Macht-Verhältnisse

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast Du Macht? Oder hättest Du gerne welche? Hat jemand Macht über Dich? Wir vielleicht, indem wir Dir hiermit befehlen, diesen Satz bis zum Ende zu lesen – und Du das tatsächlich tust? Lehnst Du solche Machtspielchen ab?

In diesem Heft beschäftigen wir uns mit dem Thema „Macht“.
Wahrscheinlich geht es Dir damit wie uns: Schon das Wort Macht löst zunächst eher ungute Gefühle aus: DIE MACHT ist über uns! Unter manch einer Macht leiden wir bisweilen – aber müssen wir uns deshalb ohnmächtig fühlen? Nein, finden wir wamikis, aus vielerlei Gründen.

Erstens, weil wir in der Welt der Pädagogik unterwegs sind, in der Macht­verhältnisse nun einmal zum Grundkonstrukt zu gehören scheinen: Wir beaufsichtigen, belehren, beurteilen, stellen Regeln für Menschen auf, die vergleichsweise machtloser als wir sind – und können dabei schnell in die Nähe des Machtmissbrauchs geraten. Deshalb tut es uns gut, unsere Rolle als Machthaber genau anzuschauen.

Zweitens eröffnen sich uns, wenn wir das kleine oder auch deutlich größere Bisschen Macht in unserer Hand wahrhaben, viele Möglichkeiten, diese Macht walten zu lassen – für eine gute Sache. Davon sind wir pädagogischen Leute doch überzeugt, oder? Wir können mit Macht für eine gute Sache eintreten. Wir können die Öffentlichkeit oder unser persönliches Umfeld, die Kinder oder das Team im Sinne einer guten Sache beeinflussen. Genau das wollen wir wamikis und unsere Autorenschaft: Themen setzen, Position beziehen, Diskus­sionen ermöglichen und gemeinsam herausfinden, was eine gute Sache ist.

„Mit unsrer Macht ist nichts getan“, textete einst ein berühmter Jubilar und Reformator, der aus zeitlichen wie inhaltlichen Gründen leider kein wamiki-­Autor werden durfte. Wir sehen das komplett anders: Mit unserer Macht vermögen wir eine ganze Menge. Und angesichts mancher fragwürdiger, aber wahrscheinlich demokratisch gewählter Mächte bleibt uns nichts übrig, als unsere Macht bewusst für das Ziel einer fairen, friedlichen, vernünftigen, wohltuend erwachsenen und zugleich kindgerechten Welt einzusetzen.

Machst du mit?