Liebe Leser*innen,
in diesem Heft beschäftigen wir uns mit dem Thema „Vertrauen“.
Damit ist es, sagen und schreiben viele Leute, nicht mehr so weit her: Das Gottvertrauen tritt in einer säkularen Gesellschaft in den Hintergrund. Der Vertrauensverlust gegenüber der Politik ist ebenso gewachsen wie das tiefe Misstrauen gegenüber Lebensmittelkonzernen, der Pharmaindustrie oder gar
den Internet-Riesen.
Ist es gut, dass wir so kritisch sind? Oder fehlt uns einfach die Fähigkeit, hinter anonymen Gesellschaften Menschen wahrzunehmen, die wie wir nichts Schlimmes im Sinn haben, sondern nur ihre Arbeit gut machen wollen? Kann man uns denn trauen?
Misstrauen entsteht, wenn man fühlt: Die sagen was anderes, als sie denken. Dem Fleischkonzern nimmt man deshalb aus gutem Grund nicht ab, sich „für das Tierwohl zu begeistern“, auch wenn das auf dessen Homepage steht.
Aber wie ist es mit uns? Auch für PädagogInnen gehört es dazu, zwischen sich und ihrer beruflichen Rolle zu unterscheiden. Was man euphemistisch als „professionelle Distanz“ bezeichnet, könnten die Eltern auch als „die sagen uns nicht, was Sache ist“ wahrnehmen. Wie kriegt man das hin, als PädagogIn „echt“ zu sein und trotzdem nicht alles zu offenbaren, was man besser für sich behält? Trauen wir einander?
Grundlage der Pädagogik ist das Vertrauen, das Kinder zu ihren BetreuerInnen empfinden. Tatsächlich vertrauen gerade kleine Kinder ihnen meist grenzenlos.
Ein guter Grund, sich immer wieder zu fragen: Werden wir diesem Vertrauensvorschuss der Kinder gerecht? Nutzen wir „blindes Vertrauen“ nicht manchmal aus? Und: Trauen wir den Kindern genug zu? Vertrauen wir darauf, dass sie über ihre Dinge selbst entscheiden können? Oder nehmen wir ihnen solche Entscheidungen misstrauisch ab?
Auf einen vertraulichen Gedankenaustausch freut sich
Eure wamiki-Redaktion