all dem Instinkt, den wohl nur Mütter haben, listet die Seite unzählige Beispiele floraler Namen auf – in der Rubrik „Mädchennamen“. Da finden sich Erika, Viola und Jasmin, aber auch die margeritenhafte Margret, die liliengleiche Lily und die an übles Tee-Kraut erinnernde Camilla. Immerhin schafft es mit „Olivia“ auch eine essbare Pflanze in die Vornamen-Charts. Und bei Jungs? Da präsentieren Portale botanische Knabennamen wie „Ash“ und „Oleander“ – aber von Knaben mit solchen Namen hat man wie vom angeblich gebräuchlichen „Koriander“ noch nix gehört. Dafür tummeln sich Löwen (Leo), Bären (Urs) und Wölfe (Wolfgang). Vornamenmäßig, man merke, ist noch klar: Mädchen sind zarte Blümchen, Jungs wilde Raubtiere.

Doch manchmal wehren sich auch zarte Pflanzen gegen Angreifer, nicht immer so erfolglos wie Goethes „Heide­röslein“: „Röslein wehrte sich und stach, half ihm doch kein Weh und Ach, musst‘ es eben leiden…“ Eine echte Metoo-Situation!

„Trotzdem nicht dumm“, konstatieren Wissenschaftler, bemisst sich doch die Intelligenz der Pflanze wie bei allen anderen Lebewesen nach deren Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen, also Nahrungssuche und Abwehr von Fressfeinden. So sind Sonnenblumen aufgrund ihrer Fähigkeit, den Kopf vor dem Aufblühen nach der Sonne auszurichten, ziemlich pfiffig. Kluge Pflanzen betreiben Pflanzenschutz mit wohldosierten Mitteln, statt plump die ganze Umwelt zu vergiften, wie es etwa der Mensch beim Anbau seiner Maisplantagen tut.

Eine der vielleicht intelligentesten Pflanzen, sagen Experten, könnte demgemäß die Tabakpflanze sein, die in ihren Wurzeln zur Abwehr von Fressfeinden das Alkaloid Nikotin bildet. Greift der Fressfeind an, kann sie es in die Blätter transportieren und den Angreifer unschädlich machen. Unfreundliche Käfer erkennt sie am Speichel und stellt binnen einer Stunde Nikotin in der Menge einer Zigarette her. Gierig frisst der Käfer den Stoff, wird gelähmt und stirbt.

Man darf schlussfolgern: Weil wir ja auch eine Art Fressfeind der Tabakpflanze sind, verarscht sie uns mit dem gleichen Trick, indem sie uns erst abhängig macht, damit wir sie anbauen – und dann undankbar tötet. Zumindest in diesem Punkt ist die Pflanze klüger als der intelligenteste Angehörige des Teams Fauna.

Foto: Arsen Togulev/unsplash

Bilderrätsel

Hier gibts da Rätsel auch nochmal als PDF: Bilderraetsel_#wamiki_1_2022

Welchen Begriff aus der Pädagogik haben wir im übertragenen Sinn collagiert? Die Buchstaben in den hellen Kästchen ergeben den Lösungsbegriff. Unter Ausschluss des Rechtsweges verlosen wir 10 x das Kita-Krimi-Set (Mord aus Liebe + Mord aus Eifersucht +Mord aus Versehen).

PS: In Heft 5/2021 suchten wir den Begriff: Das Hybridlernen. Die Redaktion gratuliert allen Gewinnerinnen und Gewinnern.

Bild: Marie Parakenings

 

Schickt eure Lösung per Post an:
wamiki
Was mit Kindern GmbH
Kreuzstr. 4 ∫ 13187 Berlin
oder per E-Mail an: info@wamiki.de
Stichwort: Bilderrätsel.
Einsendeschluss ist der 15. März 2022.

Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und Innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg?

Nach Farben geordnet

Kein Mensch kann aufräumen, wenn der Raum unstrukturiert ist. Also dachten sich Pädagog*innen aus, dass man Spielzeuge oder Kreativmaterial in transparenten Kästen gleicher Art aufbewahren sollte, sodass man sofort erkennt, was hineingehört. Wie so oft, wenn ein Prinzip logisch ist und Ergebnisse zeigt, neigt der Mensch dazu, es auszuweiten. So klebt bald auf jedem Behälter ein Bild: auf der transparenten Stiftebox ein Foto mit Stiften. Damit man weiß, was man mit Stift und Papier (Kasten mit Papier-Foto drauf) tun kann, klebt daneben ein Inspirationsfoto mit Stift, Papier und begonnener Malerei. Was denkt das Kind wohl? „Nie wäre ich darauf gekommen, dass man mit Stiften malen kann!“

Doch die Freude am wohlgeordneten Kindergartenregal führt neuerdings zur Nach-Farbe-Sortiersucht. Wie schön es aussieht, wenn die Tonpapiere nach Regenbogenfarben geordnet sind, wie ordentlich es wirkt, wenn auf jedem Tisch sechs Stiftbecher stehen – einer nur mit gelben, einer mit roten, einer mit blauen… Und auch die Farben stehen im Regal bereit, neben einem Farbpunkt, der signalisiert: Hier kommen fünf rote Flaschen hin, hier fünf gelbe… Sieht schwer nach Instagram aus, so ein Raum. Gibt’s da auch tausendfach – und bei Pinterest.

Aber was bezwecken die Pädagog*innen mit dieser Ordnung, die im Zweifelsfall das Aufräumen eher erschwert, weil man nun jeden Stift in sein jeweiliges Glas tun muss? „Die Kinder beschäftigen sich mit Sortieren, also mit Mathematik“, predigt eine. Ob es wirklich nötig ist, täglich diesen simplen Vorgang mit den immer gleichen Farbstiften zu wiederholen? „Die Kinder lernen dadurch die Farben“, meint die nächste. Ob die Lütten wohl ohne diese Prozedur niemals wüssten, was Rot und Gelb ist? Hm.

„Endlich herrscht Ordnung bei den Malsachen“, schreibt eine Mutti-Bloggerin, und wir unken: „Vielleicht ist es das – Ordnung und Herrschen.“

 

Foto: Eliza, Photocase

Grausame Welt?

Bildkarten

Grausamkeit fasziniert auch Kinder. Sie werfen Fragen auf und entwickeln ihre eigenen Antworten. Ist es in Ordnung Ameisen zu töten? Wie viele? Gibt es Grausamkeit ohne Opfer? Ist es wichtig, wie lange eine grausame Tat dauert? Den Anlass für Fragen dieser Art geben Bildszenen auf der Vorderseite quadratischer Karten, auf denen immer etwas Grausames passiert: Ein Löwe frisst ein Schaf. Zu Mittag wird Katzensuppe serviert. Ein Kind wird von anderen gepiesackt… Das Thema Grausamkeit zeigt sich von vielen Seiten. Ziel ist es, zum Nachdenken und zu Diskussionen anzuregen und so eigene Gedanken und Argumente zu entwickeln und zu vertreten. Man kann sich allein mit den Karten beschäftigen, aber auch in der Gruppe oder Familie, mit Freunden oder im Unterricht. Entwickelt wurde das Konzept in Spanien, wo es gleich eine ganze Reihe philosophischer Themenkarten für Kinder begründete. Ab 8.

Jim ist mies drauf

Bilderbuch

Die Sonne scheint zu hell, der Himmel strahlt zu blau und die Bananen schmecken zu süß! „Vielleicht hast du schlechte Laune“, vermutet sein Freund Nick. Doch Jim ist sich sicher: „Ich hab KEINE schlechte Laune!“ Als seine Freunde versuchen ihn aufzumuntern – „Hüpf auf und ab!“, „Tanze!“ oder „Mach ein Nickerchen!“ – stürmt er wütend davon. Nichts scheint zu helfen. Oder doch? Ein witziges Bilderbuch, das einfühlsam den Umgang mit Gefühlen beschreibt, die sich nicht so leicht erklären lassen. Dabei wird klar: Es ist okay, auch mal schlecht drauf zu sein. Prämiert mit dem Lesekompass 2021. Ab 4.

Wenn es zu Hause nicht gut ist

Bilderbuch

Dies ist die herzbeklemmende Geschichte von einem kleinen Wusel, genannt Klein. Es geht ihm nicht gut. Viel zu oft gibt es zu Hause Streit. An viel zu vielen Tagen hat das Wusel zu Hause Angst. Aber davon kann es keinem etwas sagen. Oder? Und wer hilft ihm, wer tröstet es, wer bringt es ins Bett, wenn es wieder so ist? Keiner. Oder?

Es kommt ein Tag, an dem Klein einfach von seiner Not erzählt. Die Erzieherin in der Kita ist so lieb, da traut es sich. Und das ändert alles. Ein kleines, starkes Bilder- und Gesprächsangebot. Ab 3.

Zusätzlich gibt es unter: www. klett-kinderbuch.de Material für die Kita als Download: Das Klein-Poster und Kleins Gefühle zum Ausmalen.

Bösemann

Bilderbuch

Wenn Kinder zuhause Angst haben müssen, wird an einem Tabu in unserer Gesellschaft gerührt: der häuslichen Gewalt.

Dieses Buch verstört und rüttelt auf. Es erzählt von Boj und seinem gewalttätigen Vater. Wenn der Vater wieder einmal sehr wütend ist, stellt sich der Junge vor, dass Bösemann von ihm Besitz ergriffen hat. Bösemann steht für die unberechenbare Seite seines Vaters.

Die Autorin vertritt die wichtige Botschaft: Es gibt keine Toleranz für gewalttätiges Verhalten. Den betroffenen Familien vermittelt sie: Ihr seid nicht allein. Es ist nicht eure Schuld. Ihr müsst darüber sprechen. Ab 5.

 

Böse

Bilderbuch

 

Alle Bauernhoftiere sind lieb und nett. Und alle können auch anders. Nur das Pferd scheint selbst für kleine Boshaftigkeiten zu brav. Doch als eine Maus herbeiraschelt, hebt das Pferd den Huf und tritt – klack! – auf die Maus.

Eine Maus einfach so zertreten? Alle sind fassungslos. Wie gemein ist das denn!

Das Pferd aber sieht die Katze funkelnd an und verlangt, dass sie das Mausen in Zukunft bleiben lässt: »Von jetzt an gehören alle Mäuse mir!« Die Katze nickt und geht.

Dann hebt das Pferd den Huf: »Danke!«, fiept die Maus, die sich im Hufeisen verstecken konnte. Eine hintergründige Geschichte über Abgründe und Gründe, über Sicht und Absicht. Ab 4.

 

Gut abgehangen

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Welche Regeln gehen zu weit?

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