Wer sich nicht wehrt …

Liebe Leserin, lieber Leser, wogegen wehrst Du Dich?

„Widerstand“ ist das Leitthema dieses Heftes. Das klingt zwar knackig, aber vielleicht auch etwas pathetisch. Passt der Begriff überhaupt in eine Zeit, in der es kaum um gegensätzliche Gesellschaftsvorstellungen geht, in der immer wieder der Konsens bemüht wird, in der die meisten Parteiprogramme sich nur in Details unterscheiden und man auch in der Welt der Pädagogik eher über Feinheiten diskutiert als über das große Ganze?

„Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, schrieb Bertolt Brecht. Ein Spruch, der auf keiner Demo fehlen darf. Macht Widerstand auch Sinn, wenn Recht grundsätzlich Recht bleibt?

Wie wehrst Du Dich? Im Kampf gegen erbitterte Gegner scheint manches Mittel recht. Wenn es dagegen um die Frage geht, wie wir leben und arbeiten wollen, wirken die üblichen Protestformen vergangener Tage bisweilen eher peinlich. Hungerstreik für bessere Vorbereitungszeiten?

In diesem Heft fragen wir deshalb, welche Protestformen wogegen angemessen und trotzdem erfolgreich sind. Wo kann man für eine gerechtere, bessere Welt streiten? Nur auf der Straße? Und: Welche Mittel bieten sich an?

Wehrt man sich eigentlich auch gegen Dich? Beim Thema „Widerstand“ kennen wir pädagogisch Tätige beide Seiten der Medaille. Auch gegen uns kann sich Widerstand regen – von Kindern, Jugendlichen, Eltern… Ist er berechtigt? Sollte es unser Ziel sein, so einvernehmlich mit unseren Klienten umzugehen, dass Widerstand nicht zweck-, sondern sinnlos ist? Ist es gar unsere besondere Aufgabe, Widerstand ab und an gezielt zu provozieren – oder zumindest seinen verbalen Bruder, den Widerspruch?

Fragen über Fragen, auf die wir im Heft Antworten suchen. Wir hoffen, damit bei Dir für Anregung zu sorgen – und für fruchtbaren Widerspruch.

Deine wamikis