Liebe Leserin, lieber Leser,
wie viele Regeln brauchst Du eigentlich, um gut durch den Alltag zu kommen? Und wer gibt sie vor? Bei Kindern scheint das klar zu sein. Kinder brauchen Regeln, behaupten viele Buchtitel. Das gilt auch für unser Redaktionskind wamiki. Deshalb streiten wir Mütter (jetzt ganz regulär mit Eva!) und Väter immer mal wieder, denn richtig klare, eherne Regeln, die man quasi einem Fließdiagramm mit festgelegten Verantwortlichkeiten entnehmen kann, gibt es nämlich nicht. Das sieht man schon im Impressum. Man merkt es auch daran, dass regelmäßig gefragt wird: Wer entscheidet eigentlich, welche Texte ins Heft kommen? Passt dieser Text zu unserer Vorstellung von Pädagogik – und wenn nicht: Wäre es trotzdem wichtig, ihn zu veröffentlichen? Oder ganz banal: Wer darf den Redaktionsschluss wie lange verpassen?
Bei solchen Entscheidungsfragen treten wir manchmal wie Lehrer oder Erzieherinnen als Sachwalter anderer Interessengruppen auf, nur dass sie bei uns nicht „die Eltern“, „die Kinder“ oder „das Konzept“ heißen. Nein, wir argumentieren mit Dir, lieber Leser, und vergessen im Eifer, dass Du wahrscheinlich eine Frau bist: „Dem Leser reichen doch keine drei Fotos neben dem Kreativ-Tipp!“ Oder: „Will der Leser klare Standpunkte, oder braucht er Texte, an denen er sich reiben kann?“ Und: „Ist das Editorial dem Leser nicht viel zu intern?“ Manchmal denken wir darüber nach, einen Leserabend – analog dem Elternabend – zu veranstalten, um zu erfahren, was Du wirklich denkst. Hättest Du Lust, daran teilzunehmen? Oder reicht Dir die Kommentarfunktion auf unserer Webseite? Apropos Webseite: Es gibt eine neue Regel für alle Leute ohne Jahresabo, nämlich: Ab jetzt wird bezahlt, denn die geballte pädagogische Kompetenz, abrufbar unter „mein wamiki“, gibt es nicht umsonst. Siehe www.wamiki.de/mein-wamiki. Kohle hin – Kohle her, ob sich vom schnöden Mammon mal abgesehen am Ende aus der direkten oder indirekten Kommunikation mit Dir und den anderen Leserinnen Regeln ableiten lassen, die uns helfen, die obigen Fragen zu beantworten – wer weiß?
Regeln, die niemand mehr in Frage stellt, könnten zu lähmender Routine führen: Alles wird so gemacht, wie es schon immer gemacht wurde. Klingt gefährlich – für spritzige Zeitschriften wie für lebendige Pädagogik. Andererseits: Lähmende Regeln könnten bewirken, dass wir Routinen in Frage stellen.
Vielleicht braucht man Regeln – schon allein um gegen sie verstoßen zu können. Ob und wie viele Regeln Menschen brauchen, um nicht nur miteinander klarzukommen, sondern auch produktiv und kreativ zu sein, haben wir für uns noch nicht herausgefunden. Deshalb reizte es uns, dieses Thema in seiner Vielfalt anzugehen – vom Verbot bis zur Spiel-Regel. Wir wünschen gute Unterhaltung und hoffen auf Resonanz.
Dein wamiki-Team