Auffallen

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Heft beschäftigen wir uns mit dem „Auffallen“. Ein Thema voller spannender Widersprüche! Alle pädagogisch Tätigen haben vermutlich Kinder oder Klienten erlebt, auf die sie einen besonderen Blick warfen: „Die sind mir gleich aufgefallen!“ Ein schönes Kompliment.

Andererseits fallen uns manche Menschen automatisch mehr auf als andere. Tun sie das, weil sie besonders viel Aufmerksamkeit brauchen? Weil sie um jeden Preis auffallen wollen? Oder fallen sie auf, weil wir sie als Auffällige behandeln – und würden viel lieber in der Masse verschwinden?

Oft hört man: Heute gibt es viel mehr auffällige Kinder als früher. Das ist schon mathematisch interessant, denn je mehr Kinder auffallen, desto normaler – und damit unauffälliger – wäre das Auffallen dann. Gibt es wirklich einen Trend zu immer exaltierteren, aufmerksamkeitsheischenden, den Rahmen der Gruppe sprengenden Kindern? Oder waren sie schon immer da, fielen uns früher aber nicht auf, weil wir nicht genau hinschauten?

Fallt Ihr eigentlich gerne auf? Jeder und jede von uns hat ein ganz persönliches Verhältnis zum Auffallen. Manche mögen unauffällige Kleidung und knappe Wortbeiträge, andere lieben schrille Outfits und brauchen das Echo auf ihre Worte und Taten. Viele Menschen könnten persönliche Geschichten des Auffallens erzählen: Früher duckte ich mich weg, heute zeige ich mich und
stehe ich dazu, wie ich bin.

Man könnte fragen: Fallen wir alle stärker auf als früher? Sind wir bei all dem Geposte von Alltagsleben eine Gesellschaft der Auffallen-Wollenden?

Dass Euch beim Lesen viel auf-, zu- und einfällt,

wünscht

Eure wamiki-Redaktion