Liebe Leserin, lieber Leser,
musstest Du heute schon Konsequenzen ziehen?
Konsequenz, das Thema dieses Heftes, scheint allgegenwärtig in der Pädagogik zu sein: „Wenn du damit nicht aufhörst, dann…“, „Ich dachte, wir hätten ein für alle Mal festgelegt, im Team konsequent darauf zu achten…“, „Dann musst du aber auch mit Lea schimpfen, die hat angefangen…“
Statt zuzuhören, könnten wir auch in die Elternratgeber-Ecke im Buchladen schlüpfen, wo „Starke Kinder brauchen Grenzen“ neben „Regeln, Grenzen, Konsequenzen“ steht. Immer geht es darum, Kindern klarzumachen, dass jedes Handeln Folgen hat. Ärgerlich, dass die Stärke kleiner Kinder darin besteht, nicht immer an das Danach zu denken!
Musstest Du, liebe Leserin, lieber Leser, in letzter Zeit Konsequenzen tragen? Erwachsene, stellen wir manchmal fest, können zwar über die Folgen ihres Handelns nachdenken, aber Konsequenzen für von anderen Leuten als schwierig empfundenes Verhalten tragen sie genauso ungern wie Kinder.
Sind wir vielleicht beim Konsequenzen-Tragen ein bisschen aus der Übung? Geht es uns besser, wenn wir nicht die von anderen Menschen festgelegten Konsequenzen ertragen, sondern sie selbst ziehen? „Politiker XY sollte jetzt die Konsequenz ziehen und zurücktreten“, fordert immer mal wieder jemand. Zeichnet es Erwachsene aus, dass sie ihr eigenes Verhalten reflektieren und gegebenenfalls mit Konsequenzen sanktionieren?
Ist es ein Wert für Dich, konsequent zu sein? Auch das ist eine Frage, über die wir in diesem Heft nachdenken möchten. „Unbeirrbar seinen Weg gehen“ oder „Immer eine klare Meinung haben“ klingt gut – aber wo ist eigentlich die Grenze zum „beratungsresistenten Dickkopf“, der „notfalls über Leichen geht“? Gefällt uns konsequentes Auftreten bei Menschen, mit denen wir einer Meinung sind, während es uns bei Leuten mit gegenteiligen Meinungen nervt? Macht es einen Unterschied, ob Trump oder Obama konsequent ist?
Ist es gut, die Sache mit der Konsequenz manchmal nicht allzu genau zu nehmen? Indem man konsequent ist, aber mit reichlich Inkonsequenz? Gehört es zum Leben, zur Pädagogik, zur Erziehung dazu, Regeln mal ernster zu nehmen, mal weniger ernst? Ist es vielleicht der eigentliche Erziehungsauftrag, Kindern einen selbstbewussten Umgang mit Konsequenz zu vermitteln?
In diesem Heft wollen wir zum Nachdenken darüber anstiften, auf unsere manchmal vielleicht konsequente, dann wieder inkonsequente Weise.
Dass Du, liebe Leserin, lieber Leser, Deine ganz persönlichen Konsequenzen daraus ziehen kannst, wünscht Dir Deine* wamiki-Redaktion
*Oder Ihre. Schon, um nicht immer konsequent beim Du zu bleiben.
Foto Trennerseiten: Seleneos; complize; Nanduu/photocase.de