

Liebe Leserin, lieber Leser,
gute Frage, gerade an dem Tag, an dem dieser Text entsteht: kaltes Nieselwetter, im Radio wird eben der Sieg von Trump verkündet, im Netz überbieten sich die Scharfmacher dieser Welt mit Ratschlägen, wer jetzt angeblich zurückstecken muss, weil endlich die Bedürfnisse des einfachen Bürgers im Focus stehen – egal, wer das sein soll.
Menschen, die angesichts von Krieg und Klimakatastrophe zielsicher den beschränktesten Straftäter als Staatslenker auswählen – ist diese Aussicht auszuhalten? Kann man es aushalten, dass auch bei uns der Trend zu denen tendiert, die abgedroschene Phrasen von vorgestern als Lösung für Zukunftsfragen anbieten? Ob in der Politik oder im Job mit Personalmangel: Es gilt, verdammt viel auszuhalten.
Kann man vom Aushalten profitieren? Vielleicht gehört es dazu, erst einmal die Gegenwart auszuhalten, um für ein Umdenken bereit zu sein. Ältere wissen, dass es das schon mal gab: im Westen die ewigen Kohl-Jahre mit „geistig-moralischer“ Rückwärts-Wende, im Osten die Politbüro-Greise, in Amerika den bizarren Reagan. Das kaum aushalten zu können, prägte ihre Jugend. Insofern bieten AfD und Trump hervorragende Voraussetzungen für junge Menschen von heute, sich für Klima und Gerechtigkeit statt Selbstgerechtigkeit einzusetzen.
Je oller die Typen, desto doller der Widerstand? Hoffen wir’s.
Wie hält man die Zeiten des Aushaltens aus? Indem man sie nicht nur passiv erträgt, sondern etwas tut und sich beim Eintreten für bessere Zeiten treu bleibt.
Gut, dass wir PädagogInnen die unvergleichliche Chance haben, etwas gegen die Welt der alten, frustrierten Deppen zu tun: Wir können ganz junge Menschen davon überzeugen, dass es Besseres gibt als diesen Hass auf alles, was anders ist. Wir haben trotz Personalmangels und geringen Einflusses auf Bildungspläne die Chance, Kinder von einem guten Miteinander zu überzeugen. Natürlich nicht durch Belehren und Ermahnen, sondern indem wir ihre Rechte achten und gemeinsam für eine Kita-Welt sorgen, in der sie mitbestimmen können, wie sie leben wollen.
Ja, wir halten diese Zeiten aus, weil wir wissen, was wir daraus machen können. Machst du mit?
Deine wamiki-Redaktion